Erfolgreiche Petition: 3 x 30.000 retten Käthe-Kollwitz-Haus Moritzburg - vorerst

Am Freitag, dem 12. Juni besuchte die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, das Käthe-Kollwitz-Haus in Moritzburg. Anlass war die Bereitstellung von je 30.000 € über drei Jahre zur Sicherung des Überlebens der Einrichtung durch den Freistaat. Gefordert wird jedoch eine Konzeption, aus der hervorgeht wie es in Zukunft weitergeht. „Wir dürfen nicht in drei Jahren wieder hier sitzen und haben immer noch den gleichen Stand,“ machte die Ministerin klar.

Im Rüdenhof

Museumsleiterin Sabine Hänisch (r.) begrüßt die Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch und den Vorsitzenden des Kulturraumes Meißen – Oberes Elbtal – Osterzgebirge, Landrat Ralf Hänsel, im Rüdenhof mit dem Käthe-Kollwitz-Haus.

Ralf Hänsel, Barbara Klepsch, Sabine Hänisch, Volker Johne an der Tiefdruckpresse

Sabine Hänisch (3.v.l.) erläutert Ralf Hänsel und Barbara Klepsch sowie dem stellvertretenden Bürgermeister der Gemeinde Moritzburg Volker Johne (v.l.n.r.) die museumspädagogischen Möglichkeiten bei der Arbeit mit einer Tiefdruckpresse.

Die Einstellung der 3 x 30.000 Euro im Haushalt des Freistaates war das Ergebnis einer Petition an den Sächsischen Landtag und an den Kulturraum Meißen – Sächsische Schweiz – Osterzgebirge, eingereicht von der Dresdner Künstlerin Konstanze Feindt-Eißner mit über 6.400 Unterschriften.

Zuvor hatte der Moritzburger Gemeinderat die künftige Zahlung des Eigenanteils für die jährliche Förderung aus Mitteln des Kulturraums in Frage gestellt. Die Eigenanteile waren im Zuge der Reform der Kulturraumförderung im Jahre 2016 auf 25% erhöht worden – der Anfang der Probleme für das kleine Haus, denn dies bedeutete zunächst, für den im Gemeindehaushalt eingestellten Festbetrag entsprechend weniger Zuschuss zu bekommen.

Die Mehrheit der Gemeinderäte sah schließlich nicht mehr ein, dass eine kleine Gemeinde wie Moritzburg, die schon jeden Cent dreimal umdrehen muss, um ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen, dann auch noch eine unverhältnismäßig große Last für eine nominell „freiwillige Aufgabe“ stemmen soll.

Moritzburgs Stellvertretender Bürgermeister, Volker John (CDU) begründete die Haltung der Gemeinderäte so: „Die Gedenkstätte ist nicht nur ein Ort für Moritzburg sondern durch Käthe Kollwitz ein Ort von deutschandweiter und weltweiter Bedeutung. Der Erhalt kann nicht nur an der Kommune hängen, in der sich der Gedenkort befindet. Was wir brauchen ist keine kurzfristige, sondern eine institutionelle Förderung. Verstehen Sie die Entscheidung der Gemeinderäte als einen Hilfeschrei.“

Das hört sich etwas anders an als die Äußerung eines Gemeinderats, der meinte, dass Käthe Kollwitz keine regionale Relevanz habe, da sie aus Berlin stamme.

Dann hätte aber auch Heinrich Zille auch für Radeburg keine Relevanz, „weil er aus Berlin stammte“. Der eine hatte „nur“ seinen Geburtsort in Radeburg, die andere „nur“ ihren Sterbeort 7 km weiter in Moritzburg. Geboren war übrigens auch sie nicht in Berlin sondern in Königsberg.

Käthe Kollwitz und Heinrich Zille verband übrigens eine langjährige Freundschaft. Beide hatten in Berlin ihren Lebensmittelpunkt, begegneten sich häufig, z.B. in der Akademie der Künste – bis Käthe Kollwitz 1933 von den Nazis zum Austritt gezwungen wurde. Sie hatten künstlerische Übereinstimmungen, sie widmeten sich, wenn auch auf unterschiedliche Weise, ähnlichen Themen und Sujets, die sie nicht zuletzt im „Berliner Milljöh“ fanden. Dazu gibt es übrigens eine gemeinsam vom Käthe-Kollwitz-Haus und dem Heimatmuseum Radeburg erarbeitetes Faltblatt, das in den Einrichtungen erhältlich ist.

Aber selbst eine Großstadt wie Berlin tut sich schwer, das Gedenken an die beiden Künstler am Leben zu erhalten – wie schwer ist es dann erst für zwei Kommunen mit je rund 7000 Einwohnern? Solche Einrichtungen können weder in einer großen Stadt noch in einer kleinen Gemeinde jemals kostendeckend erhalten werden. Zu leisten ist das nur mit ständigen Zuschüssen. Radeburg konnte mit diesen in den letzten Jahren das Gebäude, in dem sich das Heimatmuseum befindet, über Fördermittel komplett sanieren und auch das Museum konzeptionell modern und neu gestalten, inklusive neuem „Zille-Kabinett“. Aufgaben, die dem Rüdenhof, in dem sich die Käthe-Kollwitz-Gedenkstätte befindet, noch bevorstehen.

Die Gelder, die der Freistaat jetzt für den Rüdenhof bereitstellt, reichen zusammen mit den Mitteln der Gemeinde, des Kulturraumes und einer regelmäßigen Förderung durch die Kreissparkasse Köln gerade für den laufenden Betrieb mit zwei teilzeitbeschäftigten Kräften. „Für den laufenden Betrieb sind um die 120.000 bis 140.000 Euro,“ schätzt Museumsleiterin Sabine Hänisch ein. „Damit kann man aber kaum unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten kleine Reparaturen durchführen, keine Heizungsanlage erneuern oder die Elektroinstallation auf Vordermann bringen geschweige die überfällige grundhafte Sanierung des Vorderhauses durchführen.“ Auch eine angemessene Pflege der großen Anlage steht in Frage. Sie pflichtet Volker John bei: „Eine institutionelle Förderung wäre mein Traum, weil dann die Kraft in die inhaltliche Arbeit gesteckt werden kann und nicht in die immer wiederkehrende Frage: wie überstehen wir das nächste Jahr.“

Barbara Klepsch sieht das etwas anders. Für sie wäre eine institutionelle Förderung der zweite Schritt. „Wir können eins jetzt nicht machen. Drei mal 30.000 Euro zahlen und in drei Jahren wieder an demselben Punkt zu sein. Deshalb muss konkret geklärt werden, wie die Zukunft des Objekts aussehen soll.“ Da das Museum bei der Kulturstiftung Mittel extra für Konzeptionen beantragen kann, ist man sich schnell einig, dass das Geld des Freistaates also eher für den laufenden Betrieb als für Konzepte ausgegeben werden soll, aber für eine institutionelle Förderung wäre eine zukunftweisende Konzeption aus Klepschs Sicht die unbedingte Voraussetzung.

Für das Konzeptionelle, so teilt Sabine Hänisch mit, gäbe es bereits eine Arbeitsgruppe. Zu dieser gehören u.a. die Museologin Margitta Hensel vom Schlösserland Sachsen, die schon die Restaurierung des Fasanenschlösschens bis 2016 museologisch begleitet hat und Katja Margarethe Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, die schon die Neugestaltung des Heimatmuseums Radeburg fachlich begleitet hat. Letztere hat in Radeburg bewiesen, dass neue, die modernen Kommunikationsmittel nutzende Konzepte in Museen machbar sind.

Sabine Hänisch, die zurecht für sich verbuchen kann, das Museum 25 Jahre lang am Leben erhalten und mit Leben erfüllt zu haben und andeutet, demnächst in den Ruhestand zu gehen, sähe auch gern, dass junge Leute „diesen Ort neu denken“. Das Potential ist riesig. Für neue museumspädagogische Ansätze bietet diese historische Stätte, die übrigens auch als Rüdenhof eine sehr interessante Geschichte hat, riesiges Potential – auch mit seinem weitläufigen Außenbereich, mit seiner Druckwerkstatt und dem kleinen Straussencafé.

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