Neu errichtete Brücke an der S177 wird zur „Soda-Brücke“

Da steht sie nun einsam in der Landschaft - die „Brücke für die neue S177“. Bürgermeisterin Michaela Ritter teilte auf der Stadtratssitzung am 21.11. mit, dass das Vorhaben „Umbau der Anschlussstelle A13“ des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (LASuV) "aufgrund der erwarteten Minderung von Steuereinnahmen in erheblicher Höhe“ nicht fortgeführt wird.

links die „Brücke neue S177“, rechts die Straße An der Autobahn (S177), an die die Brücke angebunden werden sollte.

Auf Nachfrage von RAZ informiert das LASuV, dass die geplanten Gesamtkosten für das Gesamtprojekt zum Umbau der S 177 östlich von Radeburg sich auf rund 9,8 Millionen Euro belaufen. 

Für den bereits umgesetzten Ingenieurbau der Brücke belaufen sich die Kosten auf rund 900.000 Euro. Darüber hinaus wurden bereits weitere vorbereitende Leistungen abgeschlossen. Diese umfassten Abholzungen, sowie archäologische Untersuchungen und die Kampfmittelsondierung im künftigen Baubereich.
„Aufgrund der Steuerschätzung vom Mai 2024 muss der Freistaat Sachsen mit Steuermindereinnahmen in erheblicher Höhe rechnen,“ so das LASuV weiter. „Die Einschränkung der Haushaltsbewirtschaftungsbefugnisse der Ressorts durch das Sächsische Finanzministerium hat zur Folge, dass deutliche Einsparungen vorgenommen werden müssen. Hiervon ist der Straßenbau nicht ausgenommen. Eine Ausschreibung der weiteren Leistungen im Erd- und Oberbau, von Leitungsverlegungen, sowie von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausgeschlossen. Eine belastbare Aussage zur Fortsetzung des Vorhabens kann im Moment nicht gemacht werden.“ „Soda-Brücken“ werden Brücken genannt, die nur „so da“ stehen und keine Funktion haben – wie zum Beispiel die Brücke am Bahndamm in Ebersbach über die nie ein Zug fahren wird. Sie erinnert daran, dass Fehlplanungen nicht neu sind.

Das Füllhorn ist leer

Kommentar von Klaus Kroemke

Das Vorhaben wird möglicherweise ein Fall für „Mario Barth deckt auf“ oder das alljährliche „Schwarzbuch zur Verschwendung öffentlicher Gelder“ des Steuerzahlerbunds. Kostengünstigere Vorschläge für eine separate Anbindung des Gewerbegebiets in Richtung Dresden hatte das LASuV stets abgelehnt und dem „großen Wurf“ der Umlegung des Anschlusses um 500 Meter in Richtung Gewerbegebiet und damit der Abtrennung des Stadtzentrums vom direkten Autobahnzugang den Vorzug gegeben. Der Stadtrat hatte seinerzeit diesem fragwürdigen Vorhaben zugestimmt. Eine Randnotiz ist, dass die nicht zuletzt mit diesem Vorhaben begründete Kündigung des Biathlon-Trainingsplatzes damit eigentlich obsolet ist.
Natürlich wird sich nun sowohl das LASuV als auch der damalige Stadtrat darauf berufen, dass man diese Entwicklung nicht voraussehen konnte. Sachsens Finanzminister Vorjohann (CDU) begründet die Mindereinnahmen mit dem Ukrainekrieg und der Wirtschaftspolitik der Ampel, Wirtschaftsminister Habeck mit dem Ukrainekrieg und dem (selbst verursachten) „Druck des Wandels“. 
Die Wahrheit ist, und das zeigen nicht zuletzt auch andere vereinsamte Brücken in der Landschaft und auch eingestürzte, dass man gewöhnt war, immer aus dem Vollen schöpfen zu können und meistens den „großen Wurf“ als den einzig möglichen gesehen hat. 
Tommy Lademann kommentiert unter diesem Beitrag auf Facebook: „Bei uns im Dorf für gefühlt 400 Seelen brauchen wir zwingend 2,5m breite Fußwege auf beiden Seiten, inkl. teilweise Landrückkauf, weil der Platz sonst nicht reicht.“
Auch die Zilleschule ist ein Beispiel dieser Verschwendung. Auf Jahre absehbar wird es hier keine Turnhalle geben, weil die Untere Denkmalschutzbehörde in ihrem grenzenlosen Größenwahn durchgesetzt hat, dass nicht nur das wertvolle Denkmal der Fassade der Alt-Turnhalle erhalten bleiben muss, sondern das gesamte Gebäude einschließlich späterer Anbauten. Da die Anbindung der ehemaligen Turnhalle an das Hauptgebäude ebenfalls den hohen neuesten Anforderungen genügen musste, sollte auch noch unterkellert werden. Ein Vorhaben, das sich als schwieriger als gedacht herausstellte, aber Dank fähiger Handwerker gemeistert wurde – leider nach dem Motto: „Koste es was es wolle“. Die Alt-Turnhalle wird zur Mensa, was für eine Nachnutzung auch Sinn macht. Aber die Ansprüche an eine neue Turnhalle sind zu hoch, als dass das Geld jetzt dafür noch reicht. Fördermittel wird es dafür auf absehbare Zeit jedenfalls nicht geben. Das Füllhorn ist leer – egal ob man Vorjohanns oder Habecks Begründung dafür hernimmt.