Frankfurter Fotograf Frank Kunert gewinnt Zille-Preis, muss aber noch warten.

Der aus Frankfurt/Main stammende Fotograf Frank Kunert erhält den Heinrich-Zille-Karikaturenpreis 2021. Das teilt die Stadt Radeburg mit. Eine Jury hat aus über 400 eingereichten Werken den Sieger ermittelt. Die für den Zillegeburtstag am 10. Januar vorgesehene Gala soll voraussichtlich im Mai stattfinden.

Fotocartoon: (c) Frank Kunert

Fotocartoon: "Hoch hinaus" von Preisträger Frank Kunert (c) Frank Kunert

Knapp 80 Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich mit 400 Werken an dem deutschlandweit ausgeschriebenen Wettbewerb. Dieser trägt das Motto „Schluss mit lustig!“ und beschäftigt sich mit dem Thema „Tod und Humor“. Als Sieger ging der Fotograf Frank Kundert hervor. Die mit eintausend Euro dotierte Auszeichnung sollte ursprünglich zum Zillegeburtstag übergeben werden, coronabedingt soll diese Übergabe aber nun im Mai 2021 in Radeburg stattfinden.

Auf Kunerts Siegerbild „Hoch hinaus“ ist ein Treppenlift in einer alten Villa zu sehen, dessen Schienenführung durchs geöffnete Fenster bis in den Himmel führt. „Diese schon surreale Szene spitzt die verzweifelte Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode satirisch zu“, sagt die Juryvorsitzende, die Radeburger Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos). Gemeinsam mit der Galerie Komische Meister Dresden hat ihre Kommune den Preis zu Ehren des hier 160 Jahre zuvor geborenen Heinrich Zille im Jahr 2018 aus der Taufe gehoben.

Frank Kunert, Jahrgang 1963, arbeitet nicht wie die meisten seiner Karikaturisten und Cartoonkollegen mit Stift und Farbe. Er baut seine satirischen Welten als verblüffend echt wirkende Miniatur-Modelle. Dann fotografiert er sie aufwändig im Studio. Kunerts Werke der Komischen Kunst haben auch international Erfolg und waren in New York und Frankreich ausgestellt. Mehrere Bücher zeigen die grotesken und skurrilen Szenen aus der Werkstatt des Künstlers. „Ich freue mich riesig über die Auszeichnung“, sagt Frank Kunert. „Es ist mein erster 1. Preis, den ich bekomme. Dass er in Sachsen vergeben wird, ist für mich auch persönlich etwas Besonderes!“ Die Mutter des Künstlers stammt aus Dresden, der Vater aus Leipzig, deshalb fühle er sich Sachsen seit jeher verbunden, so der ausgebildete Fotograf, der inzwischen nahe Koblenz lebt, in Boppard am Rhein.

Sponsor des Jury-Hauptpreises ist das Unternehmen ANTEA Bestattungen. Mit der Preisverleihung wird im Radeburger Heimatmuseum die Ausstellung „Schluss mit lustig!“ eröffnet. Während der geplanten Ausstellung zum aktuellen Wettbewerb mit rund 80 Karikaturen wird zusätzlich ein Heinrich-Zille-Publikumspreis vergeben. Besucher können dabei in der Schau ab voraussichtlich Frühjahr 2021 ihren Liebling küren. Die Ideenwerk Radeburg GmbH stiftet dafür fünfhundert Euro. „Das wird unsere teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler freuen, denn ein Publikumspreis ist immer Anerkennung mit breiter Zustimmung“, so Jurymitglied Mario Süßenguth. Er betreibt zusammen mit Dr. Peter Ufer die Galerie Komische Meister Dresden.

Im Heimatmuseum Radeburg ist auch eine Kabinettschau zu Zilles Leben und Werk zu sehen. „Wir sind sehr positiv überrascht von den Besucherreaktionen in unserem neu gestalteten Museum“, so Bürgermeisterin Ritter. „Leider erschwert die Pandemiebekämpfung aktuell die Präsentation.“ Das Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost fördert das Zille- Karikaturenpreis-Projekt - so wie bereits die Sanierung des Museumsgebäudes.

Radeburg vergibt den Karikaturenpreis bereits zum dritten Mal. Die Heinrich- Zille-Trophäe und die damit verbundenen Cartoon-Ausstellungen werden fachlich und inhaltlich von der Galerie Komische Meister Dresden unterstützt. Der Grafiker, Maler und Fotograf Heinrich Zille wurde am 10. Januar 1858 in einem Haus am Radeburger Markt geboren. Nach dem Umzug der Familie ins nahegelegene Dresden, wo Heinrich eingeschult wurde, folgte um 1868 die Umsiedlung nach Berlin. Als „Pinsel Heinrich“ erlangte Zille in der Hauptstadt Ruhm und Anerkennung. Seine spöttische Sozialkritik äußerte er auch in Karikaturen, die Zilles „Milljöh“ zeigen, die Arbeiterviertel und Vergnügungsorte einfacher Leute.

SWR würdigte den Preisträger mit der Präsentation von 12 Arbeiten und einem 2-minütigen Videoclip.

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"Gehänselt und gegretelt" auf Instagram

Die Ausstellung des 2. Zillepreisträgers BECK ist onlie zu sehen

Die Personalausstellung des Leipziger Cartoonisten BECK ist durch das Radeburger Heimatmuseum und mit freundlicher Unterstützung des Künstlers auch auszugsweise als Online-Schau zu sehen. Ihr Titel lautet "Gehänselt und gegretelt". "Aufgrund der Einschränkungen im Zuge der Pandemie-Bekämpfung darf das Heimatmuseum derzeit keine Besucher in die Ausstellung lassen", teilt Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos) mit. "Unsere Online-Variante ermöglicht es nun, zumindest einen Teil der wunderbaren Cartoons erleben zu können!"

"Nachdem im Herbst BECKs Cartoons zum Teil schon öffentlich auf dem Radeburger Marktplatz zu sehen waren, als Open-Air-Variante, ist die digitale Version ein weiterer Schritt, trotz Corona Publikum für die Werke des Heinrich-Zille-Karikaturen-Preisträgers zu bekommen," so Mario Süßenguth von der Galerie Komische Meister Dresden, die gemeinsam mit Radeburg den Preis und die Ausstellungen realisiert. Hier gehts zur Schau auf Instagram (Vollbildmodus wählen [ ]).