Kahlschlag in Sachsens Wäldern?

Anscheinend wird in unserer Region abgeholzt wie noch nie – oder trügt der Schein? Fakt ist: Steigende Nachfrage treiben die Holzpreise und diese treiben die Baukosten in die Höhe, fehlendes Holzangebot gefährdet den Warenverkehr und damit die Konjunktur. Zudem kommen die steigenden Preise bei den Waldbesitzern nicht an.

Holztransporter auf der A13 bei Radeburg

A13 bei Radeburg: Holztransporter haben es derzeit eilig, denn Holz ist knapp wie nie.

Die anhaltende starke Nachfrage der Bauwirtschaft, eine pandemiebedingt gut laufende Nachfrage in den Baumärkten und eine weltweit gestiegene Nachfrage nach Bauholz und anderen Holzrohstoffen spiegelt sich in deutlich steigenden Holzpreisen im Freistaat Sachsen nieder. Vor allem chinesische und US-amerikanische Firmen kaufen derzeit die Vorräte auf dem Weltmarkt auf und verteuern diese. „Im vorigen Jahr haben die Exporte von Nadelschnittholz aus Deutschland in die USA mit 1,63 Millionen Kubikmetern im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent zugenommen. Damit ist Deutschland in den USA hinter Kanada (30,8 Millionen Kubikmeter) der zweitwichtigste Lieferant für Nadelschnittholz. Gleichzeitig haben die Nadelschnittholzpreise in den USA zum Jahresende 2020 wieder Rekordniveau erreicht,“ schreibt das Fachblatt Agrarheute. „Wurden zu Quartalsbeginn bei Frischholz noch Preise für Fichtenabschnitte 2b+ von knapp über 70,00 Euro aufgerufen, waren zum Jahresende hin Preissprünge auf über 80,00 Euro für das gleiche Sortiment zu verzeichnen,“ heißt es weiter. „Für frisches Fichten-Langholz wurde fast durchgängig über 80,00 Euro bezahlt. Die Abschläge für schlechte Käferqualitäten betrugen in den meisten Fällen 25,00 - 35,00 Euro pro Festmeter. Nun soll der Einschlag von Fichtenholz gesetzlich begrenzt werden - was das Angebot weiter verknappen würde. Der Markt für Kiefernrundholz hat sich im Sog der starken Nachfrage nach Fichte ebenfalls belebt - allerdings bei unbefriedigenden Preisen von um die 60,00 Euro.“ Auch der Preis für Industrieholz ist derzeit noch niedrig. Der Preisindex lag verglichen mit 2015 immer noch bei nur ca. 60%. 
Auch der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) e.V. schlägt Alarm: Hält die Rohstoffknappheit auf dem deutschen Holzmarkt weiter an, können Palettenproduzenten und andere Holzpackmittelhersteller schon in Kürze nicht mehr ausreichend produzieren. Es drohen spürbare Beeinträchtigungen für den gesamten Warenverkehr – innerhalb Deutschlands und beim Export. „Dann sprechen wir nicht mehr bloß davon, dass Klopapier knapp wird. Auch der Lebensmittelbereich, die Chemieindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau werden davon deutlich betroffen sein“, warnt HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner. 
Erste Betriebe der Paletten- und Holzpackmittelindustrie haben für ihre Kunden seit Kurzem Obergrenzen eingeführt und liefern nur noch feste Kontingente, berichtet der Geschäftsführer. „Von der Rohstoffsituation sind unsere Unternehmen alle betroffen.“ Ausfuhren nach China und in die USA haben die Holzverfügbarkeit in den letzten Monaten drastisch verschärft. Bestimmte Schnittholzsortimente und Holzwerkstoffe, wie Sperrholz und OSB-Platten, seien derzeit kaum verfügbar. 
Während aufgrund der Nachfrage im Groß- und Einzelhandel die Preise kräftig gestiegen sind, wie der MDR berichtet, haben Waldbesitzer von dem Preisanstieg kaum etwas. Aufgrund der Schäden durch die Stürme der letzten Jahre, den Borkenkäfer und wegen des dritten Jahres Trockenheit in Folge sind zunächst große Mengen an Schadholz anfällig, die jetzt aus den Wäldern geschafft werden – für diese ist aber keine entsprechende Nachfrage da. Dabei bräuchten sie das Geld dringend, um den nötigen Waldumbau voranzutreiben. Das sorgt bei vielen für Ärger. 
Das Thema beschäftigt nun auch die sächsische Politik. Welche Möglichkeiten die politische Ebene in Sachsen hat, wie man gemeinsam das Ziel nach bezahlbaren Rohstoffen für Sachsens Unternehmer angehen und regionale Wirtschaftskreisläufe stärken kann – dazu luden der Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Martin Dulig, sowie der Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther, am Montag, dem 10. Mai 2021, Vertreter der sächsischen Wirtschaft, Fachverbände und Kammern zu einem Runden Tisch ein.
Gemeinsam wollen sie über die Ursachen und Auswirkungen der aktuelle Situation am Holzmarkt beraten und Handlungsmöglichkeiten auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene erörtern. Die Ergebnisse dieser Konferenz liegen derzeit noch nicht vor, wir werden aber hier weiter informieren.