Rückblick auf die Ehrungen zu Heinrich Zilles 90. Todestag

Am 9. August jährte sich zum 90. Mal der Todestag von Heinrich Zille. Im Rahmen einer vom Kultur- und Heimatverein Radeburg e.V. organisierten Kranzniederlegung am Gedenkstein im Radeburger Stadtpark erinnerte Irene Andrä an das Leben und Wirken des Malers und Grafikers. Im Anschluss fand im Heimatmuseum Radeburg ein „Anekdotischer Gedenkabend“ mit dem Berbisdorfer Burghard Wilbat statt.

„Anekdotischer Gedenkabend“ mit dem Berbisdorfer Burghard Wilbat

„Anekdotischer Gedenkabend“ mit dem Berbisdorfer Burghard Wilbat und Bürgermeisterin Michaela Ritter

Irene Andrä bei ihrer Rede am Gedenkstein.

Irene Andrä bei ihrer Rede am Gedenkstein.

20 Zuhörer fanden sich am Gedenkstein ein.

20 Zuhörer fanden sich am Gedenkstein ein und nahmen auch am Anekdatischen Abend teil.

Irene Andrä skizzierte in ihrer Rede mit Bezügen zu Ergebnissen der Forschungsarbeit der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte des Vereins jene Seiten Heinrich Zilles, die ihn vor allem auch als Menschen charakterisierten. Der als Grafiker, Fotograf und Maler mit dem ehrenden Beinamen „Pinselheinrich“ in die Kunst- und Kulturgeschichte eingegangene Zille erlangte Berühmtheit mit seinen Darstellungen vor allem aus dem volkstümlichen Berlin.

Nach dem Studium bei Prof. Theodor Hosemann an der Königlichen Kunstschule, ersten Arbeiten als Zeichner und dann als Fotograf wandte Zille sich um die Wende zum 20. Jahrhundert zunehmend der gesellschaftlichen Unterschicht zu, die auch als Sujet in die Begrifflichkeit „Zille und sein Milljöh“ einging und in Szenen mit sozialkritischen Inhalten ihren Ausdruck fanden, die anfangs als Herabwürdigung Berlins, später jedoch allgemein geschätzt wurden.

Zille folgte dabei dem Rat seines einstigen Professors … „Gehen Sie lieber auf die Straße hinaus…“. Er wandte sich bewusster den sogenannten einfachen Leuten zu. Er studierte ihre Lebens-, Arbeits- und Familienverhältnisse und nahm sie quasi unter den „Pinsel“ und verlieh damit der damaligen gesellschaftlichen Entwicklung im einst kaiserlichen Deutschland und nach dem I. Weltkrieg bis an die dreißiger Jahre ein bleibendes Gesicht.

Zille gestern – Popularität und Volkstümlichkeit erlangte Zille vor dem Hintergrund seiner Freundschaften z. B. mit Max Liebermann, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Otto Nagel, August Kraus. Am Anfang war es eine durch Liebermann vermittelte Ausstellung von Zeichnungen in der Berliner Sezession, später kamen Veröffentlichungen in den Witz- und Satireblättern hinzu. Zille wurde so bekannt und war besonders im einfachen Volk beliebt. Anlässlich einer Geburtstagsfeier hat Max Liebermann Zille so charakterisiert: „Das große Mitleid regt sich in ihnen, und sie beeilen sich, wie Figaro sagt, darüber zu lachen, um nicht gezwungen zu sein, darüber zu weinen. Wir spüren die Tränen hinter ihrem Lachen“.

Zille heute - das ist das Wachhalten, das Erinnern an eine Persönlichkeit, die wir so nicht mehr im Alltag vorfinden. Zille lebte im wilhelminisch geprägten Zeitalter, in einer Zeit, in der das Wort und die Erfahrung des Elternhauses viel Heinrich Zille gestern und heutegalten und ein großes Gewicht hatten. Zilles Malerei und seine Bilder können wir heute als seine ganz spezielle, auch kritische Wortmeldung zu den damals bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen auffassen. Und ganz sicher hat er damals damit eines bewirkt, nämlich, in Gemeinschaft mit seinen Freunden Nachdenklichkeiten zu befördern und - dass darüber zunehmend gesprochen wurde.

Es ist durchaus eine Gewinn, wenn man sich mit Zille etwas intensiver beschäftigt, zumal sich die „Zillestadt“ mit ihrem ausgeprägten Vereinsleben - „Zille-Weihnachtsmarkt“ oder „Zille-Kneipen-nacht“, in unmittelbarer Nähe zu ihrem geistigen Namensgeber befindet und man dort auch manchen Rat holen kann.

 

Im Anschluss fand im Heimatmuseum Radeburg ein „Anekdotischer Gedenkabend“ mit dem Berbisdorfer Burghard Wilbat statt. "In vielfältiger Weise wurde an Zilles Kunst erinnert, die mit sarkastischem und teilweise überspitzem Humor oft tragische Szenen veranschaulichte, die sonst gern ausgeblendet werden," schrieb Michaela Ritter, Bürgermeisterin der Stadt, in unserer Druckausgabe, "Ich danke dem Kultur- und Heimatverein Radeburg e.V. für sein Engagement,
das Gedenken an den berühmten Sohn unserer Stadt lebendig zuhalten."