Volles Haus beim Neujahrskonzert mit Katrin Wettin in der Radeburger Kirche

Aus der Midlife-Crisis in volle Konzertsäle, so würde Katrin Wettin vielleicht ihr Durchstarten in die 2. Lebenshälfte bezeichnen und so blickt sie überrascht und zugleich freudig zurück, was da in den letzten Jahren passiert ist.

Katrin Wettin geht mit einer zweiten Zugabe „Over the rainbow“

Katrin Wettin geht mit einer zweiten Zugabe „Over the rainbow“ – ein Lied, das davon handelt, dass Sorgen schmelzen wie Drops im Mund und Träume wahr werden – das Lied meint in diesem Moment auch sie selbst.

Ihr Vater hat sie liebevoll, aber bestimmt zur Musikerin gemacht, sie hatte Musik studiert, das klassische Fach, an der Hochschule „Karl Maria von Weber“, war aber eher von Rock und Pop begeistert, was die Lehrer weniger begeisterte, mehr aber ihren späteren Mann, Jörg Kadner, mit dem sie seit 1993 in der Band „Simple Song“ musizierte und sang. Liebe – Ehe – Kinder – eigenes Haus im Grünen… soll es das jetzt gewesen sein? fragte sie sich eines Tages, räumte auf volles Risiko das Familienkonto ab, mietete dafür 2018 den Dresdner Schlachthof und engagierte Streichorchester und Tänzer für das Programm „Katrin Wettin & The Classic Sounds – von Bach bis AC/DC“ – und erntete dafür erstmals stehende Ovationen in vollem Haus. Nicht erst seit Vanessa Mae und David Garrett trifft die Verbindung von Klassik und Rock den Nerv eines zunehmend größer werdenden Publikums. In unserem „Revier“ waren auch Elektra und die Stern-Combo Vorbilder. Die Geige als Instrument der Rockmusik hat im Osten zudem mit Citys „Am Fenster“ eine ganz eigene Tradition. Der Mut zum Risiko wurde belohnt und so wurde RTL auf sie aufmerksam und es kam zu einer Einladung zum Super-Talent, Katrin Wettin begeisterte Publikum und Jury (außer einen) und kam ins Finale. Seitdem läuft es für sie. „Das Stadtfest im August auf dem Theaterplatz, vor der Semperoper, vor so vielen Menschen, zwanzig, vielleicht fünfundzwanzigtausend waren da, das ist Gänsehaut pur. So etwas vergisst man nicht,“ offenbart die Medingerin den Radeburgern.

Mit der Toccata, dem vielleicht berühmtesten Orgelwerk aller Zeiten, eröffnete sie ihr Programm. Pfarrer Andreas Kecke ergriff als Hausherr kurz das Wort und sprach eine Ermutigung aus. Es sei das Verdienst Martin Luthers, auch die weltliche Musik aus den Gasthöfen in die Gotteshäuser zu holen. „Wo Gott ist, soll auch Freude Sein!“ Vielleicht auch eine Ermutigung für Verantwortliche anderer Kirchen. Katrin Wettin hatte zuvor mehrere Kirchen angeschrieben und war eher auf Ablehnung gestoßen. Unverständlich, denn man kann den Satz Luthers auch so verstehen: wenn die Kirche mit Freude erfüllt ist, ist sie auch voller Menschen. Katrin Wettin spannte einen Bogen – um nur eine Auswahl zu nennen – vom christlichen „Ave Maria“ und Leonard Coens "Hallelujah" über den Türkischen (Heim-) Marsch, das Keltisch-Irische Riverdance (wie Zoe Conway, nur viel dynamischer!), John Williams „Schindler‘s List“, Michael Jacksons „Earth Song" (dieses offizielle Video lief auf Leinwand) und Karussells „Als ich fortging“ bis zu Mozarts Kleiner Nachtmusik, um dann mit City als Zugabe das Fenster zu schließen. Pfarrer Kecke kann sich unterdessen vorstellen, dass solche Neujahrskonzerte zur Regel werden. Das nächste Neujahrskonzert mit Katrin Wettin wird am 17.01.2021 an gleicher Stelle stattfinden. Das haben die beiden bereits vereinbart. Die Karten für das diesjährige Konzert waren wenige Tage vor der Veranstaltung ausverkauft und die Nachfrage war noch am Abend riesig. Kurzentschlossene kamen leider nicht mehr zum Zuge – na dann vielleicht dann im nächsten Jahr.

Links zu Katrin Wettin:

Katrin brachte in der voll besetzten Radeburger Kirche christliche und weltliche Musik zum Klingen. Eingerahmt vom liebevoll restaurierten barocken Altarraum wurde das Konzert zum Augen- und Ohrenschmaus. (Bilder zum Vergrößern anklicken.)