04.30 Uhr traf sich der Fußballnachwuchs der TSV, angeführt vom Vereinsvorsitzenden Uwe Peukert und Abteilungsleiter Uwe Drabe, mit ihren Trainern, Helfern und einigen Eltern am verschneiten Busbahnhof, um sich auf die über 400 km lange Reise zu machen.
Das Wetter forderte seinen Tribut, so dass es bereits kurz hinter dem Dreieck Nossen zu einem Stau infolge eines Unfalls kam, so dass die ca. 65 Reiseteilnehmer ihr erstes Ziel, die Fußballakademie von Hannover 96, mit einer halben Stunde Verspätung erreichten.
Michael Wolf vom Trainerstab der Akademie begrüßte „gute Bekannte“, denn er leitete auch das Trainingscamp der Hannoveraner im vergangenen Sommer auf dem TSV-Gelände an der Jahnallee. Bei der Führung über das Gelände um das ehemalige Eilenriedestadion konnte man nicht schlecht staunen, um was für ein riesiges Gelände es handelte. Fünf Großfeld- und zwei Kleinfeldanlagen befinden sich hinter dem Stadion. Auf einem der großen Plätze fand gerade ein Spiel statt, die kleinen Anlagen wurden gerade von der Talents+Friends-Fußballschule für einen Tagesevent genutzt. Das Stadion selbst wurde 2017 umgebaut, die Spielfläche „gedreht“ und zwei neue Tribünen errichtet. Die alte Tribüne steht unter Denkmalschutz und darf nur von Spielern und Mitarbeitern, aber nicht von Zuschauer genutzt werden, da sie nicht den Sicherheitsanforderungen entspricht. Im Stadion spielen hauptsächlich die U23 und U19 von Hannover 96. Die Gäste aus Radeburg konnten teilweise das Spiel der U19 verfolgen. Vor Ort gab es Imbissversorgung für die Radeburger aus der Stadionkantine. Zur Akademie gehört auch ein neu errichtetes Gebäude mit Unterrichtsräumlichkeiten und Unterkünften für Spieler ab U12 bis U16.
Doch schon hieß es wieder „Einsteigen!“ in den Doppeldecker-Reisebus der Firma „Sachsen IdealTours GmbH. Der Bus war mit Motiven der Stadt Dresden und dem MDR-Logo beschriftet. Das war schon etwas „prickelnd“. Einerseits war der MDR ja das Sendegebiet des heutigen Gegners von Hannover 96, dem 1. FC Magdeburg und das Spiel wurde als Hochrisikospiel eingestuft, andererseits gibt es ja auch eine historisch gewachsene „Hassliebe“ zwischen den beiden Elbestädten. Der Bus wurde also in der Nähe der Heinz-von-Heyden-Arena, auf dem Schützenplatz gut versteckt hinter Containern abgestellt. „Ich weiß, dass ihr sonst für Dynamo seid, aber für wen seid ihr heute?“ fragte Michael Wolf die ungefähr 40 Kinder aus Radeburg. „Für Hannover!“ schallte es einmütig zurück. Daraufhin gab es die zur Eventaktion gehörenden Gutscheine in Form von Eintrittskarten, Fanschals und Hannover 96-Fahnen und auf ging es über die Robert-Enke-Straße zum Nordtor. Nach der Einlasskontrolle versammelten sich alle unter dem Namen des Hauptsponsors „Heinz von Heiden“ zum Gruppenfoto und schließlich ging es auf die Tribüne. Spannend: unmittelbar neben der „Nordkurve“, dem Block der Hannoveraner Ultras. Die Südkurve hatten fast vollständig die Ultras aus Magdeburg gefüllt. Beide Lager attackierten sich mit deftigen Sprüchen. Die Magdeburger hatten mit der „AKTION 10.000 – das größte Auswärtsspiel seit dem Mauerfall“ für Respekt gesorgt. In der Nordkurve leiteten die Hannover 96-Fans das Zweitligaspiel mit einer großen Choreografie ein. „Hannoverscher Sport-Verein von 1896 e.V.“, lautete das Motto. (Video hier)
Vor dem Spiel schien abgemacht, dass Hannover nach fünf nicht gewonnenen Spielen in Folge gegen das Team aus dem Tabellenkeller endlich wieder punkten würde, doch im Spiel machte Magdeburg von Anfang an klar, dass es diesen verlassen wollte. So gewannen die engagierter spielenden Gäste, getragen von 10.000 mitgereisten Fans, am Ende verdient – auch wenn die TSV 1862 für den HSV 1996 eifrig die Fahnen schwenkte.
Bereits in der Akademie hatten Michael Wolf und TSV-Vereinschef Uwe Peukert vereinbart, dass das nächste „Talents+Friends-Camp“ in Radeburg vom 25. bis zum 27. August dieses Jahres stattfindet und man darüber hinaus eine längerfristige Zusammenarbeit anstrebt.
Pro Jahr erhalten fast 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses professionelle Fußballtraining aus Hannover, was wohl deutschlandweit einmalig ist. Was zunächst als Fußballaktion in und um Hannover begann, hat sich in den letzten Jahren mit mehr als 100 Veranstaltungen rasant zu einer überregionalen Fußballeventreihe entwickelt.
Auf der Rückfahrt gab es dann noch einen Boxenstop bei McDonalds, wo sich jedes Kind eine Junior-Tüte oder ähnliches gönnte. Während einige der Trainer Skat spielten, vertrieben sich die übrigen Fahrgäste vor allem am Smartphone die Zeit. Getränke waren auch reichlich an Bord, weswegen der ein oder andere zusätzliche Halt eingelegt werden musste. Dennoch war der Bus zur avisierten Zeit wieder zurück in Radeburg. Trotz der Distanz von über 800 km insgesamt war es ein kurzweiliger und erlebnisreicher Tag.