Dienstag, den 20. August 2013 16:58 Alter: 6 Jahr(e)

Bärnsdorf: Diskussion mit Politprominenz übers Ehrenamt

Kategorie: Radeburg und Umgebung

VON: KLAUS KROEMKE

Auf ihrer Wahlkampftour kamen Dr. Thomas de Maizière und Stanislaw Tillich nach Bärnsdorf, um dort ehrenamtlich Tätige zu fragen, was die Politiker für sie tun können.

Ankunft bei der Feuerwehr in Bärnsdorf. Uwe Lösche (li.) und Wehrleiter Matthias Behrisch begrüßen Thomas de Maiziere.
Ankunft bei der Feuerwehr in Bärnsdorf. Uwe Lösche (li.) und Wehrleiter Matthias Behrisch begrüßen Thomas de Maiziere.

Die Feuerwehren waren gut verterten, für andere Ehrenamtler wäre noch Platz gewesen.
Die Feuerwehren waren gut verterten, für andere Ehrenamtler wäre noch Platz gewesen.

Margot Fehrmann berichtet von der Vereinsarbeit aus eigener Erfahrung und kann auch als Chefin von 12 Ortsfeuerwehren eine Menge zum Thema beitragen. Links hinter ihr Landrat Arndt Steinbach.
Margot Fehrmann berichtet von der Vereinsarbeit aus eigener Erfahrung und kann auch als Chefin von 12 Ortsfeuerwehren eine Menge zum Thema beitragen. Links hinter ihr Landrat Arndt Steinbach.

Die Feuerwehren waren gut vertreten, weniger die Stadträte und andere Ehrenamtler. Außer Kerstin Fuhrmann (CDU) und Christfried Herklotz (ULR), die von Anfang an dabei waren, stieß noch René Eilke hinzu, ebenfalls CDU-Stadtrat und Vorsitzender der TSV 1862 Radeburg. Christfried Herklotz ist auch Vorsitzender des Heimatvereins Promnitztal und die Bürgermeisterin der Gemeinde Ebersbach, die u.a. auch dem Dresdner Heidebogen e.V. und dem SV Grün-Weiß Ebersbach vorsteht. Günter Andrä vom Kultur- und Heimatverein Radeburg war ebenfalls dabei. Dennoch war die Flanke der Vereine eher schwach besetzt, was vielleicht an der späten Einladung lag, aber schade wegen der hochkartätigen Besetzung war.

Zur Einleitung erzählte de Maizière, wie er, damals noch als Bundesinnenminister, mit seinem griechischen Amtskollegen über das System unserer freiwilligen Feuerwehren sprach. Ein System, dass es so nur noch in Österreich und in der Schweiz gibt. Was die Feuerwehrleute für Vorteile hätten? Eine Aufwandsentschädigung, für die man sich mal zwei Brötchen kaufen kann, Sterne auf der Schulter und ein Schulterklopfen. Ne. Dafür würde das in Griechenland keiner machen. Gelächter im Saal. In Bärnsdorf. Nicht in Griechenland.

Stanislaw Tillich ging in seinem Statement vor allem auf die Bedeutung des Ehrenamtes für die Zivilgesellschaft ein. Früher war es üblich, dass sich die Angehörigen um ihre Angehörigen kümmerten – also um die Alten. Das waren die typischen Familienverbünde auf dem Lande. Diese brechen zunehmend auseinander, Kinder finden wo anders Arbeit. Um die Alten soll / muss sich dann der Staat kümmern. Der kann das aber nicht leisten. Deshalb wird über Modelle nachgedacht, die Alltagshilfe, die noch keine Pflege ist, durch Ehrenamtler zu übernehmen. Aber wer soll es machen?

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Gewinnung von Jugendlichen fürs Ehrenamt. Der demographische Wandel mache sich auch dadurch bemerkbar, dass alle Vereine um die weniger werdenden Jugendlichen einen regelrechten Wettbewerb veranstalten. Selbst die Feuerwehr sei da leider hinten dran, da andere die Kinder schon mit fünf, sechs Jahren abholen, die Feuerwehr aber erst mit 10 Jahren. Auch die Bambini-Feuerwehr, so die Kameraden, sei da nur zum Teil eine Lösung. Die Abgeordneten versicherten, das Thema verstanden zu haben und es mitzunehmen. Ein früherer Einstieg von Kindern in die Feuerwehr erschien nicht als unüberwindbare Hürde. Um die Betreuung seelisch traumatisierter Kameraden ging es auch. Gerade die an der Autobahn zum Einsatz kommenden Feuerwehrleute hätten früher oder später das Erlebte bei schweren Verkehrsunfällen zu verarbeiten und fühlten sich da, gerade weil sie sich freiwillig einsetzen, oft allein gelassen. Auch dieses Thema nahmen de Maizière und Tillich mit auf den Weg.

Was zwar die Feuerwehren weniger betrifft aber viele andere Vereine, sind Finanzen und Steuern bei Vereinen. Vor allem kleine Vereine hätten Schwierigkeiten mit der „vierfachen Buchführung“, dies sich aus der Trennung von Zweckbetrieb und wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb ergebe. Da werden Bratwürste verkauft und von dem Erlös Schiedsrichter bezahlt und dann wird verlangt: das muss aber alles über die Büchergehen. Wegen Kleinstbeträgen wird ein großer Aufwand verlangt, den kleine Vereine kaum leisten können und die schon aus solchen Gründen das Handtuch werfen. Geert Mackenroth, seines Zeichens Jurist und Ex-Justizminister, wies darauf hin, dass es zu dieser „Bürokratisierung“ erst gekommen sei, weil das Vereinswesen oft missbraucht wurde. Da liest mancher gerührt von der Schauspielerin XY, die eine Stiftung hat und dabei macht die das nur um Steuern zu sparen. „Um Missbrauch zu verhindern ist das Vereinsrecht und auch das Stiftungsrecht so restriktiv,“ sagte Mackenroth.

De Maizière wollte nicht unerwähnt lassen, dass vor einigen Jahren schon viel erreicht wurde indem man die Haftung von Vorständen entschärft hatte. Bis da hin konnte bei Vereinspleiten unter bestimmten Umständen auch auf das Eigentum von Vorstandsmitgliedern zurückgegriffen werden. Das sei zum Glück vom Tisch. Aber trotzdem könne man doch darüber nachdenken, für Kleinstbeträge andere Lösungen zu finden, ergänzte der Minister.


 

 

 


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