Bärnsdorf: Telefonzelle für Leseratten

Über Corona lässt sich nicht viel Gutes sagen, außer vielleicht, dass die Krise manchen Impuls gegeben hat, Ideen umzusetzen, die es sonst gar nicht gegeben hätte oder die man vielleicht hatte, nur fehlte die Zeit. So ungefähr verhält es sich mit der Telefonzelle, die ungefähr 200 Meter hinter den Bahnschienen am Ortseingang von Bärnsdorf auf der rechten Seite steht.

Schmökerkiste an der Bärnsdorfer Hauptstraße

Schmökerkiste, ein wenig versteckt, an der Bärnsdorfer Hauptstraße. (c) Fotos: Kroemke(2), Sack (3)

Sie ist bunt bemalt, trägt die Aufschrift „Schmökerkiste“ und gehört Anja und Albrecht Sack mit ihrer Tochter Leonie Pauline.

Die Idee ist nicht neu, aber populär: bundesweit gibt es immer mehr Städte und Gemeinden, in denen für Alt und Jung so genannte "öffentlichen Bücherschränke" aufgestellt werden, um ohne großen organisatorischen Aufwand Bücher auszuleihen, sie nach dem Lesen einfach wieder zurückzustellen oder auch ausgelesene neue Bücher anderen zur Verfügung zu stellen. Solche Bücherschränke erfreuen sich wachsender Beliebtheit bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Es gibt bei Wikipedia sogar schon eine „Liste öffentlicher Bücherschränke in Sachsen“.

Einen solchen Schrank wollten die Sacks auch Bärnsdorf zur Verfügung stellen – noch nicht ahnend, was das für ein Aufwand werden würde. Eine Telefonzelle bei der Telekom war schnell gekauft, aber dazu musste dann auch noch ein Fundament hergestellt werden und ehe das in die Erde konnte, war eine Baugenehmigung erforderlich. Neben einem vierstelligen Betrag aus der Privatschatulle „kostete“ das ganze also auch viel Zeit und Nerven – und kreative Energie, denn Leonie Pauline hat die triste Telefonzelle bemalt und in die schmucke Schmökerkiste verwandelt, die jetzt dasteht. Nun sind sie „happy“ und freuen sich, dass sie so gut angenommen wird.

Eine Anekdote gab es auch schon. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft meldete sich zu Hause „ordnungsgemäß mit Ziel Schmökerkiste ab – und war verschwunden. Die beunruhigte Mutter machte sich auf den Weg, um zu sehen, was sie denn da so lange mache. Aber das Kind war nicht zu sehen. Da war natürlich kurz Panik angesagt. Zum Glück löste sich der „Fall“ schnell auf. Das Mädchen hatte es sich auf dem Teppichboden der Zelle gemütlich gemacht und zwar in der Ecke, die man durch eine blaue Bemalung nicht einsehen konnte. Es hatte sich an Ort und Stelle „festgelesen“.

Vielen Dank auf diesem Weg von allen „Leseratten“ für die tolle Initiative!