Die Stadt Radeburg hatte nach einem elfjährigen Anlauf die Baugenehmigung für ein neues Gerätehaus der Feuerwehr erhalten. 1,7 Millionen Euro Eigenmittel aus dem städtischen Haushalt und 430.000 Euro Fördermittel werden dafür aufgewendet. Dies bezeichnete Landrat Ralf Hänsel als „bedeutende Investition in eine Pflichtaufgabe, die zugleich das Engagement der Feuerwehrleute anerkennt, die bei jedem Einsatz ihr Leben oder ihre Gesundheit für andere aufs Spiel setzen, für Menschenleben, für deren Gesundheit, für Werte. Dafür gebührt ihnen meine, unsere höchste Anerkennung, die Anerkennung aller Bürgerinnen und Bürger. Und damit das auch gut funktioniert, brauchen sie natürlich eine gute Ausrüstung und Ausstattung. Und da gehört das Gerätehaus natürlich dazu.“ Er schloss mit den Worten: „Ich wünsche dem Bauvorhaben insgesamt natürlich Erfolg, ich hoffe, dass es im Laufe des Bauvorhabens jetzt keine Probleme gibt, keine Unfälle, geschweige denn auch Kostenerhöhungen und wünsche natürlich ihnen allen viel Erfolg.“
Auch Bürgermeisterin Michaela Ritter wies auf die seit langem bestehende Notwendigkeit eines modernen Gerätehauses hin, das den aktuellen Anforderungen entspricht. Zugleich hob sie hervor, dass viele Schritte notwendig waren, um zu dem Punkt zu gelangen, an dem man jetzt ist. „Auch wenn wir das nie wollen, aber das ist einfach so, die Prozesse werden immer komplizierter, die Gesetze werden immer schwieriger umzusetzen,“ sagte die Bürgermeisterin und blickte auf 11 Jahre zurück, die es bis zum Baubeginn tatsächlich gebraucht hat. 2013 war sie ins Amt gekommen, 2014 war das Vorhaben erstmals im Haushaltplan eingestellt, damals war man von Gesamtkosten von 450.000 Euro ausgegangen, heute ist man fast beim fünffachen Preis. Optimistisch ging man damals davon aus, dass ab 2017 gebaut werden könne. So ging es viele Jahre weiter. Man trug die Planungskosten ins nächste Jahr vor, die Baukosten in das jeweils übernächste. Im Jahr 2017 war man dann soweit, dass man sich mit der Standortsuche befasste. 2019/2020 standen bereits 856.000 € im Haushalt. 2021/22 wurde erneut ein Förderantrag gestellt, jedoch erst für 2023 in Aussicht gestellt. Da belief sich die Kostenschätzung bereits auf 1,1 Millionen. Mit dem Platz der ehemaligen Schweinestallanlage am Schlosspark wurde schlussendlich der geeignete Bauplatz gefunden. Michaela Ritter sagte, ihr sei bewusst, dass die Geduld aller Beteiligten oft auf die Probe gestellt wurde und dankte allen, die in diesem langwierigen und komplizierten Prozess ihre Unterstützung gegeben haben. Sie hob dabei den Landrat, aber auch den ehemaligen Kreisbrandmeister Ingo Nestler und seinen Nachfolger Thomas Fischer hervor, dankte aber auch den Stadträten von mittlerweile drei Legislaturperioden für die Freigabe der Mittel, den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, des Bauhofes, und nicht zuletzt den Feuerwehrleuten, die jahrelang mit den räumlichen Einschränkungen klarkommen mussten.
Ortswehrleiter Erik Paulitz reflektierte noch einmal die Geschichte der Berbisdorfer Feuerwehr, beginnend mit dem kleinen Spritzenhäuschen an der Hauptstraße, gefüllt mit Leitern, Eimern, Gerätschaften bis hin zu den heutigen Plänen für das, wie er sagte „erste professionell errichtete Gerätehaus in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Berbisdorf.“ Zu DDR-Zeiten wurde in Eigenleistung eine alte Scheune zum Gerätehaus umgebaut. Das sei schon ein kleines Kunststück gewesen, so der Wehrleiter. Material war knapp und die Beschaffung teils abenteuerlich. „Unsere Geliebte Isabella, ein Alter russischer Lkw und dann unser guter alter LO passten hinein,“ erinnerte der Wehrleiter. „Eines war übrigens nie knapp hier in Berbisdorf,“ betonte Erik Paulitz: „Der Zusammenhalt in der Truppe, die Kameradschaft und unser gemeinsames Herzblut für unsere Feuerwehr.“ Die Scheune wurde immer wieder angepasst, erweitert, verbessert und für feuerwehrtechnische Zwecke nutzbar gemacht. Später kam dann sogar noch ein Anbau hinzu. Er wurde die Werkstatt für den Gerätewart und der Stellplatz für den B 1000. Erik Paulitz weiter: „So treu uns dieses Gebäude auch gedient hat, viele schöne kameradschaftliche Stunden geschenkt hat, es entspricht heute leider einfach nicht mehr den aktuellen Anforderungen – von fehlenden sanitären Anlagen über Unfallschutz, geschweige ein Schulungsraum für eine qualitativ hochwertige Ausbildung.“ Außerdem wartet in Radeburg ein neues Katastrophenschutzfahrzeug, das die Berbisdorfer übernehmen sollen, sobald der Platz dafür zur Verfügung steht. Der Wehrleiter schloss seine Ansprache mit den Worten: „Das Gerätehaus bedeutet für uns als Wehr einen riesengroßen Schritt nach vorn. Ich möchte an dieser Stelle besonders unserer Bürgermeisterin Frau Ritter danken - für diese Unterstützung, das Durchhalten und das offene Ohr in all den Gesprächen, die diesem Projekt vorausgingen.“ Er danke auch den Stadträten, der Verwaltung und dem Bauhof dafür, dass alle mitgezogen und Entscheidungen mitgetragen haben und freute sich, „dass wir bald in ein modernes, funktionales, schönes und vor allem praktisches Gerätehaus einziehen dürfen, welches unserer Arbeit gerecht wird und unserer Gemeinschaft einen neuen schönen Mittelpunkt schenkt - in diesem Sinne möchte ich abschließen mit unserem Leitspruch, der an unserem alten Gerätehaus steht: „Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr. - Liebe Kameraden, Gut - Wehr!“ Im Anschluss wurde von den Kameraden gemeinsam mit Landrat Hänsel und Bürgermeisterin Ritter eine Zeitkapsel befüllt, die traditionell bei Grundsteinlegungen in selbigen eingelassen wird. Sie wurde befüllt mit der aktuellen Sächsischen Zeitung des Tages, die an diesem Tag mit dem 2.-Wahl-Kanzler aufmachte, was „raunendes Schmunzeln“ auslöste. „Damit die Nachwelt mal weiß, was denn aktuell so los war. Und es war einiges los grad zur Zeit, wie ihr alle wisst,“ so der Wehrleiter. Es folgte die aktuelle Druckausgabe des Radeburger Anzeigers – „Auf USB Stick eine Online-Ausgabe wär eine ganz klasse Sache, aber ja, ob die in 200 Jahren USB Stick lesen können?“ Louis von der Jugendfeuerwehr trug ein Bild der aktuellen Besetzung der „Erfolgstruppe“ bei, die die diesjährige Jugendfeuerwehr-Ralley unserer Ortsfeuerwehren gewonnen hatte.
Roland Hauber, der Präsident der Ehren- und Altersabteilung, der auch federführend die Partnerschaft mit der Gemeinde Argenbühl und der Partnerwehr in Argenbühl pflegt, trug eine Kopie der Partnerschaftsurkunde bei. Weiterhin fand eine Drohnenaufnahme und ein Frontfoto vom alten – also noch aktuellen – Standort Anbaustraße 140 und ein Gruppenfoto vor dem alten Schweinestall, der für das künftige Feuerwehrgebäude weichen musste, Platz in der Zeitkapsel.
Torsten Döring vom verantwortlichen Planungsbüro Klett Ingenieur GmbH aus Meißen trug Grundriss und Baupläne bei. Erwähnt sei hier, dass nicht alles teurer, sondern manches auch günstiger wurde, denn die Planer konnten als Vorlage für dieses Objekt das bereits fertiggestellte Feuerwehrgerätehaus in Nieschütz nehmen und dieses entsprechend den Anforderungen vor Ort anpassen. Die Feuerwehrleute und die Stadt konnten sich also im Vorfeld ansehen, wie ihr eigenes Objekt im Wesentlichen aussehen würde und man musste bei der Planung nicht von Null anfangen. Abschließend wurde noch ein kompletter Satz aktueller Münzen beigefügt, begleitet von den Gedanken, dass es die in Zukunft vielleicht auch nicht mehr gibt.
Erik Paulitz ließ es sich nicht nehmen, eigenhändig die Kapsel zu verschließen, die allerdings noch nicht in den Boden versenkt wurde, denn leicht abweichend von der Tradition fand man es besser, ihr einen gekennzeichneten Platz zu geben, damit sie später auch sicher gefunden wird – vielleicht sogar in einer Wand hinter Plexiglas. Aber das steht noch nicht ganz fest.