TSV 1862 Radeburg: Richtfest am neuen Sportler-Domizil

Am 6. Mai 2014 hatte der Stadtrat und TSV-Vorsitzende René Eilke eine Idee - eineinhalb Jahre später hat sie Gestalt angenommen. Am 3. Dezember wurde das Richtfest der neuen Mehrzweckhalle an der Jahnkampfbahn gefeiert. Aber die Gedanken waren auch bei Dieter Scheiblich und dem tragischen Ereignis vom 13. Juni.

Kegelbahn in neuer Dimension

Wer die alte Kegelbahn kennt, wird über die Dimensionen der neuen staunen.

Richtfeste sind nachgewiesen seit dem 14. Jahrhundert und gibt es immer dann, wenn der Zimmermann seine Arbeit gemacht hat – das heißt: wenn der Dachstuhl aufgerichtet ist und das Gebäude zum ersten Mal in seiner künftigen Dimension zu erkennen ist. Der Richtkranz wird aufgezogen als Dankessymbol für Gottes Beistand und des Bauherren Lohn. Dem Richtspruch voraus geht, dass der Bauherr selbst, in unserem Fall die Vertreter der TSV und die Bürgermeisterin, den letzten Nagel ins Gebälk schlägt und damit den Dachstuhlbau quasi vollendet. Zum Richtspruch gehört, dass man ihn den Planern und dem Bauherrn widmet.

Angefangen hatte es damit, dass Stadtrat René Eilke, zugleich Vorsitzender der TSV, am 6. Mai 2014 den ebenso überraschenden wie genialen Vorschlag machte, die Kegelbahn an die Jahn-Kampfbahn zu verlegen. Genial deshalb, weil damit nicht nur zwei, sondern gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden. Zum einen wurde das Ansinnen von Lidl abgewehrt, den Lindenplatz in seinem jetzigen Zuschnitt zu zerstören, ohne den Investor zu verprellen, zum Zweiten wurde eine Alternative für die nicht wettkampftaugliche Kegelbahn gefunden und zum dritten wurde das Dauerleid der Fußballer mit ihren unbefriedigenden Sanitäranlagen beendet. Etwas über ein Jahr zurück lag da der Bürgermeister-Wahlkampf, in dem die TSV die Zustände an der Jahnkampfbahn thematisiert hatte und Bürgermeisterin Michaela Ritter hatte schon frühzeitig bekundet, das Problem angehen und lösen zu wollen.

Am 13. Juni 2015 markierte die Abrissparty den Baubeginn. Schabba ließ es sich nicht nehmen, legte selbst Hand an, verunglückte und erlag schließlich seinen schweren Verletzungen. Natürlich war Dieter Scheiblich beim Richtfest in den Gedanken vieler. Wenn er das sehen könnte. Diese Dimension. Mit 663 Mitgliedern ist die TSV eine der mitgliederstärksten Sportvereinigungen im Kreisverband Meißen, darunter über 140 Kinder und Jugendliche. Die Bedeutung des Sports für Letztere hat Dieter Scheiblich immer besonders am Herzen gelegen: „Wir holen die Kinder von der Straße und sorgen für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung!” So war seine Argumentation, wenn bei Behörden mal wieder gar nichts gehen wollte. Dass er sich so eingesetzt hat, wird sehr vielen in Erinnerung bleiben. Vielleicht wird das neue Sportlerheim ja einmal seinen Namen tragen.

Nun, da am Bau die Details erkennbar werden, haben die Planer noch Ideen, die Sportler noch Wünsche. Leichter wird es dadurch nicht, die Termine zu halten. Gern hält man sich da an Zimmerermeister Rico Sachse aus Berbisdorf, denn der ist quasi um die Ecke. Er hatte sich gefreut, dass er das Los für das Dach bekommen hat, hätte aber natürlich gern auch das Zimmerer-Los gehabt. „Da darf ich jetzt nachbessern, was bei meinem Kollegen liegen geblieben ist.” Die TSV-Leute verhandeln hart, denn die knapp 2,4 Millionen Euro Gesamtbudget sollen nicht überschritten werden.

Hauptauftragnehmer ist die Baugesellschaft Großenhain, aber ein Großteil von Baunebenleistungen, insgesamt 9000 Stunden mit einem Gegenwert von mehr als 50 Tausend Euro, erbringen die Sportfreunde selber, außer dem Abriss auch Putzarbeiten, Malerarbeiten und das Einbauen von Türen und Fenstern. Weitere Radeburger Firmen unterstützen den Verein mit Sachleistungen. Nur durch ein gut koordiniertes Hand-in-Hand-gehen konnte man innerhalb von 5 Monaten Bauzeit schon so weit sein. Da der Sportplatz einst zur sumpfigen Röderaue gehörte, ist der bauliche Untergrund alles andere als stabil. 220 Betonsäulen mussten von einer Spezialtiefbaufirma in den Boden gerammt werden, ehe man ein stabiles Fundament setzen konnte.

Apropos stabiles Fundament: das eigentliche Fundament für einen Sportverein bildet der Rückhalt bei den Bürgern. „Wir freuen uns”, sagt Vereinsvorsitzender René Eilke, „dass die Radeburger auch mit Spenden zeigen, dass sie anerkennen, welchen Beitrag für den Zusammenhalt und den Lebenswert unserer Stadt unser Sportverein leistet.”

Nur wann, das war noch offen. Mit Eilkes Vorstoß schwebte nun ein Lösungsvorschlag auf den Tisch, der sich zeitnah realisieren ließ. Es verging kein Jahr, am 25. März 2015 besuchte Sportminister Markus Ulbig das da noch bestehende alte Sportcasino und übergab im Beisein zahlreicher Mitglieder den Fördermittelbescheid von fast 1 Million Euro an die TSV. Die Stadt Radeburg unterstützt den Verein, wo und wie es möglich ist, und steuert ihrerseits 1,26 Millionen Euro bei, damit künftig vor allem für den Sportler-Nachwuchs beste Bedingungen geboten werden können.

Eigenmittel der TSV und Eigenleistungen der Vereinsmitglieder runden die Finanzierung ab. Besondere Freude herrschte bei Abteilungsleiter Dieter „Schabba” Scheiblich, dem selbständigen Fuhrunternehmer, der quasi mit dem Sportplatz eins war, der sich vom Detail, wie dem Abkreiden der Spielfläche und dem Kampf gegen den Schimmel in den Duschräumen bis hin zu den großen Aufgaben, dem Kampf um vernünftige Rahmenbedingungen auf und um den Sportplatz.

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