1957 wurde der Elferrat von RABU gegründet, aus dem 1979 der Radeburger Carnevals Club (RCC) hervorging. Lothar Thomas war mit dabei. Er sorgte in den Anfangsjahren mit seinen närrischen Vehikeln stets für Begeisterung. Gleich beim ersten Umzug in der 2. Saison befeuerte er mit seinem „Kamera-Kollektiv“ Gerüchte, dass das DDR-Fernsehen zum Umzug käme. Zu dem Zweck hatte er einen Hanomag der schrottreif am „Lindengarten“ stand, notdürftig wieder flott gemacht und dieser fuhr dann puffend und krachend über die Umzugsstrecke. Ein Jahr später war es dann schon eine RABU-Rakete. Man bedenke, dass damals Raumfahrt noch ein „Hundejob“ war.
Fahrzeuge waren nicht nur Beruf, sondern Leidenschaft. Das Schrauben, Tüfteln und nicht zuletzt: sportlich Fahren – dafür brannte er. 1960 wechselte er vom Motorrad auf vier Räder. „Parallel“ absolvierte er eine Ausbildung zum Kfz-Meister, die er 1964 abschloss und eröffnete eine Škoda-Werkstatt, in der er später nicht nur Fahrzeuge reparierte, sondern auch echte Renner baute.
Nach einem Tipp von einem Freund konnte er sich in Ebersbach Fragmente eines Fiat besorgen und daraus einen Formel-Rennwagen zusammenschrauben. Damit fuhr er seine ersten Rennen in der 1959 gegründeten Formel Junior und stieg später, passend zu seiner Werkstatt, auf Škoda um. Den Anfang machte ein MB 1000. Aber erst mit dem S100 erfolgte sein großer Durchbruch: 1974 wurde er DDR-Meister– ein Sieg, der auch in Radeburg gefeiert wurde. Zwei Jahre später wiederholte er diesen Erfolg und wurde zudem bester DDR-Fahrer im osteuropäischen „Pokal der Freundschaft“. Jedoch sind die tschechischen Fahrer im Škoda 130 RS überlegen. Um mit ihnen mitzuhalten, hatte er wieder eine verrückte Idee: Ein Unfall-Chassis aus der Tschechoslowakei fand seinen Weg – eine Story für sich – in seine Werkstatt. Um alle Teile zusammen zu bekommen, musste er über 50mal nach Mladá Boleslav fahren, unzählige Tauschgeschäfte (Küchenmaschinen, Radios) waren nötig, zumal der Währungstausch begrenzt war – und am Ende stand sein Rennwagen: wieder aufgebaut, mit Herzblut und Improvisation.
Ein weiteres Kapitel seiner Kreativität: Die legendären LTR-Felgen – dreiteilige Aluminiumräder, entwickelt in den 1970er-Jahren in Radeburg, beliebt unter Motorsportlern und heute noch geschätzt von Oldtimer-Fans. Das Patent: die Felge waren mit wenigen Handgriffen auf jedwede Reifenbreite zu bringen.
Seine aktive Motorsportkarriere beendete Lothar 1978 unfreiwillig: die Einführung der Typgenehmigung schloss Eigenbauten, wie Lothar Thomas sie fertigte, aus. Praktisch mussten alle Fahrzeugteile vom Original-Hersteller sein. Der 130 RS wurde abgestellt – bis er zur Wende in Radeburg zum zweiten Mal das Licht der Welt erblickte.
So stieg er 1990 mit 65 Jahren wieder ins „Renngeschehen“ ein. Es waren zunächst kleinere Rennen, bis die Historischen Automobilrennsport Interessengemeinschaft Ostdeutschland (HAIGO) ab 2004 eine Rennserie startete, die später der ADAC übernahm und der nun als ADAC Historic Cup Ost läuft. 2005, im Alter von 70 Jahren(!), wurde er in dieser Serie Vizemeister und konnte diesen Erfolg 2007 noch einmal wiederholen. Bei der „Sachsenring-Classic“ drehte Lothar Thomas auch in diesem Jahr wieder einige schnelle Runden.
Die Motorsporttradition lebt die ganze Familie: Lothars Frau Barbara war jahrelang dabei. Sein Sohn Maik stieg auch in die Ost-Rennserie ein. Beim Historic-Cup-Rennen im Mai auf dem Sachsenring, das diesmal im Zeichen des 130jährigen Škoda-Jubiläums stand, belegte er in seinem Škoda Favorit Platz 4. Und Lothars Tochter Sybille führt seit 2008 die Werkstatt des Vaters weiter. Und nicht nur das: Die Autohaus Thomas Sportwagen GmbH setzt markenmäßig und sportlich noch einen drauf, was an dem Namen der Webseite unschwer abzulesen ist: www.dresden.ferraridealers.com
Jürgen Rädlein, dessen Vater Frieder zum gemeinsamen Freundeskreis von Heinz Melkus und Lothar Thomas gehört, schreibt auf Facebook über den Jubilar: „Ein Leben für den Motorsport wie es nicht besser geht, ein Mann der vollkommen bodenständig geblieben ist ohne irgendwelche Starallüren.“ Das wird auch in Radeburg jeder bestätigen. Unsere Stadt zieht sämtliche Sturzhelme, Narrenkappen und Hüte und zollt dem Jubilar Respekt für diese Lebensleistung.
(Beitrag für den RAZ bearbeitet auf der Grundlage eines Artikels von Škoda-Storyboard.com und nach Informationen von Maik Thomas.Vielen Dank!)