Michaela Ritter, Bürgermeisterin der Stadt Radeburg und Juror Mario Süßenguth von der Galerie Komische Meister begrüßten unter den zahlreichen Gästen Zilledarsteller Albrecht Hoffmann, weitere Vertreter des Berliner Zille-Museums, natürlich den Preisträger BECK, Laudatorin Gabriele Klingner, Teilnehmer des Wettbewerbs, Stadträte sowie Marino Radtke als Vertreter des Hauptsponsors Megger und Monika und Klaus Kroemke vom Ideenwerk, das den Publikumspreis gestiftet hat.
Anschließend verlas sie ein Grußwort von Urenkel Heinjörg Preetz-Zille, das wir unten ebenso abdrucken wie die Laudatio von Gabriele Klingner. Die ehemalige Leiterin des Pflegebereichs der Radeburger Reha-Klinik weiß wovon sie spricht, wenn es heißt: „Der nächste bitte!“
Mario Süßenguth gab Hintergründe und Hintergründiges zu Zille, Preis und Preisträger zum Besten, was wir gern auch hier wiedergeben und schließlich gab Dr. Peter Ufer in seiner gewohnt witzigen Art eine Einführung in die Ausstellung, stellte einige Arbeiten vor, die er selbst besonders witzig fand. Nach der Laudatio von Jurymitglied Gabriele Klingner und der anschließenden Preisübergabe kam BECK selbst zu Wort, worauf Dr. Ufer bemerkte: „So viel habe ich ihn noch nie zusammenhängend reden hören.“ BECK nutzte die Gelegenheit, auf seine anderen eingereichten Arbeiten aufmerksam zu machen. „Ich fand die witziger, aber vielleicht liegt das daran, dass ich ein Stadtmensch bin.“
Die Veranstaltung wurde übrigens musikalisch begleitet durch den Kammervirtuosen Professor Jörg Wachsmuth, Solotubist der Dresdner Philharmonie. Zum Abschluss der Feierstunde gab er auf seiner Tuba den „Hummelflug“ zum Besten, bei dem er den im Guinessbuch eingetragenen Tempo-Weltrekord hält, den er schneller spielt als David Garrett auf der Geige.
In die Karikaturen-Ausstellung hat es diesmal übrigens auch ein Radeburger, genauer gesagt: Großdittmannsdorfer, geschafft und dabei DAS aktuelle Thema der Stadt mit dem Motto der Ausstellung verknüpft. Finden Sie es raus!
Die Ausstellung ist Dienstag 10 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr und jeden 1. und 3. Sonnabend im Monat von 14 bis 16 Uhr zu sehen, letztmalig am Sonnabend, dem 4. April.
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Hintergründe und Hintergündiges von Mario Süßenguth
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde … der komischen Kunst,
wir feiern heute Geburtstag – und zwar unseren eigenen! Wir haben die Ehre, den Heinrich-Zille-Karikaturenpreis zum zweiten Mal vergeben zu können! Ganz herzlichen Glückwunsch schon mal allen, die daran ihren Anteil haben!
Unsere Galerie Komische Meister Dresden, gegründet von Dr. Ufer und mir, hat 2018 den Anstoß für den Preis gegeben. Wirklichkeit wurde die Idee jedoch nur, weil wir in der Radeburger Bürgermeisterin Michaela Ritter sofort eine begeisterte Unterstützerin gefunden haben. Mit ihrer Leidenschaft haben Sie, Frau Ritter, die Stadträtinnen und Stadträte überzeugt. Und der gesamte Stadtrat kann jetzt mit uns allen auf eine wunderbare gemeinsame erste Bilanz schauen:
- das neueröffnete Heimatmuseum zieht mit seinem kleinen, feinen Zille-Kabinett viele Gäste von außerhalb an, auch internationale Gäste kommen … das ist noch nicht unser Galerie-Verdienst;
- aber die Karikaturenausstellungen, die es seit 2018 hier gibt, sind echte Besuchermagnete: das Museum vermeldet für das abgelaufene Jahr rund doppelt so viele Gäste wie in seiner bis dato erfolgreichsten Saison. Unsere Sonderschauen bilden einen guten Teil dieses Erfolges!
Auf der Seite der treuen Karikaturenfreunde sind der Radeburger Kultur- und Heimatverein, die Heinrich-Zille-Oberschule, die Mitarbeiter von Museum und Stadtverwaltung und ganz besonders die beiden Radeburger Unternehmen Megger Hagenuk KMT Kabelmesstechnik GmbH und die Ideenwerk Kroemke GmbH.
Beide stiften die Preisgelder für unsere Jury- und Publikumssieger! Vielen Dank, Familie Kroemke für ihre persönliche Freude an diesem Projekt. Kroemke mit o e wie Goethe, das habe ich mir gemerkt! Vielen Dank: Ihr Geld und das von Megger Hagenuk ist sehr gut angelegt, denn es fördert den Humor im Lande, der eigentlich unbezahlbar ist, aber dem mit ein bisschen Barem durchaus auf die Sprünge geholfen werden kann.
Zille sagte mal: „Es tut weh, wenn man den Ernst als Witz verkaufen muss.“ Aber, das sage ich jetzt: Es ist immer noch besser mit einem Witz den Ernst der Lage zu beschreiben, als gar nicht darüber zu reden. Am Ernst fehlt es in unserer Zeit gewiss nicht, aber manchmal am dringend nötigen Witz!
Auch deshalb haben wir hier Raum geschaffen für die besten Fachleute mit Humor und Hintersinn: Karikaturistinnen und Karikaturisten aus ganz Deutschland und darüber hinaus unterstützen uns dabei, dieses Herzens-Projekt hier in einer Stadt mit gut 7.000 Einwohnern weiter anzugehen und umzusetzen.
Heinrich Zille, der uns aus dem Künstlerhimmel zuschaut, wird es freuen. Zilles Geburtsjahr 1858, die Zeit vor über anderthalb Jahrhunderten ist uns heute fern …
Das Geburtsjahr liegt in einer Epoche, als Sachsen noch Königreich ist, elektrisches Stubenlicht dem Reich der Phantasie angehört, Karl Marx als deutscher Journalist in London für eine New Yorker Zeitung arbeitet, Richard Wagner in der Schweiz Exil sucht … und Max und Moritz noch niemandem ein Begriff sind, weil Wilhelm Busch sie schlicht noch nicht erfunden hat. Unvorstellbar!
Aber die Zeit vor hundert Jahren, als die Goldenen Zwanziger anbrachen, auch die wilden genannt, weil sie so spannend waren … diese Zeit ist uns hier und heute durchaus nah ... und aufgrund mancher scheinbarer politischer Parallelen sogar unheimlich nahe.
1920. Deutschland ist eine Republik, Berlin die pulsierende Hauptstadt, in der die ganze Welt zuhause ist, Arm und Reich könnten gegensätzlicher nicht sein. Damals mittendrin: der gebürtige Radeburger Zille, ein schon etablierter Star der Großstadt, ein Publikumsliebling, ein Held der Straße und auf Augenhöhe mit Künstlerkollegen wie Max Liebermann oder Käthe Kollwitz. Die Kabarettistin Claire Waldoff singt das Lied vom Vater Zille, „Das war sein Milljöh“.
Zille ist ein Zeuge seiner Zeit, der mit Bleistift, Pastellkreide und Aquarellpinsel den Alltag festhält, den Alltag mit Kaiser, den Alltag ohne Kaiser, schließlich den Alltag mit den Reichskanzlern der Republik… Zille ist der Künstlerprotokollant des einfachen Volkes, der vertraute Freund der Zukurzgekommenen, der Armen und sozial Schwachen – Zille, ein Mann, der angesichts des menschlichen Elends seiner Epoche nicht wegschaute, sondern unvergessliche Bilder und Karikaturen schuf … mit Herz, mit Witz und Schnauze!
Zille ist Zeichner, Maler und ein leidenschaftlicher Anhänger der Fotografie – und spätberufener Erfolgskünstler. Erst weit im letzten Drittel seines Lebens entschließt er sich, nur von seinen Werken, allein von der Kunst zu leben, als Freiberufler. Das gelingt ihm durchaus erfolgreich, auch in finanzieller Hinsicht. Er lebt im feinen Berliner Stadtteil Charlottenburg.
Sein Humor bleibt trotz gediegenem Luxus bodenständig. Beispiel, die Bild-Szene in einem Mietskasernen-Kiez, dunkle Wohnungen, grauer, kahler, stinkender Hinterhof, ein Junge ruft ins Erdgeschossfenster: „Mutta, jib doch die zwee Blumtöppe raus, Lieschen sitzt so jerne ins Jrüne!“ Monotone Häusermauern ohne Grün, leider nicht weniger geworden seit damals soweit also sind wir von Zilles Zeit manchmal nicht entfernt.
Meine Damen und Herren,
Heinrich Zilles kritischen Geist, immer mit Witz gewürzt, genau den will unser Karikaturen- Wettbewerb sehr gern bewahren. Und zwar nicht altbacken, sondern ganz im Hier und Jetzt, mit heutigen gesellschaftlichen Themen. Eines davon ist die Tatsache der alternden Gesellschaft, die zwar länger lebt, aber auch länger mit Zipperlein und echten Krankheiten zu kämpfen hat. Deshalb das aktuelle Motto: „Der Nächste, bitte!“
Für rund 65 Karikaturistinnen und Karikaturisten war diese Überschrift ein absolut behandlungswürdiger Befund. Über 300 Arbeiten gingen bei uns ein. Unsere zwölfköpfige Jury stritt und diskutierte, erstmals mit im Boot der Rektor der Dresdner Hochschule für Bildende Künste, Matthias Flügge. Knapp 90 Arbeiten sind jetzt übrig für unsere Ausstellung… und ein Sieger, der sich – wie er mir schon gleich nach der Kür am Telefon verriet, riesig über die Zille-Ehrung freut.
Was wünschen wir uns als Galerie Komische Meister für die Zukunft des Zille-Preises? Auf alle Fälle: Dass es so verheißungsvoll weiter geht, wie es angefangen hat … mit begeisterten Unterstützern, zu denen die Karikaturisten hier ebenso gehören wie Sie als Sponsoren, Cartoonfans, Politiker oder Kunstfreunde.
Und: die Hauptstadt bleibt fest im Blickfeld für unseren Karikaturen-Preis! Die Vertretung des Freistaates Sachsen in Berlin … salopp gesagt: die sächsische Botschaft in Preußen …hat uns 2019 bereits eine reizvolle Möglichkeit gegeben, unsere Zille-Aktivitäten glanzvoll zu präsentieren.
Wir haben dort mit der Bürgermeisterin und mit dem Ideenwerk Kroemke den Publikumspreis übergeben! Das soll sich auch 2020 wiederholen, danke an Staatssekretär a.D. Dr. Henry Hasenpflug aus Radeburg für die gelungene Vermittlung.
In Berlin sitzt auch die Zeitschrift SuperIllu, das meistgelesene Boulevard- Wochenmagazin in Ostdeutschland … Gemeinsam küren wir in den nächsten Wochen einen Lesersieger unter ausgewählten Cartoons dieses Wettbewerbs! Wir sind gespannt.
Sie merken, sehr verehrte Damen und Herren – der Radeburger Heinrich-Zille-Karikaturenpreis lebt, gedeiht und ist putzmunter, das soll auch so bleiben.