Zur Jubiläumsfeier haben die Schlossfreunde die Idee, ein „lebendiges Schlossherren-Poträt“ zum Leben zu erwecken. Als Grundlage diente eine Lithographie, die Ritter Hans Rudolf von Palm mit Knappen Fritz o Byrn, zeigt (siehe Foto). Die Genannten traten in dieser Aufmachung bei der 800jährigen Jubelfeier der Wettiner im Jahr 1889 in Dresden auf. Auf dieses Ereignis bezieht sich auch der bekannte Dresdner Fürstenzug, an den sich der sächsische Adel mit dem Turnierzug anschloss. Nach dem Festakt wurden alle beteiligten sächsischen Adligen noch einmal vor ihrem Besitz porträtiert und in einem Prachtband verewigt, aus dem auch besagtes Porträt stammt.
„Um das Porträt bzw. die Figurengruppe zum Leben zu erwecken,“ erläutert Vereinsmitglied Randi Friese, „wurden hochwertige Kleidungsstücke für den Ritter und den Knappen sowie das Zubehör für das Pferd angefertigt. Bei der 300-Jahrfeier wird Vereinsmitglied Andreas Hoffmann in Rolle und Rüstung des Ritters von Palm steigen, ich selbst werde die rolle des Knappen übernehmen und auch das Pferd zur Verfügung stellen.“
Aber das ist noch nicht alles. Der Ritter benötigt auch noch Lanze und Schwert. Die Lanze wurde von Thomas Göbel gefertigt, der gemeinsam mit seiner Frau in der Freizeit Weihnachtsdekorationen herstellt und diese beim Lauterbacher Weihnachtsmarkt verkaufte. Randi Friese hatte ihn angesprochen, ob er nicht so etwas anfertigen können. „Ich fand das eine interessante Aufgabe,“ erklärte Thomas Göbel. „Allerdings konnte man zur Herstellung oder zur Beschaffenheit der Lanzen nicht einmal im Internet etwas finden, außer dass sie aus Eschenholz gefertigt werden.“ Vieles musste geschätzt werden, zum Beispiel die Länge von 2,70 m wurde einfach anhand der Proportionen auf dem Porträt geschätzt. Das Gewicht von 2 bis 3 Kilogramm ergab sich, weil das an sich weiche Holz mehrlagig verklebt werden musste, um die für eine Lanze notwendige Festigkeit zu erreichen.
Und schließlich das Schwert. Im Gegensatz zum Fürstenzug in Dresden, der in heutiger Form erst Anfang des 20. Jahrhunderts angefertigt wurde, besitzt aber Schloss Lauterbach tatsächlich ein originales Teil von jener Jubelfeier: das Schwert des Ritters von Palm. Als Herbert von Palm seinen Besitz auf Schloss Lauterbach auflöste, beschenkte er seinen ehemaligen Fahrer mit Helm und Schwert. Ernst Weigt, der Sohn des Fahrers, übergab das Erbstück vor fast 10 Jahren an den Verein, in dessen Besitz es sich nun befindet. Der Helm ist leider verschollen, aber dass es sich tatsächlich um das Original-Schwert von 1889 handelt, das konnte Vereinsmitglied Gerd Werner ermitteln. Leider ist das Schwert auf der Lithographie nicht zu sehen, da es auf der „falschen Seite“, also vom Porträtierenden abgewandt, hing. Mit Hilfe von Heinrich von Bühnau, der in Meißen lebt und dessen Vorfahr ebenfalls am Turnierzug teilnahm, konnte er aber schließlich den Beweis führen. Dieser hatte ein Porträt von der „richtigen“ Seite und es war ein genau identisches Schwert zu sehen.
Somit nun vollständig ausgestattet kann es am 14. Mai also losgehen – aber was wird dann aus diesen wertvollen Dingen?
Vereinsmitglied Bernd Thronicke konnte mitteilen, dass es nun eine Baugenehmigung für die Umgestaltung und Restaurierung des 1. Obergeschosses gibt. Somit können die Räume schrittweise entsprechend der geplanten musealen Nutzung restauriert werden, so wie die finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. So soll ein Raum beispielsweise eine Sammlung von historischem Mobiliar aufnehmen, ein anderer wird die Figurengruppe mit Ritter, Knappe, Pferd – und natürlich dem originalen Schwert – beherbergen. Herzstück der oberen Etage wird das künftige Hochzeitszimmer sein. Dazu muss der ursprüngliche Hauptraum der ersten Etage wieder in seinem früheren Zuschnitt freigelegt werden. Der Raum wird dann wieder die gleiche Grundfläche haben wie der darunter liegende Festsaal. Erst in späteren Bauphasen eingebaute Wände werden abgebaut. Sie haben für sich auch einen historischen Wert und Teile davon werden aufwendig gesichert.
Die veranstaltungsfreie Zeit hatte der Verein intensiv genutzt, um mit den Bauarbeiten voranzukommen. Dabei sind allerdings massive Schadbefunde zum Vorschein gekommen, die immer wieder den Denkmalschutz auf den Plan riefen.
Mit der Behörde musste man sich immer wieder neu über das Vorgehen abstimmen. Wann genau man mit der ersten Etage fertig sein wird, kann deshalb derzeit niemand vorhersagen.
Besonders für die „Fensterpaten“, die für die Bereitstellung der Eigenmittel zur Restaurierung bzw. dem Ersatz der Schlossfenster im ersten Obergeschoss gespendet hatten, hatte der Verein eine gute Nachricht. Die Ausschreibung dafür ist seit einigen Tagen veröffentlicht. Die ersten Firmen sind vorstellig geworden. „Ich habe fast jeden Tag Besichtigungstermine im Schloss,“ freut sich Bernd Thronicke, der sich im Verein um die Bauaktivitäten kümmert.