Glockenweihe in der Kirche Berbisdorf am 7. Mai 2023

In den letzten Monaten und Wochen tat sich einiges an der Berbisdorfer Kirche. Am 3. April setzten die Zimmerleute der Firma Rico Sachse den sanierten Kirchturmstuhl auf.

Am 7. Mai folgte der nächste Schritt: die Glockenweihe. Voraussichtlich im Herbst sollen die Sanierungsarbeiten am Kirchturm abgeschlossen sein. Auch das will die Kirchgemeinde wieder feiern – vielleicht in Verknüpfung mit dem Berbisdorfer Erntedankfest?

Von der Firma Rico Sachse aus Berbisdorf erneuerte Turmhaube. Foto: LaClaudine

Von der Firma Rico Sachse aus Berbisdorf erneuerte Turmhaube. Foto: LaClaudine

Der Turm wurde im Jahr 1711 vom damaligen Gutsherren und Schlossbesitzer, dem Hofmann von Zeidler, als selbständiges Bauwerk neben dem Tor zum Gutshof errichtet. Im Jahr 1842 wurde daneben das Langhaus der Kirche erbaut. Noch bis in die 1960er Jahre blieb der Turm im Eigentum des Schlossbesitzers. Als solcher fungierte nach dessen Enteignung im Zuge der Bodenreform im Jahr 1945 der Staat. So gab es in Berbisdorf den vielleicht einzigen „staatlichen Kirchturm“ der DDR. 
Nicht näher bekannte Vertreter der Partei- und Staatsführung schenkten schließlich den Turm der Kirchgemeinde. Wahrscheinlich wollte man ihn einfach los sein, denn auch in der DDR-Verfassung stand der Satz, dass Eigentum verpflichtet. Einen Kirchturm mit Geldern des atheistisch geprägten Staates zu erhalten, wäre aber ein „Unding“ gewesen.
Für die Kirchgemeinde wuchs die Baulast dadurch kaum aushaltbar an.
Das Kirchendach wurde durch den schadhaften Turm so arg in Mitleidenschaft gezogen, dass das gesamte Gebäude Schaden nahm. Das war vor etwa 50 Jahren, als konkret erwogen wurde, die Berbisdorfer Kirche aufzugeben. 
Aber Menschen der damaligen Kirchgemeinde packten an, damit „die Kirche im Dorf bleibt“ – und sanierten den Turm mit den damals gegebenen Mitteln, Möglichkeiten und Kräften. Ohne sie würde es heute möglichweise weder Turm noch Kirche mehr geben. 

Es verblieb die kleine, 44 kg schwere Pitzel-Glocke von 1923 in Berbisdorf. Sie trägt die Aufschrift: DEIN WORT BLEIBT IN EWIGKEIT – mit Sternen verziert.
Volker Hübler erinnert sich, dass sein Vater noch diese kleine Glocke per Hand geläutet hat und sie irgendwann „elektrifizierte“ und mit einer Zeitschaltuhr versah.

„2021 – im Zuge des Bauantrag-Schreibens,“ so berichtet die Pfarrerin, „meinten wir: wenn wir schon einmal dabei sind, Geld für den Kirchturm in die Hand zu nehmen, dann lasst es uns versuchen, das ursprüngliche Zweiergeläut wiederherzustellen.“ Und es ging Hand in Hand. Die Gemeinde hielt und legte zusammen. 

Der Dresdner Architekt Samuel Jenichen, der bereits die Berbisdorfer Kirchenschiffsanierung im Jahr 2000 verantwortete, plant und leitet auch die Turmsanierung, die inklusive Zuguss der neuen 149 kg schweren Glocke rund 336,5 Tausend Euro kostet (darunter: Glockenguss mit Glockenzier und Glockenstuhl 12.840 Euro). Durch das LEADER-Programm des Dresdner Heidebogens wurden rund 187 Tausend Euro übernommen, die Landeskirche steuert 94 Tausend Euro bei und die Kirchgemeinde Bärnsdorf-Berbisdorf ca. 55.400 Euro.

Die neue Glocke wurde vom Glockengießer Friedemann Szymanowski (Rodewisch) in einer Leipziger Hinterhof-Gießerei am 24.Oktober 2022 gegossen, gestaltet von der Dresdner Künstlerin Dr. Christiana Weber – mit Weinlaub (vgl. JohEv 15,1f.) und einem singenden Vögelchen. Der Glocken-Text lautet: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf ERDEN“ (aus Lukasevangelium 2,14). 

Sabine Prokopiev: „Der Sparstrumpf unserer Kirche Berbisdorf ist mächtig aufgebraucht. Um den Topf wieder zu befüllen und Kosten zu begleichen, da hoffen wir wieder auf aller Mittun. Das Spendenziel ist 15.000€.“
Die Seelsorgerin weiter: „Dass so viele kamen zum Glockenweihfest und mitfeierten und die Vereine des Dorfes uns so wunderbar unterstützten, das hat uns überwältigt, wie auch die Kollekten und Spenden vom Glockenweih-Tag, die 2.335,50€ erbrachten. 

Wir sagen von Herzen DANKE und freuen uns bereits auf das Kirchturm-Fest, wo wir dann die Fertigstellung des Berbisdorfer Kirchturms feiern wollen – wieder gern mit allen zusammen.“

Nach Informationen 
der Kirchgemeindevertretung Bärnsdorf-Berbisdorf 
mit Pfarrerin Sabine Prokopiev