Kulturszene Radeburg: Die Menschen sehnen sich, Musik und Kunst wieder live zu erleben

„Volles Haus beim Neujahrskonzert von Katrin Wettin“ – das war unsere Schlagzeile im Januar 2020 zu ihrem Auftritt in der Radeburger Kirche und damals war ihr Versprechen, dieses Konzert ein Jahr später zu wiederholen. Dass daraus nichts wurde, lag nicht an ihr. Aber sie nutze die erste sich bietende Möglichkeit und gab am Sonnabend, dem 13. Juni, ihr erstes Life-Konzert seit Beginn der Corona-Maßnahmen hier in der Radeburger Kirche.

Katrin Wettin und Pfarrer Andreas Kecke

Katrin Wettin dankte Pfarrer Andreas Kecke für die Möglichkeit, Kultur „live“ in der Kirche möglich zu machen. Von Pfarrer Kecke kam die Ermutigung dazu.

Katrin Wettin spielt den Amazon-Charterfolg "Stay at home"

Katrin Wettin spielt den Amazon-Charterfolg "Stay at home" - ihre Bandmitglieder spielten die Beiträge von zu Hause ein. Klick ins Bild um das Video zu sehen!

Katrin Wettin spielte Musik aus ihrem Programm von Bach bis ACDC, dank Großleinwand mit dem für YouTube erarbeiteten Videomaterial abwechslungsreich in Szene gesetzt. Darunter Mozarts „Kleine Nachtmusik“, und ihre Interpretationen des „Earth Songs“ (Michael Jackson) und von „Am Fenster“ (City). Aber auch im Corona-Jahr neu Entstandenes wurde präsentiert.

In ihren begleitenden Worten dankte die Musikerin Pfarrer Andreas Kecke nicht zuletzt für seine Ermutigung. Mit den Worten „die Menschen sehnen sich danach, Musik und Kunst wieder live zu erleben,“ hatte er sie schließlich überzeugt, all die zusätzlichen Anstrengungen auf sich zu nehmen, unter denen das Konzert letztlich nur möglich war. Ein Hygienekonzept musste entwickelt und genehmigt werden. Sie musste für Besucher werben und ihnen gleichzeitig zumuten, sich tagesaktuell testen zu lassen, sofern sie keinen Impfausweis oder Genehmigungsnachweis hatten. Sie musste die Gäste ermahnen, auch während des Konzerts trotz gesperrter Reihen und eingehaltener Abstände Masken zu tragen. Das alles hatte sie zunächst abgeschreckt, doch es zeigte sich, dass der Pfarrer recht hatte.

Das für Sonntag geplante erste Konzert war, nicht zuletzt, weil nur ein Viertel Platzkapazität zur Verfügung stand, im Nu ausverkauft, so dass schnell noch ein zweites Konzert am Sonnabend anberaumt wurde. „Geben Sie es zu,“ scherzte sie. „Da hat Corona auch was Gutes. Wir sitzen uns nicht so auf der Pelle.“

In ihren begleitenden Worten schilderte sie, wie sie die Zeit der Auftrittsverbote überstand. Binnen zwei Wochen wurde das heimische Wohnzimmer zum Tonstudio umgebaut. Von hier wurden bis heute, immer sonntags 20 Uhr, 191 virtuelle Wohnzimmerkonzerte gegeben, die über YouTube und Facebook gesendet wurden.

Ihre Fans konnten (mussten nicht) für die Wohnzimmerkonzerte echte Tickets erwerben oder Artikel im Shop kaufen, um sie auf diese Weise bei ihrer Arbeit zu unterstützen. „Ich bin mir bewusst, dass viele Fans ganze Sätze Tassen, Mousepads, USB-Sticks und selbstgestrickten Katrinchens nicht deshalb gekauft haben, weil sie diese Dinge brauchen, sondern nur um mich zu unterstützen, dafür bin ich sehr sehr dankbar.“

Corona gab Katrin Wettin aber auch die Zeit, einmal ein eigenes Werk zu produzieren. Um die entstandene Komposition umzusetzen, musste jeder Musiker mit seinem eigenen Smartphone oder Tablett zu Hause seinen Part aufnehmen und Jörg (ihr Ehemann Jörg Kadner-Wettin, d.Red.) hat dann alles am Computer zu einem Ganzen zusammengefügt. Der Titel war in den Amazon-Klassik-Charts sechs Wochen auf Platz 1. „Ich habe ihn auch zwei Sendern angeboten – dem einen war er zu sehr „Mainstream“, dem anderen nicht „Mainstream“ genug. Aber so ist das leider, der Prophet gilt nichts im eigenen Land,“ bedauerte die Violinistin. „Stay at home“ ist aber in der Onlineausgabe dieses Beitrags über  YouTube zu hören.

Zu den besonderen Ereignissen in der Corona-Zeit, über die sie berichten konnte, war die Hilfsaktion von MDR-Kultur „Freie Sendezeit für freie Künstler“, in deren Rahmen Katrin Wettin einen fünfminütigen Auftritt bekam und diesen dem ja praktisch auch ins Wasser gefallenen Beethoven-Jahr widmete – RAZ berichtete. Der beeindruckende Auftritt von Katrin Wettin und ihrer 20köpfigen Band sollte unter dem Titel „Beethoven… hör- und sichtbar“ daran erinnern, dass Beethoven zum Ende seines Schaffens taub war. Wie Musik für Gehörlose übersetzt werden kann in Bewegungen, Bilder und Gebärdensprache, das zeigen in dem Video das Tanzduo Muno Productions aus Radebeul, die „Sandartisten“ aus Leipzig und nicht zuletzt Katrins hörbehinderte Schwester Anna Wettin, die ihre Wahrnehmung der Musik in Gebärdensprache übersetzte.

Die Beteiligung der Bandmitglieder wurde so organisiert, dass jeweils ein Mitglied zur Studioaufnahme nach Medingen kam, dann wurde aufgenommen, anschließend die Wohnung gelüftet, desinfiziert und der nächste Künstler war dran. So kam die MDR-Produktion unter den strengsten Auflagen in die Kiste, von diesen Umständen ist aber im Video nichts zu merken. Dieses beeindruckende Video ist noch in der ARD-Mediathek zu finden.

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