Bürgermeisterin Michaela Ritter sagte: „Die Stadtverwaltung ist nicht prinzipiell gegen den Kiesabbau, jedoch hat sie zahlreiche Bedenken, wegen widersprüchlicher Aussagen in den ausliegenden Unterlagen.“ Es werden erhebliche Beeinträchtigungen erwartet hinsichtlich der Erholungsfunktion der Landschaft, zur Störung vorhandener Biotope, Wasserhaushalt in der Trinkwasserschutzzone, Habitat für Pflanzen und Tiere und dem vorgesehenen Einbau tagebaufremden Materials zur nachfolgenden Modellierung der Landschaft.
Aus Sicht der Verwaltung steht das Vorhaben im Widerspruch zu den Grundsätzen des Landesentwicklungsplanes Sachsen. Dieser sieht die Sicherung der biologischen Vielfalt und Bewahrung der biologischen Ressourcen ebenso vor wie die Vermeidung von Einschränkungen der touristischen Nutzbarkeit der vorhandenen touristischen Infrastruktur.
In der Landkarte (oben) sind die betroffenen touristischen Wege rot gekennzeichnet. Nicht dargestellt sind Reitwege, die ebenfalls betroffen sind. Die in der Karte „Abbauentwicklung“ (unten) dargestellten 5-Jahresscheiben zeigen die Abbaufolge. Zwischen Rodung und Wiederaufforstung im jeweiligen Abschnitt sollen nicht mehr als zehn Jahre vergehen.
„Technologisch bedingt wird es in einigen Abschnitten allerdings zu einem größeren Zeitraum kommen,“ gibt der Antragsteller an. Mit dieser nebulösen Formulierung ist Radeburg ebenfalls nicht einverstanden. Zudem moniert die Stadt, dass der Antragsteller fälschlich behauptet, es gäbe keinen Flächennutzungsplan.
Im Flächennutzungsplan der Stadt ist das besagte Gebiet als Wald ausgewiesen. Der Antragsteller schätzt aufgrund eines eigenen hydrogeologischen Gutachtens ein, dass es zu keiner Gefährdung grundwasserabhängiger Ökosysteme käme. Daran hat nicht nur die Verwaltung, sondern haben auch einzelne Stadträte erhebliche Bedenken geäußert und ein unabhängiges Gutachten gefordert. Über die Trinkwasserschutzzone wird Wasser für das Wasserwerk Rödern gewonnen, das die Bürger im Elbtal mit Trinkwasser versorgt. Darüber hinaus steht der derzeit bereits betriebene Tagebau in Verdacht, am sinkenden Grundwasserspiegel beteiligt zu sein, was zum Beispiel zur Verlandung des Vierteiches bei Rödern geführt hat. Im vorliegenden Betriebsplan ist vorgesehen, dass nach dem Abbau unbedenkliche tagebaufremde Materialien eingebaut werden können. Auch diesbezügliche äußerte die Verwaltung bedenken, denen sich die meisten Stadträte anschlossen.
Laut Betriebsplan ist eine Wiederaufforstung vorgesehen. Dies steht aber im Widerspruch zum Landesentwicklungsplan und zum Regionalplan. Laut letzterem sollen in geeigneten Teilbereichen nach einem Abbau die räumlichen Voraussetzungen für eine wassergebundene Erholungsnutzung geschaffen werden. Darauf geht der Antragsteller aber nicht ein. Der Stadtrat beschloss, die Stellungnahme mit den genannten Bedenken beim Oberbergamt einzureichen.
Im Einzelnen äußerten sich Stadträte kontrovers zu dem Vorhaben. Die Meinungen reichten von „44 ha waren ok, aber eine so große Fläche lehne ich ab“ (Christian Creutz) bis „wir können nicht überall alles ablehnen, denn irgendwo müssen die Rohstoffe für den Bau ja herkommen – und Biotope entstehen nach der Rekultivierung auch wieder neu“ (Christian Damme).
In Würschnitz hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die darauf verweist, dass es westlich von Würschnitz ein bereits bewilligtes Abbaugebiet von etwa der gleichen Größe gibt (s. Karte auf der Webseite der Initiative), womit deutlich wird, in welch großem Maße die nicht zuletzt fürs Klima so wichtige Ressource Wald – wenn auch nur für 50 Jahre - hier vernichtet wird. Die Initiative hat am 16.März eine Onlinepetition gestartet, die nun einen Monat läuft. Sammelziel waren 1000 Unterschriften. Bei Redaktionsschluss war dieses Ziel bereits erreicht.