Vernissage: Zille-Preisträger Krumbiegel zeigt „komische Welt“ – auch komisch: Publikumspreis von Graf an Graf

Uwe Krumbiegel, Träger des Heinrich-Zille-Karikaturenpreises 2025, hat am 28. September im Heimatmuseum Radeburg seine Sonderausstellung eröffnet – mit überraschenden Fundstücken aus der Vorwendezeit. Gleichzeitig wurde der Publikumspreis an Lo Graf von Blickensdorf verliehen, der als „Tortengraf“ in den sozialen Medien Kultstatus genießt.

Im Januar wurde Uwe Krumbiegel als Gewinner des diesjährigen Heinrich-Zille-Karikaturenpreises geehrt. Verbunden mit dem Preis ist traditionell eine Personalausstellung im Heimatmuseum. Sie wurde am 28. September im Heimatmuseum eröffnet. 
Krumbiegel war bereits zur Preisverleihung im Januar in Radeburg zu erleben - mit den „verbalen Scharmützeln“ zwischen dem Berliner Schauspieler Walter Plathe und Peter Ufer. RAZ berichtete.

Zur Vernissage kamen zahlreiche Gäste – unter ihnen Bürgermeisterin Michaela Ritter, die Stadträte Rüdiger Stannek (Die Linke), Sylvia Herberger und Lothar Lucke (beide AfD) sowie die Jurymitglieder Dr. Peter Ufer, Museumsleiter Robert Rösler und Vorjahres-Preisträger Philipp Sturm. Krumbiegel gewährt in der Ausstellung erstmals einen Einblick in sein Archiv. Mitgebracht hat er deshalb auch Arbeiten aus der Zeit vor der Wende. „Vor 45 Jahren war meine Person aktiv in Tanzlokalen im Kreis Flöha und hat dort viele Erinnerungen gesammelt. In den letzten Tagen habe ich diese alten Arbeiten zusammengestellt und betrachtet, wobei einige Zeichnungen mir selber nicht mehr bekannt waren.“Die neue Schau versammelt rund 80 Blätter aus Krumbiegels „komischer Welt“ – darunter Arbeiten um den prämierten Cartoon „Heute kein Sex?“ Krumbiegel macht keinen Bogen um heiße Themen: Krieg, Erneuerbare Energien, Mobilität, soziale Medien, Gesundheit, Liebe, Ehe – an allem kann man sich die Finger verbrennen, Gedanken verrenken – alles ist zum Lachen, manchmal so lange, bis es gefriert… Man entdeckt viel sächsische Mentalität und denkt sich: ja genau, wenn man sich nur auch so ausdrücken könnte. Das glauben Sie nicht? Die Ausstellung „Krumbiegels komische Welt“ ist noch bis 3. Januar 2026 zu sehen. Machen sie sich selbst ein Bild – oder besser: einen Cartoon.

Lo Graf erhält Publikumspreis von Stefan Graf

Parallel zur Personalausstellung wurde der Publikumspreis 2025 vergeben – er geht an Lo Graf von Blickensdorf. Der Preis wird seit Beginn vom Ideenwerk Radeburg, Herausgeber des Radeburger Anzeigers, gestiftet. Laudator Dr. Peter Ufer nannte ihn augenzwinkernd den „eigentlichen Preis“, den „demokratisch vom Volk gewählten Preis“. Blickensdorf ist vielen Leserinnen und Lesern als @tortengraf bekannt; sein jüngstes Buch trägt den Titel „Cartoons … zum Wegschmeißen!“ (Eulenspiegel-Verlag).

Radeburger Anzeiger/RAZ24.info führte ein Kurzinterview mit dem Publikumsliebling:

RAZ: „Viele Ihrer Cartoons sind ja gezeichnete Kalauer. Aber man muss ja erst mal darauf kommen.“
Blickensdorf: „Ja. Sie liegen förmlich auf der Straße. Man muss unter die Leute gehen und einfach zuhören. Das habe ich dann einfach zu Papier gebracht und in den Sozialen Medien veröffentlicht. Ich fand das ja gar nicht so bedeutend. Ich hätte nie gedacht, dass mal ein Verlag auf mich zukommt und fragt, ob wir nicht ein Buch daraus machen wollen.“

RAZ: „Das verstehe ich. Zu dem Motto „Mensch, alter!“ fanden die Meisten dieses am besten (siehe Foto). Eheberater fragt Mann: Fühlen Sie sich von Ihrer Frau bevormundet?“ Frau antwortet: „Nein. Tut er nicht!“ Was für eine Essenz! Übrigens haben vorhin, als das Bild noch mal gezeigt wurde, am ehesten die Frauen gelacht. Ja, das traf wohl einen Nerv. 
Wie sind Sie auf diese Namen gekommen: Lo Graf von Blickensdorf und Tortengraf?“
Blickensdorf: „Blickensdorf ist mein richtiger Name, ich habe nur den Titel dazu genommen …“

RAZ: „Sie wurden gerade von Peter Ufer als ‘richtiger Graf’ vorgestellt, da haben Sie bescheiden abgewunken…“
Blickensdorf: „Weil es nur eine Kunstfigur ist. ‚Werden Sie doch Graf!‘ – Das war ein Vorschlag von Harald Schmidt für den ich mal Texte geschrieben habe und seitdem trete ich so auf. Eigentlich entstanden die Karikaturen nur so nebenbei, aber mit der Zeit geht mir das leicht von der Hand.

RAZ: Und was ist mit dem Vornamen? Lo?“
Blickensdorf: „Das kommt von Lothar, das ist mein richtiger Vorname.“

RAZ: „Dann dürfen wir zum Publikumspreis herzlich gratulieren, der diesmal selbst kalauert. Der Preis ging von Graf zu Graf, von Stefan Graf vom Ideenwerk zu Lo Graf von Blickensdorf. Herrlich! Ja, und Sie haben sich heute herzlich persönlich bedankt bei den Ausrichtern der Veranstaltung, bei der Bürgermeisterin und bei den Herren Peter Ufer und Mario Süßenguth von der Galerie Komische Meister. Vielleicht klappt es ja auch mal mit dem Hauptpreis bei einem der nächsten Wettbewerbe.“
Blickensdorf: „Vielen Dank!“

Es sei noch nachgetragen: durch seinen satirischen Roman „Abnehmen mit Torte“ kam er zu seinem Spitznamen „Tortengraf“ – als solcher gastierte er auch im Stadtcafé Mensch in Radeburg – schon bevor es den Zillepreis gab. Seit der ersten Ausschreibung des Zille-Preises im Jahr 2018 reicht Lo Graf von Blickensdorf regelmäßig Blätter zum jeweiligen Motto ein.

Wettbewerb 2026 gestartet

Die Ausschreibung für den Heinrich-Zille-Karikaturenpreis 2026 steht: Unter dem Motto „Jetzt krachts! – Das Leben ist ein Pulverfass“ sucht die Zille-Geburtsstadt Radeburg gemeinsam mit der Galerie Komische Meister Dresden Cartoons und Karikaturen, die Konflikte in all ihren Facetten – vom großen Weltgeschehen bis zum kleinen Alltagskrach – satirisch, humorvoll, bissig oder heiter beleuchten. Der Jury-Preis ist mit 1.000 Euro dotiert (gestiftet von REWE PETZ Radeburg), der Publikumspreis mit 500 Euro (gestiftet vom Ideenwerk Radeburg). 

Einsendeschluss ist der 16. Novem-
ber 2025. Zugelassen sind pro Person mindestens drei und maximal zehn Arbeiten im JPG-Format, zu senden an galeriekomischemeister@web.de. Mit der Einreichung werden die Teilnahme- und Vertragsbedingungen anerkannt, abrufbar unter www.komischemeister.de („Heinrich-Zille-Karikaturenpreis 2026“). Die Preisverleihung wird voraussichtlich am 10. Januar 2026 stattfinden, genau am 168. Geburtstag des berühmten Sohnes unserer Stadt. Die Ausstellung der besten Einsendungen wird ab diesem Tag im Heimatmuseum zu sehen sein. Die Auslober Mario Süßenguth und Dr. Peter Ufer freuen sich auf Beiträge, die „aktuell oder zeitlos, politisch oder unpolitisch sein dürfen – Hauptsache: komisch.“