Feuerwehren Landkreis Meißen in der Corona-Krise: Feierliche Anlässe ohne Feier

Üblicherweise feiern die örtlichen Feuerwehren wichtige Anlässe mit Tagen der offenen Tür. Unter den Bedingungen der Corona-Krise ist es aber unmöglich, den Mitbürgern etwas adäquates anzubieten. Trotzdem machen die Feuerwehren im Landkreis beachtliche Fortschritte.

Der neue Gerätewagen Logistik 1 der Feuerwehr Radeburg

Der neue Gerätewagen Logistik 1 der Feuerwehr Radeburg – in jedem Fall gut investiertes Geld in die Zukunft des Feuerwehrwesens in der Stadt Radeburg.

Das Katastrophenschutzfahrzeug LF-20 wurde von  Hans-Jürgen Ellguth auf dessen Spitznamen getauft.

Das Katastrophenschutzfahrzeug LF-20 wurde von dem verdienstvollen langjährigen Katastrophenschützerf Hans-Jürgen Ellguth auf dessen Spitznamen getauft.

So konnte das Anfang dieses Jahres komplett umgebaute Gerätehaus der Feuerwehr Radeburg noch nicht von der Öffentlichkeit in Augenschein genommen werden. Dies war am Sonnabend, dem 12. September, einigen wenigen Gästen vorbehalten. Zu den ausschließlich geladenen Gästen gehörten Stadträte, Vertreter aller Ortswehren unserer Feuerwehr, Kreisbrandmeister Ingo Nestler und natürlich die Radeburger Feuerwehrleute von Kinder- über Jugend und aktive Wehr bis zur Alters- und Ehrenabteilung mit ihren Familien. Leider konnte kein Vertreter der ebenfalls eingeladenen Baufirmen begrüßt werden. Unterstützt wurden die Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung durch den Verein Feuerwehr-Historik Radeburg e.V.  Die Gäste konnten im Dachgeschoss den großen, gut ausgestatteten Schulungsraum bewundern. Weiterhin sind dort Räume für die Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie den Feuerwehr-Verein entstanden. Im ersten Obergeschoss wurde aus dem ehemaligen Schulungsraum eine Kleiderkammer für alle Ortswehren sowie ein Erste Hilfe- und Lagebesprechungsraum. Mit der Umgestaltung wurden bauliche Defizite der vergangenen Jahre beseitigt, moderne technische Bedingungen und dringend notwendige Räume geschaffen. Für den Gerätehaus-Umbau erhielt die Stadt Radeburg 36.750 € Fördermittel. Bei Gesamtbaukosten von 138.390,84 € summierten sich die beigesteuerten städtischen Eigenmittel auf 101.640,84 €.

Ein weiterer Anlass der Veranstaltung am 12. September war der neue „Gerätewagen Logistik 1“, der nun offiziell an die Kameradinnen und Kameraden übergeben wurde. Das Fahrzeug wurde bereits im Jahr 2019 als Gebrauchtfahrzeug gekauft (es war vorher in den Diensten eines Bahnunternehmens in der Schweiz im Einsatz) und seitdem für die Bedürfnisse der Feuerwehr umgebaut. Es löste ein mehr als 40 Jahre altes Fahrzeug ab, das aufgrund des Zustandes außer Dienst genommen werden musste. Die Finanzierung der für den Kauf notwendigen 59.464,30 € erfolgte komplett aus Eigenmitteln der Stadt Radeburg. Für die Umrüstung in Höhe von 34.000 € konnten Fördermittel in Höhe von 5.733,64 € in Anspruch genommen werden.

In ähnlicher Weise weiter geht es auch in Moritzburg. Dort beginnt mit dem Abriss des Altbaus am 15. Oktober der Um- und Ausbau des Gerätehauses. Darüber informierte Bürgermeister Jörg Hänisch anlässlich der Übergabe eines Katastrophenschutzfahrzeuges am Mittwoch, dem 23. August, in Steinbach. Kreisbrandmeister Ingo Nestler ergänzte, dass dies ein „Millionenprojekt“ sein wird, neben dem Feuerwehrgerätehaus in Radebeul-Ost und die Sammelbeschaffung von vier Drehleiterfahrzeugen die größte Investition des Freistaates in den Brandschutz des Landkreises in den nächsten Jahren.

Die Übergabe des für den Katastrophenschutz angeschafften Löschfahrzeuges fand ebenfalls nur im kleinen Kreis statt. Anwesend waren neben dem Bürgermeister und dem Kreisbrandmeister Steinbacher und Moritzburger Feuerwehrleute, Vertreter des Katastrophenschutzes des Landkreises, Gemeinderäte sowie Vertreter der Presse.

Bürgermeister Hänisch bedankte sich beim Bund für das kostenlos zur Verfügung gestellte Fahrzeug, für das die Gemeinde lediglich die Unterhaltungskosten tragen muss, dass sie neben der Gewährleistung der Verfügbarkeit für den Katastrophenschutz aber auch für andere Löscheinsätze verwenden kann. Gemeindewehrleiter Wolfgang Voigt danke vor allem den Kameradinnen und Kameraden der Katastrophenschutz-Einheit unter Führung von Martin Richter, Löschzugführer-Wasserversorgung, die während der Außerdienststellung des „uralten“ Vorgängermodells im wahrsten Sinne des Wortes „auf dem Trockenen“ saßen, trotzdem als Einheit an praktischen Übungen mit dem Mannschaftstransportwagen teilgenommen haben, so dass sie mit der Inbetriebnahme des neuen Fahrzeuges sofort einsatzbereit sind. Zum Verständnis: in der Katastrophenschutz-Einheit arbeiten Feuerwehrleute zusätzlich zu ihren Feuerwehraufgaben mit. Es ist eine Doppelbelastung. Es gibt niemanden, der ausschließlich für den Katastrophenschutz da ist.

Einer der Pioniere der Arbeit im Katastrophenschutz, der sich seit Jahren für den Erhalt des Katastrophenschutz-Standorts Moritzburg eingesetzt hat, ist Hans-Jürgen Ellguth. Deshalb schlug ihn LZ-Führer Martin Richter als Namenspatron für den Mercedes mit der Typ-Bezeichnung LF 20 vor. Mit einer kleinen Flasche Rotkäppchen-Sekt durfte er ihn auf den Namen „Hansi“ taufen.

Das Fahrzeug verfügt unter anderem über einen 1.000 Liter fassenden Wassertank mit Tankheizung. Die im Heck verbaute Feuerlöschkreiselpumpe leistet 2.000 l/min bei 10 bar. Über der Pumpe GR befinden sich 5 Schlauchkassetten, befüllt mit je drei 20 Meter langen verkuppelten Druckschläuchen, die während der Fahrt verlegt werden können.

Für die Löschwasserabgabe stehen zwei Druckabgänge auf jeder Seite zur Verfügung. Außerdem verfügt das Fahrzeug über eine Schnellangriffseinrichtung, u.a. mit je zwei 15 m langen Druckschläuchen im Geräteraum und Schnellangriffsverteiler darunter, sowie für den Schaumangriff sechs Schaummittelbehälter a 20 Liter.

Im Geräteraum G6 befinden sich ein Feuerlöscher CO² 5 kg, ein Feuerlöscher ABC Löschpulver 6 kg und eine Kübelspritze. Als weitere Ausstattung für die Brandbekämpfung befinden sich 4 Atemschutzgeräte, davon zwei in den Rückenlehnen der vorderen Sitzbank des Mannschaftraumes und zwei im Geräteraum G4, auf dem Fahrzeug.

Weiterhin befindet sich auf dem Dach des Aufbaus ein manuell ausklappbarer LED-Lichtmast. Für die Stromversorgung steht ein tragbarer Stromerzeuger mit einer Leistung von 5 kVA zu Verfügung. Weiterhin sind eine Motorkettensäge, Brechwerkzeug und Tauchpumpe zur Verfügung, die jeden Brandbekämpfer mit der Zunge schnalzen lassen.

Die Beschaffungskosten pro Fahrzeug betragen 223.000 Euro. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat die Beschaffung von insgesamt 306 Fahrzeugen beauftragt. Die europaweite Ausschreibung gewann die Rosenbauer Deutschland GmbH in Luckenwalde, die die LF-Kats ein Mercedes-Benz-Allradfahrgestell Atego 1327 AF mit Mannschaftsraummodul und einem Gerätekoffer mit 7 Geräteräumen ausstattete. Das Fahrzeug hat eine zulässige Gesamtmasse von 13 Tonnen, hat ein Automatikgetriebe und wird von einem 6-Zylinder-Diesel mit einer Leistung von 272 PS angetrieben.

Gerd Nestler kündigte an, dass auch Radeburg mit einem Fahrzeug aus dieser Bestellung ausgestattet werden wird. „Die Fahrzeuge sind vom Bund primär für den Schutz der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall gedacht und sollen bei Katastrophen wie Überflutungen und schweren Unwettern zum Einsatz kommen,“ erklärt Richard Muschter, Sachgebietsleiter Katastrophenschutz. Sie werden auf Anforderung des Bundes für diese Einsätze abgestellt und sind in der Zeit, in der sie dafür nicht benötigt werden, an ihren Standorten für örtliche Feuerwehreinsätze nutzbar.

Der Vorteil ist, dass auf diese Weise die örtlichen Wehren mit sehr guter, wertvoller Technik kostengünstig ausgestattet werden, aber sowohl Gemeindewehrleiter Wolfgang Vogt als auch der langjährige verdiente Katastrophenschützer Hans-Jürgen Ellguth mahnten: diese Technik kann auch mal abgerufen werden und fehlt uns dann womöglich. Wir dürfen darüber nicht unseren eigenen Fahrzeugbestand vernachlässigen.