In der Kirche von Ober-Mittelebersbach fand Michael Wirthgen 2014 gemeinsam mit Roland Drobisch zwanzig Kranzschleifen mit Namen von jungen, sehr jungen Männern, die gefallen sind. 1927 geboren, 1945 gefallen – gerade mal 18 Jahre, las er da zum Beispiel.
Und die jungen Männer auf den Kranzschleifen hatten Namen – Namen, die man an den Denkmalen der Kriegstoten nicht wiederfand, denn dort wurden nur die Toten des ersten Weltkrieges genannt, sollten da nicht auch die des 2. Weltkrieges stehen? Michael Wirthgen und Roland Drobisch gründeten im Rahmen des Heimat- und Mühlenvereins eine Interessengemeinschaft (IG), verstärkt durch Siegmar Schuppe und Sabine Trentzsch. Sie fanden in den Kirchenbüchern von Nieder- und Ober-Mittelebersbach ca. 180 Namen von Gefallenen und Vermissten. Eine unglaubliche Zahl, die aber noch nicht alle waren. Michael Wirthgen beantragte über die Gemeindeverwaltung, weil man das als Privatperson nicht darf, bei der so genannten „Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht“ in Berlin die Listen der für Ebersbach gemeldeten Kriegstoten und Vermissten. Wenn wir der Kriegsopfer gedenken wollen, dann soll die Aufzählung auch vollständig sein, so das Credo der IG.
„Jetzt ist die Liste fast komplett und wenn man die Orte so liest, da kommen einem einige aktuell schon ziemlich bekannt vor: Kursk… Sewastopol… Ukraine…"
Aktueller Stand
Inzwischen haben wir ca. 80 Namen von im zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten aus Ober-Mittelebersbach, denen wir mit den Erinnerungstafeln gedenken wollen. Insgesamt umfasst unsere Liste 187 Namen aus den Ortsteilen Ebersbach, Freitelsdorf, Cunnersdorf und Bieberach. Es sind 187 Schicksale aus diesen Orten von Eltern, die nie ihre Söhne wiedersahen, Kinder, die ohne Väter aufwachsen mussten, ja, auch Kinder, die nie geboren wurden, Leben die genommen wurden, ehe sie richtig beginnen konnten und Menschen, die zeitlebens gelitten haben unter den Verletzungen, die ihnen der Krieg beigefügt hat und noch viel später daran zugrunde gingen. Beispielhaft dafür steht die Familie Pietsch. Das Foto zeigt drei Jungs, von denen einer nur mit sehr viel Glück überlebte. Die Triage hatte entschieden, dass der Schwerverletzte nicht transportfähig ist. Nur weil es sein Geburtstag war, konnte eine Krankenschwester den Kommandanten überzeugen, dass sie es versuchen und ihn auf dem Rückzug mitnehmen. Werner Pietsch überlebte, wurde aber nie richtig gesund und starb im Alter von 61 Jahren.
Die Erinnerung an die Kriegstoten und an die Vermissten, nicht als revanchistisches Heldengedenken, sondern als Erinnerung an den Verlust von Leben, an das Leid, das Kriege über die Menschheit brachten, soll wach bleiben, um jeder Kriegslüsternheit Einhalt zu gebieten. „Lieber hundert Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen,“ hatte Helmut Schmidt einmal gesagt.
Die große Zahl an Opfern, die allein das Einzugsgebiet der beiden Ebersbacher Kirchen zu verkraften hatte, es war ca. jeder 13. Einwohner, sollte doch dem GEDENKEN Sinn geben. Um die Erinnerungstafeln herstellen zu können ruft der Heimat- und Mühlenverein auf, für die Gedenktafeln zu spenden. Mitte nutzen Sie dazu die oben genannte Bankverbindung. Für Fragen stehn Ihnen folgende Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung:
- Roland Drobisch Tel.0172/1554398
- Siegmar Schuppe Tel.0174/7016762
- Sabine Trentsch Tel.0174/5845705
- Steffen Nagler Tel. 0174/8471300
- Michael Wirthgen Tel. 035208/4054