Lauterbach: Nach 10 Jahren fehlt eigentlich nur noch der Turm!

Am Sonntag, dem 14. März, lud der Förderverein Schloss und Park Lauterbach e.V. zu einer Festveranstaltung ein. Anlass: das 10. Jubiläum des Vereins - und der brachte die Turm-Idee ins Spiel.

Schloss Lauterbach in neuem Glanz

Schloss Lauterbach in neuem Glanz, was fehlt ist nur noch der Turm...

Geht es Ihnen manchmal genauso? Man hört 10 Jahre und staunt: Was? Schon wieder 10 Jahre um? Nachdem Bürgermeisterin Margot Fehrmann in ihrer Grußansprache aufgezählt hatte, was in dieser Zeit rund um das Schloss alles passiert ist. Es begann mit dem Schloss in Notlage, das als Lagerplatz für Schneezäune und alles Mögliche diente und dem Verfall preisgegeben war. Es führte über die ersten Rettungsversuche, die Privatisierungsversuche, die Vereinsgründung, die Fördermittel vom Dresdner Heidebogen für die ersten Sanierungsmaßnahmen bis hin zur großen Stunde, wo mit dem Festsaal der erste bedeutende Schritt getan war, bis hin zum jetzigen gesicherten Zustand – da ist es plötzlich umgekehrt: Was? Das hat man alles in so kurzer Zeit geschafft? Auch der Vereinsvorsitzende Hermann Schaar erinnert sich noch gut, was letztlich die Vereinsgründung ausgelöst hatte: zwei junge Leute aus Dresden wollten das Schloss übernehmen. Die eigene Wohnung und die Pension im Stile des 18. Jahrhunderts in den oberen Etagen, Veranstaltungsort unten, mit Gastronomie und weitgehend öffentlich, der Park öffentlich zugänglich. Das Konzept war durchdacht, modular aufgebaut, mit der Pension sollte Geld verdient werden, das in die weitere Sanierung fließen sollte.

„In dem Konzept war vieles vorgedacht, was wir dann auch so gemacht haben. Allerdings wollten wird das Schloss für die Dorfgemeinschaft erhalten und deshalb musste es plötzlich ganz schnell gehen mit der Vereinsgründung”, erinnert er sich.

Und das war gut so. Das kühnste Konzept konnte nicht vorausahnen, dass der Verein dermaßen „einschlagen” würde. Der Verein hat 41 aktive Mitglieder und 20 Förderer, diejenigen, die auch zu der Festveranstaltung eingeladen waren.

Die aktiven Mitglieder sind so gut besetzt, dass es fast kein Aufgabengebiet gibt, das nicht durch einen Ehrenamtler kompetent abgedeckt werden konnte. Der rührigen Randi Friese gelang es, Nachfahren derer von Kirchbach ausfindig zu machen und durch Ahnenforschung und beharrliche Kontaktaufnahme der innovativen Christiane Riedel, selbst eine Nachfahrin der Palms, sind nun die Treffen der Palmschen Nachfahren in Lauterbach regelmäßig große Familientreffen der in der ganzen Welt verstreuten Ahnen. Manche sind sich überhaupt erst in Lauterbach zum ersten Mal begegnet. Durch die Einbindung der Adelsfamilien kam auch ein beachtliches Spendenaufkommen zusammen. Alle schätzen die Arbeit des Vereins sehr hoch ein.

Diese Wertschätzung teilt auch Landrat Arndt Steinbach, der es sich nicht nehmen ließ, auf der Festveranstaltung Hermann Schaar und den Sprecher des Vereins, Gerd Werner, mit der Verdienstmedaille des Landkreises Meißen auszuzeichnen. Hermann Schaar und Gerd Werner bilden von Anfang an ein sich perfekt ergänzendes Führungsduo. Der eine kümmert sich um die praktischen, der andere um die schöngeistigen Dinge. Eine selten perfekte Symbiose.

„Ich sehe unsere Auszeichnung als eine für alle.“, sagte Hermann Schaar dann auch ans Publikum gewandt.

Es war ein Nachmittag großer Gesten. „Hochland-Canaletto” Roland Schwenke spendete dem Schloss drei weitere Portraits ehemaliger Schlossbewohner. Schwenkes Begabung besteht im kongenialen Kopieren von barocken Gemälden. Bisher hat er dem Schloss bereits 11 Bildnisse geschenkt. Weitere vier kamen an diesem Tag dazu.

Der Verein „revanchierte” sich bei dem Künstler, indem ihm die erste „Lauterbacher Turmherrschaft” zugesprochen wurde. Damit hat es folgendes auf sich.

Zwar kann der Förderverein konstatieren, dass er es gemeinsam mit der Gemeinde als Eigentümerin geschafft hat, aus einem ruinösen Gebäude wieder ein prächtiges Schloss zu machen, das in neuer Pracht erstrahlt, wie sie zuletzt wohl im Jahr 1931 zu sehen war. Nur hat diese Pracht noch einen kleinen Makel: der Turm fehlt.

Nach derzeitigem Wissen gab es den Turm bereits um 1720, als das Schloss noch ein steileres Dach und dafür eine Etage weniger hatte. „Sein endgültiges Aussehen”, erläutert Gerd Werner, „bekam das Schloss durch die Freiherren von Palm, die seit 1735 für die folgenden 200 Jahre hier residierten. Der Turm musste wegen Baufälligkeit im Jahre 1931 abgerissen werden, als das Schloss im Besitz des Dresdner Rechtsanwaltes und Unternehmers Dr. Wilhelm war. Übrig blieb nur der Turmstumpf.”

Zuerst konnte 2007 das Dach saniert werden. Dabei wurde der Turmstumpf für eine spätere Rekonstruktion mit einer Metallhaube verkleidet. Die Sanierung des Turmes war wegen der Begrenzung der maximal möglichen Förderung nicht finanzierbar. Nun, nach 10 Jahren, sieht der Verein die nächste große Aufgabe darin, mit dem „Turmprojekt” dem überlieferten Zustand des Schlosses wieder ein Stück näher zu kommen. Mit 60 000 Euro werden die Kosten veranschlagt. Über 10 000 Euro sind noch mal für die Turmuhr mit Schlagwerk einzuplanen.

Um die Finanzierung zu stemmen, liegt ein Förderantrag bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Um die Eigenmittel aufzubringen, ist der Verein auf die Idee mit der „Lauterbacher Turmherrschaft“ gekommen. Eine „Kleine Lauterbacher Turmherrschaft” gibt es für einen Betrag ab 100 Euro. Eine „Große Lauterbacher Turmherrschaft” gibt es für einen Betrag ab 500 Euro.

Nähere Informationen dazu gibt es auf der Internetseite des Vereins und in dem „Türmchenflyer”. Für die kulturelle Umrahmung der Veranstaltung sorgte die Violinistin und Sängerin Katrin Wettin aus Medingen sowie der „KaleidosChor” der Gemeinde Ebersbach. Bleibt noch zu erwähnen: Die Planungen, die Berechnungen und die Statik steuerte der Leipziger Architekt Anuschah Behzadi bei – kostenlos. Er ist ein Bekannter von Randi Friese aus Kindertagen, Inhaber eines Architekturbüros mit 20 Mitarbeitern und weiteren Büros in Berlin und Teheran. Behzadi ist vor allem bekannt durch seine enge Zusammenarbeit mit dem Panometer-Künstler Yadegar Assisi und hat unter anderem auch die Winzergenossenschaft Meißen neu konzipiert und um- und ausgebaut. Wie sie ihn gewinnen konnte? Bei einer Art „Klassentreffen” eines Vereins, dem sie beide mal angehörten, traf Randi Friese ihn nach mehr als 30 Jahren wieder und als er sie fragte, was sie so macht, sagte sie: „Ich hab ein Schloss...”

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Über Ihre Spende für das „Turmprojekt“ des Fördervereins Schloss und Park Lauterbach freuen wir uns sehr.
Spendenkonto: Sparkasse Meißen
Kennwort Turmprojekt
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BIC: SOLADES1MEI

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