Radeburg ehrt seinen Weltmeister

Im Rahmen der Heinrich-Zille-Kneipennacht wurde im Heimatmuseum eine Personalausstellung zu Ehren des Radeburger Leichathletik-Weltmeisters Armin Zosel eröffnet. Die Laudatio hielt Christina Koch unter dem Titel: ARMIN ZOSEL - 85 Jahre … und fit wie ein Turnschuh. Hier im Wortlaut:

Armin Zosel und seine Mitstreiter vom Org.-Team des Zillelaufs

Armin Zosel und seine Mitstreiter vom Org.-Team des Zillelaufs: links von ihm Thomas Hilbert, Laudatorin Christina Koch und rechts von ihm Dr. Beate Hilbert und Iris Messerschmidt.

Kindheit und Jugend

Er wurde als 8. Kind in Lodz/Polen am 28. Februar 1934 geboren. Mutter und Vater waren Weber. Zu Hause wurde deutsch gesprochen und in der Öffentlichkeit polnisch.

Von 1940 bis 1945 besuchte er die Schule in Lodz. Aufgrund des Krieges und dessen Folgen wurde die Schule geschlossen. Armin arbeitete von 1945 bis 1947 als Hilfskraft auf einen Bauernhof. Er war erst 11 Jahre, als er mit Arbeiten begann. Zur Schule konnte er nicht gehen weil der Unterricht eingestellt wurde.

Vom Bauernhof wechselte er als Lohnarbeiter in eine Metallgießerei. Dort war er bis 1950 tätig. 1950 erfolgte die Umsiedlung nach Deutschland, nach Schönborn bei Doberlug-Kirchhain. Er nahm eine Tätigkeit im Hohlglaswerk Schönborn als Glasarbeiterhilfskraft auf.

Neben seiner Arbeit holte er den versäumten Unterricht nach und konnte den Abschluss der 8. Klasse und den der 10. Klasse absolvieren.Seine Tätigkeit als Glasarbeiter bereitete ihm Freude. Sein engagiertes Arbeiten führte dazu, dass er zum Werkstellenmeister berufen wurde.

1961 bis 1964 besuchte er die Ingenieurschule für Glastechnik in Weißwasser und beendete diese erfolgreich mit dem Abschluss als Ingenieur für Glastechnik. Er arbeitete dann von 1964 bis 1982 im Flachglaskombinat Torgau als Schichtleiter, Abteilungsleiter und Bereichsleiter. In dieser Zeit, von 1966 bis 1971, absolvierte er ein Fernstudium an der Ingenieurschule Leipzig, Fachrichtung Automatisierungstechnik.

1982 wechselte er in das Flachglaswerk Radeburg in dem er bis 1991 als Direktor tätig war. Von 1992 bis 1999 war er Mitarbeiter des Generalbevollmächtigten des Saint-Gobain Glassolutions Objekt Center GmbH. Seine Aufgabe bestand darin, in Polen den Aufbau einer Floatglashütte zu begleiten. Armin war bis zu seinem 75. Lebensjahr als Berater für Glashüttenbau tätig. Seit 2008 ist er Rentner.

SPORT begleitet sein LEBEN

Schon als Kind lief er gern um die Wette. Schnelle Beine waren insbesondere bei „Beschaffungsunternehmungen“ nach 1945 gefragt. Seit 1951 war er im Sportverein Chemie Schönborn und dann in der TSV Radeburg 1862 organisiert und aktiv tätig.

Dreimal in der Woche wurde trainiert. Armin war ein guter Turner. Er nahm an Wettkämpfen teil oder am Schauturnen. Höhepunkt beim Turnen war 1953 die Teilnahme am Turnfest in Leipzig. 1957 belegte er den 2. Platz bei der Bezirksmeisterschaft der Oberstufe/Turnen in Cottbus. Er qualifizierte sich zum Übungsleiter im Kinder und Jugendbereich an der „Chemie-Sportschule“ Bitterfeld.

Neben dem aktiven Turnen war das regelmäßige Laufen, Radfahren und Schwimmen als sportliche Freizeitbeschäftigung ein Muss. Er belegte Bezirksbestzeiten in Cottbus über 1500m und 3000m.

Nach einer Wette beim Bier mit tschechischen Freunden und Arbeitskollegen, nahm er am Triathlon  in Teplice/ Tschechische Republik teil. Er konnte erfolgreich den Pokal des „Glasmanns“ erwerben. Von nun an ging es zu den unterschiedlichsten Wettkämpfen im Triathlon und Duathlon (Laufen-Radfahren-Laufen). Das Laufen und Radfahren waren seine besten Disziplinen, weniger das Schwimmen.

Möglichkeiten für ein intensives Schwimmtraining fehlten. Seit dem Jahr 2000 konzentrierte er sich ausschließlich auf das Laufen. Er nahm an Stadtläufen, Crossläufen, Bahnläufen, Landesmeisterschaften, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften teil.

Zum Beispiel:

  • Rennsteiglauf
  • Städtepartnerschaftslauf von Dresden nach Petersburg
  • 100km Staffellauf von Cottbus nach Zielona Gora
  • Froschlauf in Biehla
  • Läufe in Polen in der Partnerstadt von Meissen, in Ostrzeszow
  • „Medoc Weinlauf“ in Frankreich

Die Erfolge blieben nicht aus - bis heute:

Er wurde 5 mal Weltmeister, 8 mal Europameister, 6 mal Deutscher Meister, 11 mal Landesmeister

Auszeichnungen:

  • Ehrenplakette des Kreissportbundes
  • Ehrennadel in Gold des Landessportbundes Sachsen

Außerdem begleitete er zahlreiche  Funktionen im Sport:

  • 1995 bis 2001 Vorsitzender der TSV Radeburg 1862 e.V.
  • 2002 bis 2004 Vizepräsident des Kreisportbundes Meissen
  • 2004 bis 2006 Amtierender Präsident des Kreissportbundes in Meissen
  • 2012 bis 2013 Vorsitzender der TSV Radeburg 1862 e.V.

Der Heinrich-Zille-Lauf in Radeburg ist eng mit seinem Namen verbunden.

Der allererste Lauf fand am 2. August 1981 unter dem Motto: „Treibt Sport – Lauf Dich gesund“ statt. Etliche Jahre waren die Läufe auch im Rahmen der Bezirksrangliste ausgeschrieben. In die Starterlisten dieser Jahre trug sich z.B. der Triathlet Maik Petzold ein. Der gebürtige Bautzener war unter anderem deutscher Triathlon-Meister, Weltcupsieger, Team-Vizeweltmeister und Olympiateilnehmer. Am 4.9.1994 fiel der Startschuss zum vierzehnten und vorerst letzten Mal… In den Folgejahren nach dem letzten Lauf wurde unter Lauffreunden immer wieder eine Wiederbelebung des Laufes angesprochen, dann hatte - im Rahmen der Veranstaltungen zum 150. Geburtstags des Malers 2008 - der Kultur- und Heimatverein Radeburg die Idee, den Lauf wieder zum Leben zu erwecken. Dieser Gedanke wurde vom Fitness-Stammtisch aufgegriffen, einige Enthusiasten unter Leitung von Armin Zosel waren so „verrückt“, die Idee auch umzusetzen und so gab es am 5.April 2008 mit 263 gemeldeten Läufern eine gelungene Neuauflage. Inzwischen ist der Lauf fester Bestandteil im Rahmen der Bezirksranglistenlaufwertung und des Meißner Sparkassencups und mit durchschnittlich 700 Finishern eine gut besuchte Veranstaltung.