„Durch das Schnitzen habe ich mich selbst gerettet!“

Wir berichteten bereits über das gut besuchte Hoffest in der Teichwirtschaft Moritzburg vom Sonnabend, dem 3. September. Teichwirt Henry Lindner gibt dort Bärnsdorfer Gewerbetreibenden und Selbständigen die Möglichkeit, sich und/oder ihr Unternehmen kostenlos zu präsentieren. Davon machte auch Dietrich Dose gebrauch. Unsere Praktikantin Jette Stolz hat sich mit ihm unterhalten und folgenden Artikel verfasst.

Dietrich Dose schnitzend beim Bärnsdorfer Hoffest

Dietrich Dose schnitzend beim Bärnsdorfer Hoffest

Wie ein „irrer“ Bärnsdorfer Anwalt in der Schnitzerei eine neue Leidenschaft fand

Zum 22. Fischerei- und Hoffest der Teichwirtschaft Moritzburg in Bärnsdorf am 3.9.22 gab es nicht nur leckere Fischsemmeln, Führungen durch die Firma und Kinderschminken. Zu sehen war auch der Schnitzkünstler Dietrich Dose, der seine Werke auf dem Festgelände zur Schau stellte. Außerdem trat er selbst in Aktion und führte sein Handwerk live vor. Aus dem Holzblock, den er in der prallen Sonne bearbeitete, sollte passenderweise ein Fisch werden.

Doch obwohl er so geübt aussieht in dem was er tut, schnitzt Dose tatsächlich erst seit 3 Jahren. Der ehemalige Rechtsanwalt stammt gebürtig aus Greifswald. Seit 1995 wohnt er in Bärnsdorf, seiner Wahlheimat. In Radebeul hatte er eine eigene Kanzlei. Von dort aus vertrat er seine Mandanten „mit jeder Faser seines Körpers“, wie es ein Tübinger Richter einmal beschrieb, welcher Herrn Dose für einen „irren“ Anwalt hielt. Es wird also deutlich, dass Dose oft nicht gut ankam in seiner Arbeitswelt, in der es nun mal um Recht und nicht um Gerechtigkeit geht. Damit wollte er sich nicht abfinden, wodurch er sich in seinem Juristenumfeld nicht nur Freunde machte – ganz im Gegenteil.

Aber darum soll es hier nicht gehen, denn das ist Vergangenheit.

Heute, in der Gegenwart, hat Dose dank des Schnitzens „zu seiner inneren Mitte gefunden“, wie er es selbst beschreibt. Wenn er das Handwerk in seiner Schnitzstube verrichtet, kann er die Welt um sich herum vergessen. Es begann 2019, als er auf Rügen als Rettungsschwimmer jobbte. Es war eine ruhige Arbeit und um nicht immer wieder ins Grübeln zu kommen, begann er, an einem Kiefernstamm zu schnitzen. Es entstand seine erste Figur – Pipi Langstrumpf, wie sie, auf einer Biene sitzend, mit all ihren Tieren davonfliegt. Über das Schnitzen kam er mit den Urlaubern ins Gespräch. Dabei erfuhr Dose eine Anerkennung, die er in seinem Beruf so nie erlebt hatte. Die Achtung der Strandbesucher vor seiner Kunst löste in ihm jedes Mal ein „unbeschreibliches Glücksgefühl“ aus.

Seitdem wurde Dose regelrecht vom Schnitzfieber gepackt und es entstanden und entstehen fortlaufend zahlreiche neue Werke. Eines davon sollte zumindest den Bärnsdorfern bekannt sein. Schließlich steht es seit Ende August an deren Ortseingang: „Der Bärnsdorfer Bär“.  An dem Holztier, das so groß wie ein Mensch ist, hat Dose drei Monate lang gewerkelt. Besonders stolz ist er auf die Inschrift der Bauchtasche, die der Bär trägt, welche lautet: „In Bärnsdorf steppt der Bär!“

Auch am anderen Ende des Ortes sind Skulpturen von Dose zu bestaunen. Neben dem Verkaufsladen der Teichwirtschaft stehen „Die Meerjungfrau aus dem Großteich“ und „Der Bärnsdorfer Fischer“. Die ebenfalls lebensgroßen Figuren zeigen, wie geschickt und präzise Dose arbeitet. Seiner Meinung nach seien die wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Schnitzer die Liebe zum Holz, räumliches Vorstellungsvermögen und vor allem Mut zur Kreativität. Dose erklärt, dass die Kunst ihn zu sich selbst zurückgebracht habe. Er hofft außerdem, dass er seinem Heimatort mit seinen Figuren alle Ehre macht.

Aber nicht nur in Bärnsdorf begeistert er die Menschen mit seiner Schnitzkunst. Während eines Kuraufenthalts in Bad Elster im vergangenen Jahr, wollte Dose natürlich nicht auf sein neues Hobby verzichten. So fand er beim Joggen zwei Birkenstämme aus denen seine Lieblingswerke „Der Wanderer im Wind“ und „Die Tänzerin“ wurden. Der Entstehungsprozess faszinierte sowohl andere Kurpatienten als auch die Therapeuten. Dose erzählt, wie seine Schnitzfiguren zum Mittelpunkt von Gesprächsrunden wurden, bei denen über seine Kunst und die Kraft der Natur diskutiert wurde. Vielleicht hat sich die Kurklinik dabei zu einer neuen Behandlungsform inspirieren lassen. Für Dose jedenfalls steht fest: „Schnitzen ist für mich wie Therapie.“

Seine Schnitzereien will er selbstverständlich weiterhin mit seinen Mitmenschen teilen. So wird Dose zum jährlichen Fisch- und Waldfest im Moritzburg am letzten Oktoberwochenende einige seiner Figuren zur Schau stellen. Auch auf dem diesjährigen Bärnsdorfer Weihnachtsmarkt am Sonnabend vor dem 1. Advent wird er mit seiner Frau Maren zu finden sein. Maren Dose ist ebenfalls Künstlerin, u.a. im Bereich des Ausdrucksmalens. Sie werden gemeinsam ihre Werke präsentieren und zum Verkauf anbieten. Außerdem sind Kinder dazu eingeladen am Stand des Ehepaars Fische zu basteln. Frau und Herr Dose freuen sich auf regen Besuch.