Kantor Veit Martin hofft auf baldigen Neustart mit Kurrende und Chören

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Radeburg: Seit inzwischen fast einem Jahr ist Veit Martin (33) neuer Kantor in Radeburg, doch nur wenige kennen ihn – „coronabedingt“!

Kantor Veit Martin an der 2019 sanierten Jehmlich-Orgel

Kantor Veit Martin an der 2019 sanierten Jehmlich-Orgel der Ev.-Luth. Kirche zu Radeburg

Normalerweise ist der Kirchenmusiker Organist und Chorleiter der Kirchgemeinden Radeburg und Rödern. Er ist nicht nur für das Orgelspiel zu den Gottesdiensten, sondern auch für den Kirchenchor, die Kurrende, den Posaunenchor und den Flötenkreis zuständig. Doch weder Chorauftritte noch Chorproben sind momentan möglich. „Den Kirchenchor in voller Besetzung kenne ich gar nicht,“ erklärt Veit Martin. „Ich weiß nicht, in welcher Besetzung der Chor singfähig ist und hoffe, dass die Sängerinnen und Sänger sich nach so einer langen Pause wieder motivieren können und nicht die Lust am Gesang verloren haben! Ich stelle mich darauf ein, dass wir den Chor neu strukturieren müssen.“ Damit die Chorarbeit nicht einschläft, bietet Veit Martin Einzelunterricht für jeden seiner Chormitglieder an, der sehr gut angenommen wird.

„Die Kurrende, das Singen mit Kindern und Jugendlichen, hat in Radeburg mit über 20 Mitwirkenden großes Potenzial. Langfristig können wir mit dem Nachwuchs den Bestand der anderen Musikgruppen sichern,“ sagt der Kantor und hofft, dass sich die Kurrende und die Gruppen in der nächsten Zeit wieder treffen werden.

Veit Martin wuchs im thüringischen Falken an der Werra, im ehemaligen „5km-Grenzstreifen“ auf. Im ersten Schuljahr begann er Flöte zu lernen, später Klavier und Orgel. Seine musikalische Begabung wurde von der Kantorin seiner Kirchgemeinde gefördert. Allerdings hatte er nie Ambitionen, einmal Musik zu seinem Beruf zu machen. Mit 15, es war eine Wette mit Freunden, ging er spontan zu einer Probe des heimatlichen Männerchores. Bekannt war, dass die Proben dort nicht nur vom Singen und Üben geprägt waren, sondern dass hier auch Geselligkeit gepflegt und das ein oder andere "Gläschen" geleert wurde. Schnell war er ein festes Mitglied im Chor und als ein Freundschaftssingen mit einem langjährig befreundeten Männergesangverein in Erdeborn, bei Eisleben, stattfand, kam wieder der Zufall ins Spiel! Der Festgottesdienst zu Ehren des Chortreffens fand ohne Orgelmusik statt, da in dieser Kirchgemeinde kein Kantor tätig war. Kurzentschlossen sprang Veit Martin ein und wurde im Anschluss prompt von der Pastorin gefragt, ob er die Kirchenmusik nicht zur Profession machen wolle. Einmal angeregt, kam die Idee, das bisherige Hobby zum Beruf zu machen.

Beruflich hatte er sich erst für eine Ausbildung zum Mechatroniker bei" Opel Eisenach" entschieden. Nach erfolgreichem Berufsabschluss und einiger Zeit der Arbeit in seinem Beruf, konnte er sich nicht vorstellen, sein ganzes Leben so zu verbringen. Selbst Kollegen, die von seinem Hobby wussten, sagten zu ihm:" Mensch, mach das doch, du bist jung und kannst deinen Traum noch verwirklichen!" Veit Marin erzählt weiter: „So habe ich, naiv wie ich war, bei Opel alles hingeschmissen und mich in Halberstadt für eine Ausbildung am Kirchenmusikalischen Seminar beworben. Und ... - ich wurde angenommen!“ Danach ging es weiter zum Studium an die Universität Greifswald. Dort hat er am Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft, welches an die philosophische Fakultät angebunden ist, als Diplom-Kirchenmusiker abgeschlossen und damit „nebenbei“ auch einen philosophischen und musikwissenschaftlichen Abschluss erlangt. Interessant ist, dass es dort auch eine theologische Fakultät gibt, die aber keine Kirchenmusiker ausbildet.

Mit dem Diplom in der Tasche wurde er 2016 Regionalkantor in Königsee bei Saalfeld, zuständig für 22 Gemeinden. Trotz des immensen Arbeitspensums hat Veit Martin viele berufliche und private Freundschaften geschlossen und man ließ ihn ungern "ziehen“. So hat er in der Zeit seiner Tätigkeit mehrere Chöre geleitet und aufgebaut, kirchenmusikalischen Nachwuchs ausgebildet, Posaunenchöre geleitet, Kinder- und Jugendarbeit geleistet, Konzerte und Musikevents organisiert, mitgestaltet und vieles mehr. Nach 4-jähriger Tätigkeit bewarb er sich bei der Kirchgemeinde Radeburg. Grund hierfür war, wie so oft, die Liebe! Seine Partnerin kommt aus Dresden und nach einer Zeit des Pendelns zwischen Königsee und Dresden kam der Gedanke, zusammenzuziehen, zumal sich nun auch Familienzuwachs angesagt hatte. Da kam die Ausschreibung von Radeburg gerade recht.

Das Bewerbungsgespräch lief wegen "Corona" anders als üblich. Es bestand aus einer musikalischen Begleitung eines Gottesdienstes, bei dem er auch den anwesenden Gemeindemitgliedern vorgestellt wurde.

Es war leider nur eine ganz kurze Zeit, in der Veit Martin Mitglieder der Chöre kennenlernen konnte. „Ich hoffe, dass ich in naher Zukunft normal arbeiten kann. Momentan läuft das alles mit angezogener Handbremse.“ Wenn die Inzidenzwerte unter 200 bleiben, darf künftig wenigstens im Quartett geprobt werden. Das ist ein kleiner Lichtblick.

Ein paar kleinere Auftritte gab es dann doch. So gab der Posaunenchor hier und da ein Ständchen im Freien, einfach nur um den Menschen Freude und Abwechslung in den aktuell schwierigen Alltag zu bringen. „Vorige Woche sind wir nach Dresden vor ein Pflegeheim gefahren, um Karl Geiger die Aufwartung zum 103. Geburtstag zu machen,“ erzählt Veit Martin. Schneidermeister Karl Geiger ist Mitbegründer des hiesigen Posaunenchores und sicherlich vielen Radeburgern noch in guter Erinnerung. Der Radeburger Posaunenchor feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Jubiläum. Dieses soll am 31. Oktober gefeiert werden.

Die Chöre und Musikgruppen freuen sich jederzeit über „Nachwuchs“. Wer also Lust hat, in der Gemeinschaft zu musizieren, ist immer willkommen.

Veit Martin bietet zudem Unterricht für Blechblasinstrumente, Flöten, Klavier, Orgel und Gesang an. Bei Interesse können Sie sich gern an ihn wenden.

Kontakt:

Ev. Luth. Pfarramt Radeburg
Kantor Veit Martin
Kirchplatz 2, 01471 Radeburg
Telefon: 035208 – 34 96 28 oder über Frau Klutz, Frau Becker: 03 52 08 – 23 33
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