Radeburg: Sinkende Kriminalität - aber nicht bei allen Deliktarten

In den vergangenen Tagen sind bundesweit die Kriminalitätsstatistiken veröffentlicht worden. In der Stadtratssitzung am Donnerstag, dem 3. Mai war Polizeidirektor Hanjo Protze vom auch für Radeburg zuständigen Polizeirevier Meißen zu Gast und berichtete zur Sicherheitslage im Landkreis und in der Stadt Radeburg.

Polizeidirektor Hanjo Protze (im Bild rechts von Bürgermeisterin Michaela Ritter) berichtet im Stadtrat.

Polizeidirektor Hanjo Protze (im Bild rechts von Bürgermeisterin Michaela Ritter) berichtet im Stadtrat.

Im Landkreis Meißen wurden 2017 insgesamt 12.250 Straftaten (2016: 12.353; 2015: 12.920) erfasst. Die fast gleichbleibende, marginal rückläufige Tendenz ist auch in Radeburg zu verzeichnen. Seit Jahren liegt die Zahl der angezeigten bzw. ermittelten Straftaten bei 300. Allerdings weiß auch der Polizeidirektor, dass nur gezählt wird, was auch angezeigt wird und dass es eine Dunkelziffer gibt. Er möchte keine sinkenden Fallzahlen, nur damit die Statistik schöner wird, sondern er appelliert für ein „offensives Anzeigeverhalten“.

Die Gesamtaufklärungsquote stieg im Landkreis Meißen auf 64% (2016: 57%), in Radeburg auf fast 69% (2016: 54%). Bei den Kriminalitätsarten hat es allerdings Verschiebungen gegeben.

Ein Drittel aller Radeburger Fälle sind Diebstähle, im Landkreis sind es 40%. Damit sind Diebstähle bei uns aber nach wie vor die Hauptkriminalitätsart. Der Rückgang der Zahlen bei Wohnungseinbrüchen zeugt nicht zuletzt von einem besseren Vorbeugeverhalten der Bürger. Die passive Sicherheit an Fenstern und Türen wird verbessert. „Trotzdem ärgere ich mich,“ so Protze, „wenn ich sehe, dass an einer Werkstatttür, von der Straße gut einsehbar, ein riesiger Schlüsselbund hängt, während irgendwo am anderen Ende der offensichtliche Besitzer herumwerkelt. Das ist hochgradig leichtsinnig. Gelegenheit macht Diebe. Das gilt immer noch, aber viele haben das anscheinend vergessen und meinen: bei uns doch nicht!“ Diebstähle aus Geschäften und aus Kfz sind nach wie vor Schwerpunkte, aber auch hier sank der Fallzahl deutlich. Bei Diebstählen aus Kfz wurden 21 Fälle angezeigt (Landkreis: 483). Der Anteil an den Kriminalitätsarten sank damit um 16%.

Bei den geringen Fallzahlen in Radeburg kann aber eine einzelne Deliktart schon zu drastischen Verschiebungen führen. So stieg die Zahl der Sachbeschädigungen in Radeburg von 22 (2016) auf 37 Fälle (2017), weil 22 Fälle von Sachbeschädigungen durch Graffiti angezeigt wurden, die auf nur zwei Täter bzw. Tätergruppen zurückgehen. Eine Tätergruppe wurde ermittelt.
Im Landkreis insgesamt sank die Zahl der illegalen Graffiti. 71 Tatverdächtige konnten ermittelt werden. 2016 wurden nur 33 ermittelt. Die Aufklärungsquote stieg damit auf ein Drittel. Drei Viertel der erfassten Täter in diesem Straftatbereich sind Kinder, Jugendliche und Heranwachsende.

Im Jahr 2017 stieg die Rauschgiftkriminalität um 13,6 Prozent auf 460 Fälle (2016: 405). In Radeburg wurden 8 Fälle festgestellt. „Zu berücksichtigen ist, dass deren Ausmaß vom polizeilichen Kontroll- und Feststellungsverhalten beeinflusst wird,“ sagte Hanjo Protze. Da die Polizei im Rahmen von allgemeinen Verkehrskontrollen und bei Unfällen und anderen Verdachtsmomenten nicht mehr nur auf Alkohol sondern auch auf Drogen testet, ist dies keine Aussage, die auf steigenden Drogenkonsum in der Bevölkerung schließen lässt.

Zahl der Unfallfluchten steigt

Leicht rückläufig ist auch die Zahl der Verkehrsunfälle, obwohl jeder der 149 Unfälle (2016: 156) einer zu viel ist. Gerade die drei Unfälle mit tödlichem Ausgang in den letzten drei Wochen in unserer Umgebung machen dies bewusst. Die Meißener Behörde nennt für 2017 5600 Unfälle (2016: 5735). 149 Unfälle wurden in Radeburg gezählt. 2016 waren es noch 156. Zur Zahl der Getöteten und Schwerverletzten macht Hanjo Protze keine Aussage. Die Kreisstatistik von 2016 weist aber aus, dass noch bis 2015 diese Zahl über Jahre ständig leicht angestiegen war. Eine große Rolle bei den schweren Unfällen im Landkreis spielen leider die Autobahnen.

In Bezug auf die Kriminalstatistik ist aber die Zahl der Unfallfluchten relevant. 1186 solche Fälle gab es im letzten Jahr im Landkreis. Das heißt: jeder fünfte Unfallverursacher verlässt unerlaubt den Unfallort! Bei den Radeburger Fällen waren es sogar 27%, also mehr als jeder vierte. Zur Statistik gehören auch Fälle von Unfallfluchten nach Fahrzeugbeschädigungen zum Beispiel beim Ausparken, aber auch drastische Fälle. Erst am 18. April hatte ein gravierender Fall von Unfallflucht im benachbarten Ebersbach (Ortsteil Reinersdorf) mit einem schwer verletzten 15jährigen Mopedfahrer für Aufsehen gesorgt. Kripo Live machte am vergangenen Sonntag in seiner Sendung die laufende Fahndung öffentlich.

175 Beamte und Angestellte sind in der Dienststelle Meißen beschäftigt, 80 davon im Außendienst, darunter 18 Bürgerpolizisten, zwei davon – Polizeioberkommissarin Michaela Stübler und Polizeihauptmeister Uwe Fröde – sind für Radeburg zuständig.

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