Zilleschüler aus Radeburg in Auschwitz: Gegen das Vergessen...

Am 21.08.2018 machten sich 43 Schüler der 9. und 10. Klassen unserer Oberschule auf den Weg nach Krakau, um dort noch mehr zur Geschichte um den 2. Weltkrieg zu erfahren. Im Mittelpunkt unserer Reise stand dabei aber vor allem alles um die Thematik „Judenvernichtung“.

Eingangstor im Stammlager Auschwitz

Eingangstor im Stammlager Auschwitz.

Schlafsaal der Gefangenen

Schlafsaal der Gefangenen

Privatfotos der Häftlinge

Privatfotos der Häftlinge

Gegen 6.00 Uhr startete unser Bus nach Oswieciem. Nach einer langen und anstrengenden Fahrt, auf der wir uns den sehr beeindruckenden Film „Schindlers Liste“ anschauten, kamen wir gegen 13 Uhr am Stammlager Auschwitz an. Eine halbe Stunde später begann unsere Führung. Unser Rundgang startete am großen Torbogen mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“. Danach besichtigten wir einige Baracken, in welchen die Häftlinge früher lebten. Allerdings handelte es sich bei den meisten nicht mehr um den Originalzustand, sondern wurden diese für Ausstellungen umgebaut. Neben diesen Häusern gab es noch die sogenannten Dauerausstellungen, in denen es um das Leben der Gefangenen, den Todesblock und die Vernichtung ging.

Besonders erschreckend war die Ausstellung „Das Leben der Gefangenen“, in der Fotos der Gefangen zu ihrer Ankunft in Ausschwitz und nachdem sie bereits ein paar Wochen unter den harten Bedingungen, unter denen sie dort arbeiten mussten, zu sehen waren. Viele waren abgemagert und sahen sehr krank aus. Doch unsere Stimmung wurde noch mehr getrübt, als wir einen Schaukasten sahen, wo Bescheinigungen von Josef Mengele ausgestellt waren, der verschiedene Experimente mit den Häftlingen dort durchführte, und das sowohl mit Erwachsenen, als auch mit Kindern und Babys. Eine Kopie stach uns dabei aber besonders ins Auge, denn unter „Objekt“ war „Kopf eines 12-Jährigen Kindes“ angegeben, was uns einen Schauer über den Rücken jagte, denn jeder hatte gleich dementsprechende Bilder vor Augen. Am Ende dieser Ausstellung gingen wir einen Block weiter, in dem es um physische Beweise für Verbrechen ging. Dort waren Sachen ermordeter Juden ausgestellt. Besonders schlimm war ein Raum, in dem die Haare der Juden zu sehen waren. Wir erfuhren, dass es sich dabei um etwa sieben Tonnen handelt und wofür sie verwendet wurden.

Nach der etwa vierstündigen Führung ging unsere Reise zu unserem Hotel nach Krakau, wo wir uns kurz ausruhen konnten. Abends fuhren wir alle gemeinsam ins Zentrum dieser wunderschönen Stadt, wo wir eine kleine Aufgabe erhielten und danach wieder selbstständig ins Hotel zurückfinden sollten.

Als wir uns am zweiten Tag auf dem Weg zum Lager Birkenau begaben, war uns noch nicht ganz klar, was uns erwarten würde. Wir rechneten damit, dass es so sei wie Auschwitz, was wir am Vortag besichtigt hatten. Doch Birkenau war noch viel erschreckender. Ein beklemmendes Gefühl befiel uns.

Unsere Führung begann am Haupttor. Wir bekamen einen Lagerplan. Dann liefen wir zu den ersten Baracken. Dort standen wir nun in einem schäbigen Holzhaus, dass mit „Hochbetten“ bestückt war, „Hochbetten“, auf denen mindestens 40 Menschen schlafen mussten. Es gab keine Heizung, sodass die Häftlinge im Winter frieren mussten. Ein kalter Schauer lief uns über den Rücken, als uns dieses Szenarium geschildert wurde. Neben der Schlafbaracke befand sich die sogenannte Sanitärbaracke. Doch die Gefangenen durften nur zweimal am Tag diese Baracke besuchen, den Rest mussten sie sich unterdrücken oder einfach „laufen“ lassen. Nach einem kurzen Marsch an den Gleisen kamen wir wieder an Baracken an. Doch diese waren anders, sie waren auf eine Art isoliert. Hier wurden die Kinder und Frauen „aufbewahrt“. Wir besichtigten die Schlafstätten der Kinder und es war erschreckend. Sie schliefen auf Holzvierecken, die zwischen zwei Säulen aufgebaut waren. Auf einem der Vierecke schliefen bis zu 10 Kinder. Wenn kein Platz mehr war, mussten Kinder unter den Holzvierecken auf dem Boden übernachten. Nun liefen wir wieder zum Hauptweg und von dort zu einer ehemaligen Gaskammer, die vor der Befreiung des Lagers gesprengt wurde. Da standen wir nun vor einer Ruine, die so viele Menschen in den Tod geschickt hat. Allein der Gedanke, dass hier Menschen auf schreckliche Weise umgekommen sind, machte uns nachdenklich. Eine gewisse Trauer überfiel uns. Nachdem wir die Ruine besichtigt hatten, gingen wir zum Denkmal. Jeder von uns legte einen Stein darauf. Dies ist ein jüdisches Ritual, um die Toten zu ehren. Nach einer Schweigeminute lasen wir ein Gedicht vor, das nochmal verdeutlichen sollte, was sich in Birkenau zugetragen hatte. Alle waren sehr bewegt und emotional. Diese beiden Tage in den Konzentrationslagern haben uns alle tief bewegt.

Unser vorletzter Tag begann gegen 10 Uhr mit einem Stadtrundgang durch die wunderschöne Stadt Krakau. Auf diesem konnten wir unter anderem die Schindlerfabrik, die Marienkirche, das Ghetto und eine Synagoge besichtigen. Ab 15 Uhr konnten wir uns in kleinen Gruppen in der Stadt frei bewegen, doch die meisten von uns gingen bereits ziemlich zeitig ins Hotel zurück, denn nach einer etwa fünfstündigen Stadtführung taten uns die Füße ganz schön weh. Nach dem Abendessen fuhren wir noch einmal ins malerische Zentrum, wo uns dann ein paar Stunden zur freien Verfügung standen. Doch viele hielten sich nicht sehr lange in der Stadt auf, denn im Hotel stand ja noch Kofferpacken auf dem Programm...

Der letzte Tag „startete“ bereits sehr früh. Nachdem alle gefrühstückt und ausgecheckt hatten, machten wir uns gegen 8.30 Uhr auf den Weg zum Sender Gleiwitz. Denn bevor es für uns wieder zurück nach Hause ging, hatten wir dort noch eine einstündige Führung. Dort wurde am 31. August 1939 ein Überfall von der SS vorgetäuscht. Dies war ein Vorwand für den Angriff auf Polen. Mit der Ausrufung dieses angeblichen Aufstandes über ein „Gewittermikrophon“, in einer knapp vierminütigen Rede, wurde der 2. Weltkrieg ausgelöst. Im Anschluss schauten wir uns dann noch einen Film darüber an, bevor wir die etwa sechsstündige Heimfahrt antraten.

Obwohl die Reise ziemlich anstrengend war, vergingen die vier Tage wie im Flug und jeder von uns wäre sicher gern noch länger dageblieben. Wir konnten viel Neues lernen, vor allem zum Thema „Judenvernichtung“. Durch die Führungen in Auschwitz und Birkenau bekamen wir noch mehr Eindrücke davon, wie es den Gefangenen dort erging.

Alles in allem waren es vier sehr anstrengende Tage, aber auf jeden Fall war die Reise lohnenswert und sehr beeindruckend. Sie hat sicher nicht nur bei uns, sondern bei allen bleibende Eindrücke hinterlassen.