2026: 800 Jahre Schützenverein - hat es jemand auf dem Schirm?

Wie kann das sein, dass der Schützenverein Radeburg älter ist als Radeburg? Gute Frage! In der Druckausgabe vom Oktober druckten wir einen Beitrag vom Schützenverein unter dem Titel "Das Schützenwesen im Wandel der Zeit". Dem geneigten Leser könnte aufgefallen sein, dass der "Priv. Schützenverein 1226" Radeburg e.V. älter ist als Radeburg selbst, das 1248 erstmals *sicher* urkundlich erwähnt wurde. Die Schützen berufen sich auf die 700 Jahrfeier 1926, ansonsten gilt die erste urkundliche Erwähnung, also die älteste auffindbare Urkunde, auf die man sich bei kommunalen Jubiläen stützt. Dass es Radeburg bereits seit dem Ende des 12. Jahrhunderts gegeben haben muss, ist unter Historikern unbestritten. Deshalb besteht zwischen den beiden Jubiläen auch kein Widerspruch. Übrigens: Im Jahr 1989 feierte Radeburg seine 700-Jahrfeier "als Stadt". In einer Urkunde aus dem Jahr 1288 wurde Radeburg erstmals als Stadt ("Oppidum" - Marktflecken) erwähnt.

Schützengesellschaft zu Radeburg bei der 700-Jahrfeier

Das Schützenwesen im Wandel der Zeit

Das Künftige gestalten heißt auch: das Vergangene bewahren

Das Schützenwesen bestimmte über viele Jahrhunderte die Geschicke der Städte und Gemeinden in ganz Deutschland und darüber hinaus.
Erst in den letzten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg begann man mit dem sportlichen Schießen in Deutschland. Die Generation, die unter dem zweiten Weltkrieg stark gelitten hatte, wollte mit Recht keine Waffe mehr anfassen, weil man gesehen hatte, welches furchtbare Leid daraus entstanden war. Die Entwicklung des Schützenwesens nach dem 2. Weltkrieg verlief in den beiden deutschen Staaten völlig unterschiedlich. Unmittelbar nach Kriegsende gestatteten die westlichen Alliierten die Wiedergründung der Vereine, so auch die der Schützenvereine. Alles, was diese Vereine vor dem Krieg besaßen, wurde ihnen zurückgegeben. Ganz anders die Entwicklung im Osten von Deutschland. Sowohl die sowjetische Besatzungsmacht, als auch die damaligen politischen Führer hatten Angst vor der Zulassung von Schusswaffen an private Personen. Das Vermögen der Schützenvereine wurde beschlagnahmt.
Eine Neugründung von Schützenvereinen blieb so bis zur politischen Wende in Ostdeutschland unmöglich. 

Der Schützenverein in Radeburg hatte vor dem Krieg ca. 70 Mitglieder, ein Foto von der 700-Jahrfeier 1926 (siehe oben) kann das belegen – alle damaligen Vereinsmitglieder sind uns namentlich bekannt. Ein großzügiges Schützenhaus (späterer Lindengarten) der wiederum der Baumaßnahme für den Lidl- Einkaufsmarkt weichen musste, war Eigentum des Schützenvereines, genauso wie eine 100-Meter Schießbahn, sowie einige Ländereien um Radeburg.
Immer zum Pfingstfest fand in Radeburg ein großes Schützenfest statt.
Es war eines der wichtigsten kulturellen Höhepunkte in der Stadt Radeburg. Vieles dazu kann man heute im neu gestalteten Heimatmuseum von Radeburg eindrucksvoll sehen.
Regelmäßig kamen zu diesen Schützenfesten auch Vertreter des sächsischen Königshauses.  Das belegen viele Pokale und Ehrenschalen aus den Jahren 1770 bis 1793. 1875 stiftete König Albert von Sachsen der Radeburger Schützengesellschaft eine Vereinsfahne. Das Original kann heute noch im Heimatmuseum der Stadt Radeburg bestaunt werden. 
Der Anfang der Neugründung der Radeburger Schützengesellschaft 1226 e.V. war sehr schwer und mühevoll. Am 23.06.1997 fand die Neugründungsveranstaltung in der Gaststätte des Lindengartens statt. Zunächst bestand unsere Uniform nur aus einem weißen Hemd mit einer Schärpe. So fuhren wir in den 90iger Jahren zu einem der größten Schützenfeste Deutschlands nach Hannover. Rund 10.000 Schützen und unzählige Musikkapellen bildeten einen festlichen Umzug. Auf unserer Schärpe stand 1226 als Gründungsjahr, was zum großen Erstaunen der Mitglieder der großen westdeutschen Schützenvereine führte. Unser Zugpferd war damals unser Schützenbruder Kurt Georg, als einer der ältesten noch aktiven Sportschützen Deutschlands. Einige Jahre später
kamen dann unsere Zweireiher als Schützenuniform dazu. 2001, nach einer kurzen Spendenaktion unserer Vereinsmitglieder, waren die 6.000,- DM eingesammelt und die neue Vereinsfahne konnte in Anlehnung an die originale Vereinsfahne in Eibenstock wieder nachproduziert werden. Noch im gleichen Jahr fand die feierliche Fahnenweihe auf dem Marktplatz in Radeburg statt. Ehrengast war damals der Urenkel des letzten sächsischen Königs Dr. Albert Prinz von Sachsen und dessen Gattin Elmira Prinzessin von Sachsen und Herzogin zu Sachsen. Eine sehr gute Rede kam an diesem Tag von unserem Pfarrer Martin Koch.
Es war eine sehr ergreifende Rede, die uns und vielen Radeburgern noch lebhaft in Erinnerung ist.
Nun steht wieder ein Großereignis vor unserer Tür. Am 05.und 06.Juni 2026 wird das 800-jährige Bestehen des Schützenwesens in Radeburg gefeiert. Hoffentlich wieder bei schönem Wetter soll dieses Jubiläum gebührend auf dem Marktplatz gefeiert werden. Viele Ehrengäste werden dazu eingeladen, um mit uns und möglichst vielen Radeburgern diesen Tag feierlich zu begehen.
Die Mitgliederschaft unseres Schützenvereines hat sich im Rahmen eines Mitgliedervotums im Juli mit überwältigender Mehrheit für die Durchführung einer Jubiläumsfeier und für den Bau eines Vereinsraumes mit einer 
10 m Schießbahnanlage entschieden. Den künftigen Vereinsraum wollen wir so gestalten, dass wir die Entwicklung des Schützenvereines von den Jahren 1926 bis in die heutigen Tage abbilden. Dazu rufen wir alle Radeburger auf, uns bei diesem Vorhaben zu unterstützen. Wenn Sie noch alte Utensilien aus dieser Zeit entbehren können, würden wir diese gern als Dauerleihgabe übernehmen. Für diese Zeitzeugen soll eine historische Ehrenwand im neuen Vereinsraum entstehen, die Spender werden auf Wusch namentlich genannt. Wir werden auch ab Oktober viele mögliche Spender und Sponsoren ansprechen und anschreiben und um Unterstützung für unsere Vorhaben bitten. 
Unsere ganze Aufmerksamkeit soll künftig auf die Jugendarbeit gelenkt werden. Regelmäßiges Training einer Jugendmannschaft wird in den nächsten Jahren zum Erfolg führen. Unsere Sportschützen im Seniorenbereich haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass man mit Training sehr viel erreichen kann. So haben Radeburger Schützen viele Landesmeistertitel bei den Luftdruckdisziplinen und den Kleinkaliberdisziplinen errungen.
Erstmalig werden die Schützen Peter Zimmer bei den Deutschen Meisterschaften 2025 in Hannover in der Disziplin Luftpistole Auflage, sowie Sylvana Pfaltz und Dieter Pfaltz in Dortmund in der Disziplin Luftgewehr Auflage an den Start gehen dürfen. Wir können hier noch nicht mit Medaillen rechnen, aber allein die Teilnahme ist schon ein großer Erfolg und wäre ein Novum für die Radeburger Schützen.