Zilleschule Radeburg: Friedensmarschierer wärmten sich im Zillebunker auf

Nicht so oft streift große Geschichte das kleine Radeburg – diesmal betraf es Geschichte, die gerade passiert zwischen Berlin, der Balkanroute und Aleppo in Syrien, der Stadt, in der seit wenigen Tagen Frieden herrscht. Nur: was für ein Frieden?

Erinnerungsfoto – Friedensläufer und Zilleschüler vor dem Zillebunker.

Erinnerungsfoto – Friedensläufer und Zilleschüler vor dem Zillebunker.

So richtig wissen wir es nicht. Um das herauszufinden, brach der Friedensmarsch auf. Er brach auf in Berlin, der Stadt der Kanzlerin, die 2015 quasi im Alleingang die europäischen Grenzen öffnete, mit der Absicht, Kriegsflüchtlingen Schutz zu gewähren – und die damit Europa spaltete – seine Völker und seine Bürger. Um die Menschen wieder zu einen, braucht es Verständigung. Die Teilnehmer betonen und legen Wert auf ihre politische Neutralität, weil sie nicht bloß reden, sondern auch zuhören und verstehen wollen. Deshalb sind sie losgezogen – die Balkanroute rückwärts, zu ihrem Ursprung, zu ihrer Ursache. Am 26. Dezember brachen etwa 300 Teilnehmer auf. Am 3. Januar passierten noch etwa 50, die dem hart eingebrochenen Winter trotzten, die Grenze von Brandenburg nach Sachsen, nächtigten in einer Turnhalle in Schönfeld und zogen am Morgen des 4. Januar zum Tagesziel Moritzburg weiter. Gegen Mittag trafen sie in Radeburg ein. Spontan boten sowohl der Kinderschutzbund mit seinem Objekt in der Grundschule als auch die JuCo mit dem Zillebunker an der Zilleschule Möglichkeiten zum Aufwärmen an. Die Wahl fiel letztlich aus logistischen Gründen auf den Zillebunker. Über ihre Erlebnisse berichtet Sozialarbeiterin Anja Plötze:

Pünktlich im neuen Jahr zeigte sich die Zille Schule wieder mal von ihrer besten Seite und bot dem „Civil March for Aleppo“ Unterschlupf zum Aufwärmen im Zillebunker. Bürgermeisterin Frau Ritter spendierte Kaffee und Tee und Steffen Bischoff (das Rollende Gastmahl) zwei Kessel Kartoffelsuppe.

Es war großartig anzuschauen, wie interessiert und offen die Schülerinnen und Schüler gegenüber den beteiligten Friedensläuferinnen und -läufern waren. Einige halfen eifrig mit bei der Suppenausgabe. Es entstanden viele kleine Gesprächsgruppen, sogar in Russisch und Englisch und es zeigte sich große Hilfs- und Unterstützungsbereitschaft seitens der Schülerinnen und Schüler. Auch im Nachhinein war es vielen der „Zille-Kids“ ein Bedürfnis sich über das Thema Krieg, Flucht und Asyl auszutauschen und darüber zu reflektieren.

Anna Alboth, Journalistin und Autorin, ist die Initiatorin der Aktion „Civil March for Aleppo“. „Wir sind losgegangen, um Menschen zu helfen, die genau so sind wie wir, außer dass sie eben nicht das Glück haben, in Berlin, London oder Paris geboren zu sein.“ Sie marschieren von Berlin durch Brandenburg und Sachsen über die Tschechische Republik, Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, Griechenland und die Türkei, nach Aleppo. „Es ist ein langer Weg. Genau so lang wie der, den die Geflüchteten nehmen mussten, um ihr Leben zu retten.“ Jetzt wollen die „Friedensläufer“ dasselbe tun, um weitere Leben zu retten. Sie repräsentieren keine bestimmte politische Partei oder Organisation. Sie haben den Plan von der UN und allen anderen Institutionen und Verantwortlichen, die in der Lage sind, das Massaker an syrischen Zivilisten zu stoppen, gehört zu werden, bevor sie an der syrischen Grenze angekommen sind. Sie sagen nicht, dass sie DIE Lösung kennen. Es geht ihnen darum, Menschen dazu zu bringen, eine Lösung zu suchen und zu finden.

„Wir wollen dieses Gefühl der Hilflosigkeit in Aktion verwandeln. Wir wollen die Aufmerksamkeit der Welt darauf lenken, dass dort Zivilisten sterben.“ Sie planen nicht in die Politik einzusteigen – aber sie wollen ein Ende der Bombardierung von Zivilisten in Syrien und Korridore für Hilfstransporte schaffen, so dass den Menschen geholfen werden kann.

Demnach ist Syrien zu erreichen zwar das Ziel und ob sie es schaffen, wissen sie nicht – doch noch wichtiger ist der Weg und die Unterstützung und Hilfe, die sie auf dem Weg leisten können. Sie leisten auf ihrem Weg auch viel Aufklärungsarbeit und bieten Möglichkeiten zum Austausch an Schulen oder anderen interessierten Einrichtungen, so auch bei uns. Sie wollen Menschen darauf aufmerksam machen, was in Syrien passiert. Sie wollen Gespräche, Interesse, Diskussionen.

Am 5. Dezember traf der Marsch in Dresden ein und machte einen Tag Pause. Nach den Stationen Heidenau und Bad Gottleuba ging es am 9. Januar in die Tschechische Republik. Am Sonntag, dem 15. Januar erreichten sie Prag, am 28. Januar wollen sie Brünn erreichen.

Unter www.civilmarch.org oder bei Facebook und Twitter kann man die Route der Friedensläufer und deren Aktionen weiterhin verfolgen.

Videoclips: