Standpunkte zum Zaun um die ehemalige Kaolingrube "Blaues Loch"

Zur im Frühjahr erfolgten Einzäunung des "Blauen Lochs" durch den Besitzer, den Anglerverband "Elbflorenz" Dresden, schrieb Elisabeth Lorenz einen Leserbrief. Der AV nahm dazu Stellung, doch die Kontroverse geht weiter.

Blaues Loch

Blaues Loch bei Radeburg. Links: Schilder zeigen an, wer hier das Sagen hat und es gibt auch eine Telefonnummer, an die man sich wenden kann. Rechts: Abgerissener Hinweis zur Sperrung des Areals.

Zwischen Bärwalde und Berbisdorf liegt das „Blaue Loch“, ein Restloch des Kaolinabbaus der Ziegeleien. Es ist Paradies für Libellen, Wasservögel, vor ein paar Jahre auch für Biber. Sogar den seltenen Eisvogel in schillerndem orange-türkisen Gewand konnte ich noch vor zwei Jahren beobachten.

Unvergessen bleibt mir das Schwimmen neben einer Biberfamilie im Morgengrauen im Sommer vor drei Jahren. Nur ihre Nasen schauten aus dem Wasser und zogen eine Bahn durch den Teich. Seit mehr als 30 Jahren konnten sich Angler, Vogelkundler und Badegäste an diesem Idyll erfreuen.

Die Mehrheit der Besucher war respektvoll, nahm Rücksicht auf die Angelrouten, nahm ihren eigenen und fremden Müll anschließend wieder mit. Sicher, es gab auch Ausnahmen, mit lautstarken Partys, Unrat, verbaler Gewalt. Inzwischen hat der Anglerverband das Gewässer erworben und einen hohen Zaun außen herumgezogen. Nun dürfen nur noch Angler mit ihren Familien dort angeln, zelten, grillen und baden.

Nichtangler stehen vor dem Tor. Ein befreundeter Angler gab mir den Tipp, ich solle doch einen Fischereischein erwerben, dann könnte ich Mitglied im Anglerverein werden und mir dadurch Zugang zum Blauen Loch schaffen. Das ist für mich keine Lösung, um die Spaltung zwischen Badegästen und Anglern zu überwinden. Spaltung, die wir seit mehr als zwei Jahren geübt haben, die die Aggressionsschwelle hoch setzt, ein Gegeneinander statt eines Miteinanders fördert.

Lasst uns bitte aufeinander zugehen, denn unsere Heimat, unsere Natur ist so kostbar, so schön, dass auch Nichtangler sich daran freuen dürfen.

Elisabeth Lorenz, Radeburg

Stellungnahme des Anglerverbandes

Mirko Naumann, zuständig für die Verbandsgewässeraufsicht beim Anglerverband „Elbflorenz“ als Eigentümer, gab auf Nachfrage von RAZ telefonisch folgende Stellungnahme ab:

Aufgrund von zunehmendem Vandalismus, nächtlichen Partys und Vermüllen des Geländes durch unbelehrbare Besucher mussten wir die Notbremse ziehen. Die Einzäunung erfolgte im Interesse des Biotopschutzes und nicht zuletzt zum Schutz unseres Vereinszwecks. Auch Mitgliedern ist hier nur das Angeln gestattet. Auch sie dürfen hier weder zelten, grillen, Partys feiern noch baden.

Weitere Leserzuschrift

Der Leserzuschrift von Frau Lorenz zum Blauen Loch kann ich nur zustimmen.

Radeburg hat nicht viele Badestellen, eigentlich nur den Stausee. Von drei noch existierenden Gruben um die Schamotte war das Blaue Loch die einzige frei zugängliche Wasserstelle seit Jahrzehnten. Die meisten Radeburger waren sicher schon mal hier ob nur zum Entspannen oder Baden. Auch die Radfahrer auf dem Weg um Radeburg oder als Abstecher vom Zille-Radweg wussten eine Erfrischung zu schätzen. Eine Badestelle erhöht die Attraktivität einer Urlaubsgegend ohne Frage. Selbst nur der Blick auf den See war zu jeder Jahreszeit schön.

Umso unverständlicher ist der hässliche Zaun und die Aussperrung der Allgemeinheit vom Zugang zum Blauen Loch. Das Eigentum des Angelvereins berechtigt jedenfalls nicht dazu. Genauso wie Waldbesitzer den Zugang zum Wald zu gewährleisten haben, ist der Zugang ein öffentliches Gut, das in der Sächsischen Verfassung Artikel 10 geregelt ist:

(3) Das Land erkennt das Recht auf Genuss der Naturschönheiten und Erholung in der freien Natur an, soweit dem nicht die Ziele nach Absatz 1 entgegenstehen. Der Allgemeinheit ist in diesem Rahmen der Zugang zu Bergen, Wäldern, Feldern, Seen und Flüssen zu ermöglichen.“

Eine Beeinträchtigung der Umwelt, die dagegen sprechen würde, ist nicht gegeben, sonst dürften auch die Angler das Gebiet nicht betreten. Die Probleme mit dem Müll ließen sich einfach über eine Abfalltonne an der Straße lösen. Eigentum verpflichtet eben auch. Das wäre für den Anglerverein auch billiger als der Zaun gewesen. Genauso wie die Pflege anderer Rastplätze würde die Stadt vielleicht auch eine Leerung übernehmen.

Es gibt schon viele Beispiele, wo Rechtsstreits um den Zugang zu Seen, wenn auch nur kleinen, geführt wurden. Hier sehe ich auch die Stadt Radeburg in der Pflicht, die Interessen der Allgemeinheit zu vertreten. Schließlich geht es hier um Etwas, was unsere Umgebung lebenswert macht und auch teilweise über die Stadtgrenzen bekannt ist.

Es bleibt zu bezweifeln, dass die Angler nun auf der Innenseite des Zauns ihre Ruhe haben, während der Rest der Bevölkerung bei 35°C nicht ans Wasser darf. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Bleibt noch die Hoffnung, dass sich eine Lösung findet.

Matthias Walden, Radeburg