Zum Erntestart konnte Ende Juni auf den leichten Standorten in Nordsachsen mit der Wintergerste begonnen werden. Das warme Wetter der letzten Tage hat dazu geführt/ dass auch in den anderen Teilen Sachsens mit der Ernte begonnen werden konnte. Innerhalb der nächsten Tage wird auch in den Mittelgebirgslagen Erntebeginn sein. Seitens der Erträge erwarten Sachsens Landwirte keine so starke regionale Differenzierung wie im Vorjahr. So werden auf den leichten Standorten mindestens Erträge im langjährigen Mittel erwartet, auf den übrigen Standorten rechnen die Bauern mit ca. 90% des Vorjahresertrages. Bezogen auf den langjährigen Durchschnitt wird eine durchschnittliche bis gute Ernte erwartet.
Rüdiger Stannek, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Radeburg, bestätigte den Trend in seinen Ausführungen. Der Betrieb mit Sitz in Großdittmannsdorf erntet zu 50% Wintergetreide. Je 25% sind Raps und Mais. Von den über 2.000 ha Nutzfläche, die die Genossenschaft bearbeitet, sind 22% Grünland. „Und zwar schon immer,“ betont Stannek, mit einem Seitenhieb auf das Greening-Programm der EU, das von den Landwirten 5% Grünflächen fordert. Dem Erhalt der Umwelt sehe sich jeder Landwirt verpflichtet, betonte er. „Schwarze Schafe gibt es freilich immer“, sagt Stannek. Noch deutlicher wurde Heiko Hennersdorf, für Pflanzenbau zuständiges Mitglied des Vorstandes der Genossenschaft. Er zeigte am Beispiel des Ortolan, eines Vogels, dessen Aussterben den Landwirten in die Schuhe geschoben wird, wie die EU-Bürokratie im „Verbund“ mit EU-Sanktionen fürchtenden Behörden des Landkreises sich gegen den von den Landwirten jahrelang praktizierten Vogelschutz gestellt hat. Der Betrieb sollte dafür sanktioniert werden. Die verfügten Sanktionen konnten nur abgewendet werden, weil Matthias Schrack, Leiter der Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf, sich persönlich an den Minister (damals Frank Kupfer) gewandt hat. Auf dem „Dienstweg“ war keiner der Verantwortlichen bereit einzulenken. Die Radeburger Landwirte praktizierten zum Schutz der im Landschafts- und Vogelschutzgebiet der Moritzburger Kleinkuppen lebenden Arten, besonders der Bodenbrüter, die pfluglose Bearbeitung der Ackerflächen.
Die EU fördert aber nur noch die so genannte Streifenbearbeitung (Strip Till). Ein Verfahren, das eine Fülle von Nachteilen für die hiesige Landwirtschaft hat. „Erstmals seit Ewigkeiten haben wir wieder gepflügt,“ sagte Hennersdorf, „mit dem Ergebnis, dass nach einem Unwetter unsere über Jahrzehnte mühsam aufgebauten Böden sich binnen einer Stunde in den Straßen Radeburgs wiederfanden und unsere Äcker zerstört waren.“ Strip Till, das ist der größte Widerspruch im System, erfordert den Einsatz von Glyphosat. Dazu kommt, dass Strip Till auch noch einen enormen Technikaufwand erfordert, der nur durch Dienstleister erbracht werden kann. Rüdiger Stannek sagte, dass dieser immer höhere Aufwand im direkten Widerspruch zum Druck auf die Erzeugerpreise für Milch und Fleisch steht und dem Agrarunternehmer deshalb die Mittel für Investitionen fehlen.
Der Minister ging darauf ein und sagte, man sollte den Brexit als Warnschuss verstehen und seitens der EU zielorientierte Programme auflegen, den Landwirten vor Ort das Wie überlassen und nicht verkomplizierte Förderregelungen über Tausende von Seiten verfassen, die nicht einmal Fachleute verstehen. Staatsminister Schmidt postulierte als Ziel gemeinsamer Anstrengungen eine – nennen wir es einfach mal „Smarte Landwirtschaft“. Danach sollen Pflanzenschutzmittel nur noch gezielt an kranken Pflanzen eingesetzt werden und nicht mehr flächendeckend. Danach soll zum Beispiel eine Beregnung nicht mehr nach Gutdünken erfolgen, sondern datenbasiert genau dann, wenn sie gebraucht wird. Videoclip