Dienstag, den 20. August 2013 16:40 Alter: 6 Jahr(e)

Wie junge Leute alten Dörfern leben einhauchen

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Politiker aller Parteien auf Wahlkampftour – Dr. Thomas de Maizière und Stanislaw Tillich besuchten auch Berbisdorf und machten sich ein Bild, wie junge Leute alten Dörfern wieder Leben einhauchen.

Dass einem der Wiederaufbau eines Dreiseitenhofes nicht einfach in den Schoß fällt, sondern ein ständiger Kampf ist, davon kann Rico Sachse einiges erzählen.
Dass einem der Wiederaufbau eines Dreiseitenhofes nicht einfach in den Schoß fällt, sondern ein ständiger Kampf ist, davon kann Rico Sachse einiges erzählen.

Wenn sich Familie und Arbeit auf einem Hof zusammenbringen lassen, dann ist das schon fast ein Idealzustand.
Wenn sich Familie und Arbeit auf einem Hof zusammenbringen lassen, dann ist das schon fast ein Idealzustand.

In Berbisdorf braucht es kein Jahrhunderthochwasser, um hier regelmäßig Höfe unter Wasser zu setzen.
In Berbisdorf braucht es kein Jahrhunderthochwasser, um hier regelmäßig Höfe unter Wasser zu setzen.

Die Reise führte zur Firma Holzbau Sachse in Berbisdorf. Auf der Einladung hatte de Maizière noch auf dem Fahrrad sitzend für diese Besuchstour geworben und kam auch leger ohne Krawatte und Jackett zum treffpunkt am Radeburger Rathaus, ein Fahrrad stand aber trotzdem nicht bereit und der Zeitplan hätte es auch nicht hergegeben, also passte er sich dann dem seriösen Outfit der anderen an und es ging motorisiert auf die Dörfer.

Bei der Ankunft und Blick in den Hof waren de Maizière und Tillich schwer beeindruckt. Rico Sachse steht für junge Leute, die nicht in der Fremde ihr Glück versuchen, sondern hier bleiben oder zurückkehren, um den heimischen Hof zu übernehmen, alte Dreiseithöfe nicht nur vor dem Verfall bewahren, sondern für ein schönes Ortsbild im Dorfkern sorgen und daraus auch noch etwas mehr machen. Einfach ist so etwas nicht und die Kreditbereitschaft der Banken hält sich in Grenzen, wenn man selbständig und ohne so genanntes „regelmäßiges Einkommen“ ist. „Meiner Meinung nach ist die eigene Firma aber der einzige Weg, so etwas zu stemmen,“ ist Rico Sachse überzeugt. Er hat sich nach Lehre und Walz 2004 selbständig gemacht, ganz klein angefangen und hier erst nach und nach auf dem heimischen Hof die Voraussetzungen geschaffen, auch Personal einzustellen und hat nun sogar zwei Lehrlinge.

Das Gespräch kam dann auch auf die Hochwassersituation in Berbisdorf, immerhin stand das Wasser auch bei Sachsens an der unteren Scheune. In Berbisdorf hat sich der Eindruck gefestigt, dass sich durch die großen versiegelten Flächen im Dresdner Norden die Situation an der Promnitz verschärft habe. Zwar steht sie selten in den Katastrophenberichten, aber hier würden schon bei Q10-Hochwasser die Keller überflutet. Dies gab es hier drei mal seit 2002. Tillich fragte nach Überflutungsflächen. Ich musste ihm erklären, dass der Polder vor Volkersdorf eine Errungenschaft ist, aber nicht ausreiche, weil die Promnitz auch unterhalb noch zahlreiche Zuflüsse habe. Die Regulierung erfolge durch die Teichwirtschaft im Rahmen des Möglichen auf der Basis von Erfahrung und Bauchgefühl. Vielleicht wäre ein elektronisch gesteuertes Wassermanagement mal was für die kommende Förderperiode, schlug ich vor. Die beiden Politiker nahmen das zur Kenntnis, wohl aber eher mit Skepsis. Der aktuelle Trend geht eher da hin, mehr Überflutungsraum auf landwirtschaftlichen Flächen zu schaffen und die Land- und ggf. die Teichwirte zu entschädigen. Man kann sich ja auch vorstellen, dass ein gefluteter Frauenteich bis an die S80 heranreicht und der Jähnertbach eine größere Wehranlage erhält, um eine bessere zeitliche Streckung und Verringerung der maximalen Scheitelhöhe zu erreichen.


 

 

 


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