Unternehmen aus Radeburg sorgt für virenfreie Klassenzimmer

Angebote von Luftreinigungssystemen, die jetzt angeblich auch Coronaviren beseitigen sollen, füllen die Spam-Ordner der Behörden. Anbieter von echten Lösungen haben es schwer, sich von Scharlatanen und Betrügern abzugrenzen, die nur schnell Kasse machen wollen. Ein Radeburger Unternehmen bietet eine seriöse Lösung an, aber nur der Leiter der Zilleschule, Michael Ufert, hat ihm bisher eine Chance gegeben.

 „V-Lab300“ im Lehrerzimmer der Heinrich-Zille-Oberschule Radeburg

„V-Lab300“ im Lehrerzimmer der Heinrich-Zille-Oberschule Radeburg

Im November schrieben wir über die stark von der Kultur- und Eventszene abhängige Firma Kruhl Produktions- und Medientechnik GmbH. Sebastian Kruhl gab im Interview seine Sicht auf die vom Lock Down besonders gebeutelte Szene wieder – auf 6 Millionen Menschen, denen über Nacht de facto Berufsverbot erteilt wurde, das inzwischen seit einem Jahr besteht.
Viele Betroffene aus dem Eventbereich suchen inzwischen eigene Wege aus der Misere. Manche gehen einfach in ihre „alten“ Berufe zurück, gehen in Postverteilzentren, liefern als Amazonbote, helfen im Gesundheitswesen oder versuchen, als „Youtuber“ ein spärliches Einkommen zu erzielen. Manche, wie die Kruhl GmbH, versuchen, ihr technisches Know How in den Kampf gegen die Pandemie einzubringen.
Die Firma Kruhl ist langjähriger Partner der LANG AG, einer der führenden Spezialisten für LED-Technik im Event-Bereich. Zwei Tochterunternehmen, die audiovisuelle Technik produzieren, schlossen sich vor einem Jahr zur Exact Solutions GmbH zusammen, um mit den Bausteinen der Medientechnik nun Technik für „Public Space Hygiene“ (Hygiene für den öffentlichen Raum) zu produzieren.

Nun könnte man meinen, solche Technik wird ja schon überall angeboten – selbst in Großmärkten. „Da werden einfach auf Luftreinigungsgeräte Aufkleber geklebt, auf denen steht ‚auch gegen Covoid-19 wirksam‘, aber solche Geräte haben gegenüber der Innovation unserer Partner ganz wesentliche Nachteile. Sie nutzen Filter, die in bestimmten Wartungszyklen personal- und materialintensiv durchgeführt werden müssen. Die Filter sind am Ende voller Viren und Bakterien, die nicht abgetötet werden und beim Abtransport wieder zu Kontaminationen führen können. Außerdem trocknen diese Filter die Luft aus. Das belastet die Gesundheit. Kopfschmerzen, Ermüdung, Reizungen der Augen und Infektionen der Atemwege können die Folge sein – also das Gegenteil von dem, was eigentlich gewollt ist.

Die Innovation besteht darin, dass LED-Technologie, die für die Erzeugung von sichtbarem Licht eingesetzt wird, auch für das „schwarze Licht“ – die unsichtbare so genannte ultraviolette (UV) Strahlung eingesetzt werden kann. Der Spektralbereich des UV-C Lichtes wird dabei laut Bundesamt für Strahlenschutz besonders wirksam eingesetzt bei der Beseitigung von Bakterien, Viren und Keimen von Oberflächen und aus der Raumluft sowie bei der Wasseraufbereitung.

Dazu kommt, dass das „schwarze Licht“ aus LEDs genauso gering im Energieverbrauch und genauso geräuschlos ist, wie das Licht aus gewöhnlichen LEDs, was weitere Vorteile gegenüber Filtersystemen sind. Der von Exact Solution entwickelte und produzierte Luftreiniger „V-Lab300“ wurde durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) geprüft. Das KIT ist eine technische Universität und nationales Forschungszentrum der Helmholz-Gesellschaft. Durch Messprotokoll ist belegt, dass Bakterien und Hefepilze sowie Viren inkl. SARS-CoV-2 zu mehr als 99,9% und Schimmelpilze zu mehr als 94% beseitigt werden. Die „300“ bei der Artikelbezeichnung bedeutet, dass ein 300 m³ großer Raum innerhalb einer Stunde gereinigt ist.

Sebastian Kruhl hat erkannt, dass gerade im Schulbereich der energiearme, wartungsfreie und geräuschlose Einsatz dieser Technik von großem Vorteil ist und wird diese Technologie nun den Schulen über die Webseite virenfreiesklassenzimmer.de anbieten.

Für einen Probelauf steht ein solches Gerät derzeit im Lehrerzimmer der Heinrich-Zille-Oberschule. „Die Räume sind etwa gleich groß, im Lehrerzimmer halten sich allerdings im Verhältnis zu den Klassenzimmern mehr Personen auf, so dass uns hier der Einsatz erst einmal am sinnvollsten erschien,“ erklärt Schuldirektor Michael Ufert.
Theoretisch wäre es an der Politik, solche Geräte verpflichtend für alle Räume mit hoher Publikumsfrequenz zu erklären. Den Geräten ist im Übrigen völlig egal, welche Mutation von welchem Virusstamm gerade unterwegs ist. Ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie für die Corona-gerechte Um- und Aufrüstung von raumlufttechnischen Anlagen in öffentlichen Gebäuden und Versammlungsstätten fördert, wie der Name schon sagt, nur Um- und Aufrüstung von Anlagen, aber explizit keine Neuinstallationen, und sei der Installationsaufwand im Verhältnis zum Nutzen noch so gering.

Alternativ gibt es jedoch bei der Landesdirektion Sachsen ein Programm für Innovationen im Gesundheitswesen, darunter Modellvorhaben, die zu 90% gefördert werden.

Links: