Volkersdorf · Tauscha: Lokale Wertschöpfung 2.0

Mit Lebensmittelautomaten startet derzeit ein neuer Trend, der Nachteile der Direktvermarkter und kleinen Produzenten zu einem guten Teil verringern kann. Verkauf „24 Stunden an 365 Tagen“ lautet das neue Programm.

Milchautomat in Volkersdorf

Milchautomat in Volkersdorf - kinderleicht zu bedienen, findet Magdalena Lorenz (li.)

Wasser aus Frankreich, Tomaten aus Holland, Äpfel aus Argentinien – der globale Handel beschert uns eine berauschende Vielfalt an Lebensmitteln – zu immer niedrigeren Preisen. Nur selten macht man sich Gedanken darüber, was an Wasser aus den Alpen so viel besser ist als an dem aus dem Erzgebirge, warum ein Apfel, der den halben Globus umrundet hat, so viel billiger ist als einer aus der Obstplantage 20 Kilometer entfernt.

Die zunehmende Globalisierung des Handels trifft aber auch auf Unbehagen und es gibt eine Rückbesinnung auf regionale Produkte. Die Gründe für diese Rückbesinnung sind ganz unterschiedlich. Lebensmittelskandale und der daraus resultierende Wunsch, zu wissen, von wem ein Produkt kommt und wie es produziert wird, sind sicher nur ein Aspekt.

Trotz der steigenden Nachfrage nach vertrauenswürdigen Produkten direkt vom Erzeuger steht dieser Teil des Marktes nicht so gut da wie er könnte.

Ein Grund ist, dass die kleinen Unternehmen aufgrund geringerer Warenmengen und deshalb geringerer Umsätze nicht so viel Personal vorhalten können, um vergleichbare Öffnungszeiten zu bieten wie Großmärkte. Diesen gegenüber gelingt es den Erzeugern aber immer weniger, wirtschaftliche Preise auszuhandeln. Frank Lorenz trieb lange um, wie man wirtschaftlich in die Direktvermarktung einsteigen könnte, um sich aus der fatalen Abhängigkeit zu lösen. Dann kam ein Berater mit der Automaten-Idee...

Mit Lebensmittelautomaten startet derzeit ein neuer Trend, der diesen Nachteil der Direktvermarkter und kleinen Produzenten zu einem guten Teil verringern kann.

„24 Stunden an 365 Tagen erhältlich“, steht nun auf dem Handzettel der Milchbauern Johne und Lorenz in Volkersdorf und genauso steht es um den „Schemppomat“, den Fleisch- und Wurstautomaten, den Christoph Schempp vor wenigen Tagen in den Probebetrieb gestartet hat. Einen zweiten will er in Kürze in Radebeul zum Einsatz kommen lassen.

Bei Johne und Lorenz fand die Inbetriebnahme am Freitag, dem 6. Mai statt. Kunden waren zum Probezapfen eingeladen. Die Bauern konnten sich über reges Interesse freuen und bei der Gelegenheit auch Fragen beantworten. Zum Beispiel wie lange sich die Milch hält. Drei bis vier Tage ist sie im Kühlschrank haltbar. Und die Hauptfrage war natürlich: wie geht das alles?

Man bringe ein Gefäß mit oder ziehe sich für einen Euro eine pfandfreie Glasflasche (die man natürlich immer wieder verwenden kann) aus dem Flaschenautomaten. Danach werfe man Münzen (Scheine oder Karten gehen nicht) im Wert von 1 € ein, halte sein Gefäß ans „Euter“, also an die Ausgabedüse, und drücke den Ausgabeknopf. Die Ausgabe kann auch durch erneutes Drücken unterbrochen werden, wenn ein Gefäß voll ist. Ob das Gefäß geschlossen gelagert werden muss, war auch eine Frage. Muss es nicht. Also ein Krug geht auch. So einfach ist das, wie es auch einfach ist, den Standort des Automaten zu finden. Auf der Volkersdorfer Hauptstraße fahrend sieht man einen großen grünen Pfeil mit der weißen Beschriftung „Milchautomat“, der in die Moritzburger Straße weist. An der Einfahrt zum Bauernhof steht dann noch einmal das gleiche Schild.

Bei Schempp ist der Automat am Hauptgebäude Tauscha-Anbau eigentlich nicht zu übersehen. Ein hölzerner Vorbau schützt den Schemppomat vor direkter Sonneneinstrahlung. Der Automat macht Sinn zum Beispiel für Pendler, die früh schnell Bockwurst oder Knacker auf den Weg mitnehmen wollen oder wenn sich jemand spontan für einen Grillabend entscheidet, während die Geschäfte geschlossen sind. „Wir passen das Sortiment natürlich saisonal an“, betont Christoph Schempp. Fleisch und Wurst sind übrigens eingeschweißt. Außerdem gibt es auch Glaskonserven aus dem Standardsortiment. Die Haltbarkeit ist auf den jeweiligen Verpackungen angegeben.

Zwei Unternehmen haben dem Anfang gemacht mit lokaler Wertschöpfung 2.0. Es steht zu vermuten, dass es nicht die letzten sein werden, die diese Geschäftsidee aufgreifen.

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