Bildungsmonitor: Sachsens Schüler sind die schlausten - aber sie lassen nach.

Zum 16. Mal in Folge hat Sachsen beim Leistungsvergleich der Bildungssysteme aller 16 Bundesländer den ersten Platz behaupten können - trotz Verschlechterung in der Bewertung. Das geht aus dem heute veröffentlichten Bildungsmonitor 2021 hervor.

Abb. 1) Sachsen beim Bildungsmonitor auf Platz 1 - aber die Entwicklung Sachsens stagniert. Einer der Hauptgründe ist die mangelhafte digitale Infrastruktur. - Klick ins Bild zur Datenquelle.

Abb. 2) Auf Platz 2 - allerdings von hinten - landete Sachsen bei der Frage nach der Zufriedenheit mit den Bildungsangeboten während der Coronakrise. - Link zur Datenquelle: Klick ins Bild.

Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von zwölf Handlungsfeldern und 93 Indikatoren die Bildungssysteme der Bundesländer. Besondere Stärken des sächsischen Bildungssystems liegen unter anderem in der Förderinfrastruktur, Schulqualität und der Vermeidung von Bildungsarmut. So werden viele Kinder in Sachsen ganztags betreut. In den Kitas arbeiten viele Akademiker. Auch erreichen Schüler Bestwerte bei ihren Fähigkeiten in Mathematik und den Naturwissenschaften. Die Risikogruppe unter den Schülern, die die Anforderung der Bildungsstandards nicht erfüllen, ist beim Lesen und in Mathe deutschlandweit am geringsten. Außerdem lernen viele Berufsschüler Fremdsprachen.

Kultusminister Christian Piwarz zeigte sich sehr erfreut über den erneuten Spitzenplatz: »Dieser Erfolg ist ein Erfolg der gesamten Schulfamilie, vor allem aber unserer Lehrer und auch unserer Erzieher, die den Grundstein für das Lernen legen. Ich danke allen, die sich in Sachsen mit Leib und Seele der Bildung verschrieben haben. Dazu gehören auch die Schüler und die Elternhäuser.« Der Kultusminister warnte zugleich, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. »Wir dürfen nicht nachlassen, die Leistungsfähigkeit des sächsischen Bildungssystems weiter voranzutreiben. Dazu müssen wir die digitale Bildung ebenso fortentwickeln wie die Chancengerechtigkeit, die unter der Corona-Pandemie gelitten hat«, so Piwarz. Der Bildungsmonitor lässt auch erkennen, dass Sachsen seit dem Referenzjahr 2013 stagniert, sogar fast 3 Referenzpunkte verloren hat, während "Verfolger" Bayern 4 Punkte hinzugewann. 

Sachsen schneidet in den meisten der zwölf untersuchten Handlungsfelder sehr gut ab. Spitzenergebnisse weist Sachsen bei der Förderinfrastruktur (Platz 1), der Schulqualität (Platz 1), der Vermeidung von Bildungsarmut (Platz 2) und der Internationalisierung (Platz 2) auf. »Diese Ergebnisse zeigen: Sachsen hat nicht nur das leistungsfähigste Bildungssystem in Deutschland, sondern es gelingt auch, die Risikogruppen vergleichsweise gering zu halten«, so Piwarz.

Trotz enormer Fortschritte besteht in Sachsen Nachholbedarf bei der Digitalisierung an Schulen. Insbesondere bei der Versorgung mit Breitband - hier ist Sachsen noch das beste der »Ost-Länder«, die bei der Ausstattung der Schulen mit Breitband allesamt die letzten Plätze belegen [1- Seite 100], aber auch beim Zugang zur digitalen Weiterbildung - hier wurde Sachsen auf den drittletzten Platz durchgereicht [1- Seite 101].

Fraglich ist auch, wie sich die Lernlücken durch die Corona-Pandemie in den nächsten Jahren auf die 12 untersuchten Handlungsfelder des Bildungsmonitors auswirken werden. Besonders in den »Ost-Ländern« ist die Unzufriedenheit mit der Bewältigung der Coronakrise von Eltern und Lehrkräften hoch (siehe Abb. 2). Zu den von der Studie aufgezählten Gründen, die besonders im Osten eine Rolle spielen dürften, zählt, dass Horte und Schulen mit Ganztagsangeboten auch eine Betreuungsfunktion haben und sie »diese während der Schulschließungen und des Wechselunterrichts, abgesehen von den Notbetreuungsangeboten für spezifische Elterngruppen, ebenfalls nicht wahrnehmen konnten. Neben der Notwendigkeit eines stärken Engagements der Eltern bei Vermittlung und Einüben der Lerninhalte führte dies häufig auch zu großen Herausforderungen bei ihrer Zeitgestaltung und damit in zweifacher Weise zu einer zusätzlichen Belastung für die Familien. Gleiches gilt auch für die in der Regel parallel erfolgten Kitaschließungen.« [1- Seite 127] Dass die Probleme im Osten hier größer waren als im Westen, kann auch damit zu tun haben, dass es im Osten eine bessere Kinderbetreuungs-Infastruktur gibt, weshalb hier häufiger beide Elternteile einem Beruf nachgehen können, als das im Westen der Fall ist. Entsprechend führte die Notwendigkeit der Betreuung zu Hause durch einen sonst berufstätigen Elternteil wegen Schul- bzw. Kitaschließung bzw. Wechselunterricht hier noch häufiger zu Konflikten.

»Wir haben gezielte Förderprogramme zum Schließen der Lernlücken aufgebaut, die zum Teil in den Sommerferien begonnen haben und vor allem jetzt im neuen Schuljahr durchstarten. Die Empfehlungen des Bildungsmonitors sind damit aufgegriffen. Ich bin optimistisch, dass wir die Schüler bestmöglich unterstützen und die Lerndefizite bewältigen können«, erklärte Piwarz.

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