Radeburger Volkskarneval: Traditionelles RAZ-Aschermittwochgespräch mit Bürgermeisterin Michaela Ritter

Tradition seit vielen Jahren in Radeburg: Das Aschermittwochgespräch im Rathaus. Zur Sprache kommen Themen, die die Narren aufgegriffen haben: auf den Bühnen, beim Narrengericht, beim Umzug oder im Faschingsheft. Letzteres lieferte mit dem "10-Punkte-Plan" schon eine Art Fragenkatalog.

Karneval oder Loveparade?

Karneval oder Loveparade? Folgt man den Trends oder verteidigt man die Tradition?

Willkommen zu unserem Aschermittwochsgespräch nach der 61. Saison von RABU. Die obligatorische Frage nach der Saison an die Bürgermeisterin: wie fühlen Sie sich, jetzt, wo der Rathausschlüssel zurück ist?


Urlaubsreif. (lacht)


Gut, den „Insider“ lassen wir jetzt mal so stehen. Wie war Ihr Eindruck von der diesjährigen Saison?


Es ist sicher nicht einfach, sich nach so einer Jubiläumssaison wieder neu zu motivieren. Aber was die Narrenpolizei, die Garden und natürlich auch der Elferrat wieder für eine Show geboten haben, davor kann man nur tief den Hut ziehen. Dasselbe gilt für die Umzugsgruppen, die hunderte Stunden in Wagenbau, Kostüme und manche sogar in eine Choreographie investieren. Allerdings möchte ich mich dem anschließen, was Präsident Olaf Häßlich in Bezug auf den Umzug gesagt hat: „Mehr Fasching, weniger Love Parade.“ Der Trend geht da hin, das große Trucks mit enormer Beschallungstechnik die Laufgruppen zurückdrängen. Das sollte sich wieder umkehren. Von den Trucks aus ist in unseren engen Straßen kaum Interaktion mit dem Publikum möglich, aber davon lebt der Fasching.


Jubiläum ist irgendwie immer. Wir hatten nebenbei bemerkt in diesem Jahr auch zum 25. Mal ein Faschingsheft. In dieser 25. Ausgabe haben die Narren behauptet, sie hätten dem Technischen Ausschuss einen 10-Punkte-Plan zur Bekämpfung des lokalen Klimawandels vorgelegt. Haben sie das wirklich, oder anders gefragt: hätte das Sinn, so was vorzulegen?


Der letzte Technische Ausschuss war am 10. Januar. Da lag so was noch nicht vor. Der nächste ist am 27. Februar. Wir sehen… Die Aussagen sind ziemlich zugespitzt, aber wie heißt es so schön: „ein Fünkchen Wahrheit ist immer dran.“ Und das können wir uns natürlich anhören.


Da machen es uns die Narren diesmal ja einfach, denn die 10 Punkte können wir ja mal abarbeiten.


Gut, dann machen wir das so. Ich hoffe nur, dass unsere Ortsteile dabei nicht zu kurz kommen.


Ich denke, die eine oder andere Frage wird auch auf die Ortsteile zutreffen. Schauen wir mal. Da haben wir den Stadtpark. Da wird vorgeschlagen, die Fußwege tiefer zu legen, um sie dann mit Flößen zu befahren…


Es wäre vielleicht auch noch eine Möglichkeit, die Einnahmen der Stadt aufzubessern, wenn wir an den Parkeingängen Gummistiefel vermieten würden…

Aber mal ernsthaft: der Zustand des Parks ist nicht gut. Wir mussten Ende letzten Jahres etliche Bäume fällen, die nicht mehr sicher waren. Wir sind als Eigentümer verpflichtet, drohende Gefahren abzuwehren. Sicher gab es dann den einen oder anderen, der kommentierte, dass die Bäume doch noch gesund aussahen. Es geht um die Verkehrssicherheit. Alle Bäume sind fachlich begutachtet worden. Hier ist nicht willkürlich was umgeholzt worden.

Durch die Baumfällarbeiten sind die Wege zerfahren. Sie waren aber ohnehin in keinem guten Zustand, weil durch das Salzen beim Winterdienst die Oberflächenstabilität leidet. Durch das Salz friert die Decke im Winter nicht zu, sondern wird ständig feucht gehalten. Damit wird sie natürlich immer instabiler. Das veranlasste Sylvia Schäfer zu dem Vorschlag, im Park beim Winterdienst kein Salz mehr einzusetzen. Bis jetzt sieht die Stadtordnung vor, dass Winterdienst überall gemacht werden muss. Im Park werden wir das auf die wichtigen Verbindungswege reduzieren und streuen dann eher Splitt.


Gibt es denn einen Plan, wie es mit dem Park überhaupt mal weitergehen soll?


Ja. Wir haben die Absicht, in das Stadtumbaugebiet den „Grüngürtel“ mit einzubeziehen. Wir wollen eine Gesamtkonzeption „Zillehain“ erstellen…


Ist auch geplant, die gesamte Parkanlage einzubeziehen, wie sie 1907 vom Radeburger Verschönerungsverein angelegt wurde?


Ja. Wir wollen das im Ganzen betrachten, vom Carolahain über den Zillehain bis an die Großenhainer Straße, dabei soll in Zusammenarbeit mit Henrike Schwarz, der zuständigen Mitarbeiterin für Garten- und Parkanlagen beim Landesamt für Denkmalpflege und mit der Unteren Denkmalbehörde eine Gartenkonzeption entstehen. Auch ein Mehrgenerationenspielplatz ist geplant, in Zusammenarbeit mit der Reha-Klinik Radeburg und dem Geriatrischen Netzwerk.

Wir werden die Wegebeziehungen auf den Prüfstand stellen, eventuell auch Wege zurückbauen und andere dafür in einer besseren, haltbaren und gut begehbaren Weise ausbauen.

Da wir gerade bei Parkwegen sind: Den Park in Berbisdorf sehen wir uns auch an. Es ist natürlich keine erfreuliche Situation, dass der gewohnte Parkweg jetzt gesperrt ist. Der Parkweg gehört zum Schlossgrundstück und ist damit im Besitz des Schlosseigentümers. Da der Weg aber öffentlich gewidmet ist, ist der Eigentümer zur Verkehrssicherung verpflichtet. Auch hier müssten, so wie in Radeburg, Bäume, die beschädigt sind, umfangreich gepflegt werden. Dazu ist jeder Eigentümer schon aufgrund des Denkmalschutzes verpflichtet. Solange die Verkehrssicherheit nicht gegeben ist, muss der Weg gesperrt bleiben. Der Stadtrat hat in seiner letzten Beratung die sogenannte Einziehung beschlossen, der dann eine Endwidmung des Weges folgen soll. Der Schlosseigentümer hat uns versichert, dass er den Weg danach als Privatweg kennzeichnen und trotzdem offenhalten möchte. Dies ist auch in seinem Interesse. Der bevorzugte Weg in den Park wird aber dann schon der durch das Tor zum Rittergut sein. Das sollte dem Schlosseigentümer recht sein, der dann auch Laufkundschaft am Schlosscafé hat. Aber auch hier müssen uns dann Gedanken über die Verbesserung des Wegezustandes machen.


Nächstes Thema ist das laut RCC drohende „Jahrmillionenhochwasser am Heroldstein“. Dortige Anwohner sollen sich vor der Überflutungsgefahr wegen der Flächenversiegelung fürchten, weshalb das Wohngebiet nicht zustande kommt.


Die Gerüchte halten sich hartnäckig. Grund für den noch nicht zustande gekommenen Satzungsbeschluss sind Bedenken, die durch die benachbarten Unternehmen vorgetragen wurden. Schallschutzgutachten waren zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen und die Firmen befürchteten, dass durch den von ihnen verursachten Lärm künftige Bewohner gegen Lärmbeeinträchtigung vorgehen könnten. Deshalb werden aktuell noch einmal detailliertere Messungen durchgeführt.


Sind die Stadträte da absehbar einer Meinung, auch in Bezug auf die Entwässerungsthematik?


Einzelne Stadträte sehen das anders. Streitpunkt war ja, ob die Entwässerung über Rigolen ausreichend ist. Aus Sicht der Verwaltung ist dieses Thema abschließend bearbeitet.


Thema Rittergut. Hier schreiben die Narren: Auf dem Gebiet des ehemaligen Rittergutes wurden unnütze Bauwerke abgefackelt und die CO² und Methan pupsenden Rindviecher ausgestallt. Letztere werden im kommenden Jahr durch die Ansiedlung von Rentnern ersetzt, deren CO²- und Methanerzeugung zwar auch nicht ohne ist, aber die können ihre Zimmer ja wenigstens lüften.


Das ist schon ein ziemlich böswilliger Vergleich. Wir sind froh, dass das Gelände der LPG-Brache entwickelt wird. Ein Schandfleck wird beseitigt. Es entsteht ein Mehrgenerationenprojekt mit Wohnen für Familien, betreutem Wohnen für Senioren, mit Arztpraxen und einem Pflegeheim. Die künftige Nutzung wird von uns, von der Verwaltung und den Stadträten, sehr positiv gesehen. Dass es viele Bürger auch so sehen, zeigt die Infoveranstaltung der Investoren, die am 31. Januar im voll besetzten Kulturbahnhof stattfand. Das Denken wandelt sich gerade, was die Absicherung der eigenen Vorsorge angeht. Immer mehr Bürger, selbst solche, die noch gar nicht in dem Alter sind, machen sich Gedanken, ihr Wohneigentum einmal zu verkaufen und mit den Erlösen den eigenen Lebensabend abzusichern – sei es im betreuten Wohnen – oder wenn es notwendig werden sollte im Pflegeheim.


Wann wird Baubeginn sein?


Wenn der Satzungsbeschluss steht. Dazu sind noch einige Formalien zu klären. Es wurde wegen der Nähe zur Autobahn noch ein Schallschutzgutachten nachgefordert, was bisher kein Thema war. Auch wird sich die Lage einiger Gebäude zur Ursprungsfassung wohl noch einmal ändern, damit gehen wir nochmals in die Gremienbeteiligung.


Die Narren schreiben, dass der Austrocknung der Ackerfläche durch das Ausweisen eines Standorts für Wohnbebauung auf selbiger begegnet wird. Also Neubau auf „Grüner Wiese“, obwohl der Haselnussberg zur Verfügung steht und der Meißner Berg auch nicht voll bebaut zu sein scheint…


Ja, scheint. Am Meißner Berg sind fast alle Flächen verkauft, auch wenn einzelne Parzellen noch frei sind. Der damalige Erschließungsträger hatte es versäumt, in den Kaufverträgen ein Bebauungsgebot festzuschreiben, so dass man jetzt nichts dagegen machen kann, wenn jemand eine Fläche ohne eigene Bauabsicht nur als Spekulationsobjekt vorhält. Dazu kommt noch ein Streifen zwischen den Neubaublocks und den Doppelhäusern, der für den Geschossneubau reserviert ist. Hier gibt es noch keine konkreten Planungen.

Aber von einzelnen kleineren Flächen abgesehen haben wir als Stadt keine bebaubaren Grundstücke mehr anzubieten. Wir staunen im Technischen Ausschuss immer wieder, wo der eine oder andere noch Baugrundstücke entdeckt. Es ist aber deutlich mehr Nachfrage da als Angebot, was die Preise treibt. Es ist ein Phänomen. Radeburg hat nichts zurück gebaut, die Bevölkerungszahl stagniert und trotzdem fehlt Wohnraum. Dies liegt sicher auch an heute veränderten Wohnbedürfnissen. Wir wollen durch das neue Baugebiet an der Großenhainer Straße gegensteuern.

Auf den Dörfern Chancen nutzen, die der Heidebogen bietet

Aber grundsätzlich: das Fünkchen Wahrheit bei der Kritik am Bauen auf der grünen Wiese ist, dass wir uns mit der Bebauung nicht immer weiter in die Landschaft ausdehnen können und auf der anderen Seite die Ortskerne verfallen. Auf den Dörfern sehe ich da noch viel Potential auf alten Dreiseithöfen. Scheune und Stall werden nicht mehr gebraucht und können zu Wohnzwecken umgenutzt werden. Dafür gibt es beim Dresdner Heidebogen großzügige Fördermittel, denn damit werden gleich mehrere Ziele erreicht: wir schaffen Zuwanderung oder ermöglichen Dableiben oder Rückkehr in die Heimat, vor allem von jungen Familien, wir verbessern das Ortsbild, wenn verfallende ungenutzte Gebäude verschwinden und wir schaffen ein insgesamt attraktiveres Wohnumfeld für alle. Hier sehe ich noch ein Riesenpotential.


Durch die Fertigstellung der Umgehungsstraße nach Rödern werden alle CO² und alle Stickoxide von der Autobahn um Radeburg herum direkt nach Rödern eingeleitet. In Rödern werden Windräder gebaut, die die schlechte Luft direkt nach Berlin weiterleiten, wo darüber entschieden werden kann, wie damit weiter zu verfahren ist. Berlin ist für schnelle Lösungen bekannt,“ heißt es im Faschingsheft.


Ja, das fand ich ganz witzig, die schlechte Luft mittels Windrädern nach Berlin umzuleiten. Aber die Windräder in der Rödernschen Heide sind aus dem Regionalplan gestrichen und die Umgehungsstraße ist Landessache. Deshalb möchte ich, dass in den Vorentwurf des nächsten Verkehrswegeplanes der zuletzt gestrichene Abschnitt Meißner Berg – Großenhainer Straße wieder aufgenommen wird. Der jetzige Verlauf mit der gefährlichen S-Kurve am Meißner Berg, der an Schule, Kindergarten und Wohngebiet an der Hohle vorbeiführt, kann kein Endzustand sein. Es ist ein Wunder, dass bisher nicht viel passiert ist. Die Verkehrsprognosen sagen 30% Zunahme des Schwerlastverkehrs voraus und dieser kreuzt dann Schulwege und die Verbindungen des Wohngebietes mit der Stadt und den Einkaufszentren.


Thema Hundekot. Im Heft steht, dass Hundebesitzer künftig nicht mehr den Kot ihrer vierbeinigen Begleiter einsammeln müssen. Dieser wird eingezäunt und als ökologische Ausgleichsmaßnahme für sonstige Zivilisationsschäden bewertet. Natürlich nicht ernst zu nehmen, zeigt aber, dass das Thema von Interesse ist. Der Artikel unter der Überschrift „Das Problem läuft hinter der Leine – 10 Irrtümer über die Hundehaltung“ haben wir uns im Januar in der Online-Ausgabe dieser Sache angenommen. Er wurde bis Stand heute (Mittwoch, 14. Februar) 642 mal gelesen und st damit der meistgelesene Onlineartikel hinter den Beiträgen zum Karneval. Wir haben dort mal versammelt, was Verwaltung, Ordnungsamt, Bauhof, Polizei, Umweltbehörden und andere tagtäglich präsentiert bekommen, die aber offensichtlich wenig Erfolg haben, wenn sie dagegen vorgehen.


Es ist sicher nicht das wichtigste Thema, aber eines, das das Zusammenleben in der Stadt beeinträchtigt. Es sind nur einige wenige Hundebesitzer, die sich nicht an die Regeln halten. Wenn es alle so machen würden, hätten wir tatsächlich ein großes Problem, aber zum Glück wissen die meisten, was in der Polizeiverordnung steht und richten sich danach. Es ist in der Tat schwierig durchzusetzen, da die Hundehalter meist früh oder spätabends unterwegs sind und man muss schon einen „auf frischer Tat“ ertappen oder einen Zeugen vorweisen, wenn man eine Ordnungsstrafe verhängen will. Keiner will natürlich irgendwen anschwärzen, aber beim Ordnungsamt anonym anzurufen bringt uns auch nicht weiter, denn das ist nicht verwertbar.

Es gibt aber Hundehalter die uns schon mehrfach genannt wurden und auf die wir ein Auge haben und dann letztlich auch Ordnungsstrafen durchsetzen.


Carolin Kannengießer schrieb in ihrem Kommentar: „Ich sehe es absolut ein, dass die Hinterlassenschaften vom Hund beseitigt werden, aber es wäre wirklich angebracht mehr Mülleimer in der Stadt aufzustellen! Gefüllte Hundekotbeutel in Mülleimer an Bushaltestellen oder im Park zu werfen ist für alle Beteiligten keine Bereicherung! Wer Forderungen stellt, muss auch die Möglichkeiten zur Verfügung stellen, diese erfüllen zu können.“ - wäre das Aufstellen von Hundekotbehältern nicht eine Lösung? Machen ja andere Städte auch.


Zunächst einmal gilt der verfassungsmäßige Grundsatz „Eigentum verpflichtet“. Klingt nicht schön, aber der Hund ist Eigentum und das bedeutet, der Hundehalter ist verpflichtet die Polizeiverordnung zu erfüllen und nicht die Stadt. Wir haben das schon mehrfach thematisiert, in der Verwaltung und in den Ausschüssen, aber wir scheuen den Vandalismus. Erfahrungen in anderen Städten zeigen, dass die Müllbeutelbehälter leergezogen werden. Das Thema wird sicher weiter diskutiert werden. Jetzt ist es so, dass der Bauhof teilweise mehrmals wöchentlich eine Papierkorbrunde macht und da ist halt dann drin was drin ist.


Was ja auch ein Problem ist, weil es Mitbürger gibt, die ihren Hausmüll in den städtischen Papierkorb entsorgen…


Ja, das ist wirklich primitiv, weil es ein funktionierendes und auch bezahlbares Entsorgungssystem gibt. Wir sind eine von zwei Gemeinden im Kreis, die die Gelbe Tonne haben, wir haben auch die braune Tonne, für die sogar nur einmalig die Gestellungsgebühr anfällt.


Kritik findet wiederholt, nicht nur im Faschingsheft, dass die Gaststätten am Faschingssonntag geschlossen sind. Die Narrenpolizei hat sich in einem Sketch auch ausführlich mit der Gaststättensituation befasst, die offensichtlich nicht zufriedenstellend ist.


Ich habe Verständnis dafür, dass sich die Gaststätten gegen Vandalismus schützen. Leider hat es da in der Vergangenheit unschöne Szenen gegeben, in denen das Hausrecht der Inhaber nicht akzeptiert wurde. Durch das Catering im Zelt und die Verkaufsstände im Stadtgebiet ist aber die Versorgung trotzdem gesichert. Tanz in allen Räumen, wie das früher mal war, gibt es nicht mehr. Aber dafür ist ja auch das Zelt da. Ganz so schlimm wie dargestellt war es in diesem Jahr ja auch nicht, weil der „Hirsch“ auch parallel zur Zeltparty nach dem Umzug den Großen Saal geöffnet hatte und viele, die dem Gedränge im Festzelt aus dem Weg gehen wollten, haben das Angebot dankend angenommen.

Wir haben in Radeburg und Ortsteilen ein vielseitiges Gastronomieangebot

Ich ziehe vor jedem in der Gastronomiebranche den Hut und wir können dankbar sein, dass wir, die Ortsteile eingeschlossen, so ein Spektrum von Gaststätten haben – vom Sternerestaurant über Weinlokal bis Gutbürgerlich. Der Fachkräftemangel schlägt sich hier besonders nieder. Überall werden Köche gesucht. Das Personal wird teurer, wenn es knapp wird und das schlägt sich dann auch in den Preiskalkulationen nieder, was wieder bei manchen Gästen wenig Verständnis findet, die dann wegbleiben. Aber ich beobachte hier auch ein Umdenken. Die Leute gehen wieder öfter in die Gaststätten und das ist gut so.


Thema Sportvereine. „Die Radeburger Fußballmannschaften vermeiden weiter Fussionsbestrebungen. Dadurch ist es möglich, in unteren Spielklassen zu verbleiben. Das erspart lange Wege zu Auswärtsspielen und trägt zur Vermeidung von unnötigen Fahrzeugabgasen bei.“


Unsere Sportvereine sind gut aufgestellt und ich freue mich über die gesunde Konkurrenz. Die Derbys zwischen Radeburg und Berbisdorf zum Beispiel sind immer Highlights und ich meine, der Sportverein gehört auch ins Dorf, denn was bleibt sonst noch für das Zusammenleben, nachdem die Verwaltungen und die Schulen weg sind?


In diesem Jahr wurde der Pinselheinrich 160 Jahre alt. Die Narren unterstellen Absicht. Die Renovierungsarbeiten im Heimatmuseum seien extra so gelegt worden, dass man zum Zillegeburtstag nicht feiern braucht… War es nicht eher umgekehrt – man ist bis zum Geburtstag nicht fertig geworden?


Weder noch. Die Fördermittel standen zur Verfügung und da mussten wir zugreifen oder sie verfallen lassen. Es war schon sehr früh abzusehen, dass Dach und Elektrik in dem Haus so marode sind, dass es einen größeren Handlungsbedarf gibt. Eine Wiedereröffnung zum Zillegeburtstag wäre sehr ambitioniert und aus heutiger Sicht auch unmöglich gewesen. Frau Katja Mieth von der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, die uns bei der Überarbeitung unseres Museumskonzeptes fachlich berät, riet von Schnellschüssen ab. Ich habe deshalb auch keinen Druck gemacht.


Aus Berlin kam Kritik, Radeburg hätte den Zillegeburtstag verschlafen…


Na nicht gerade aus Berlin, aus der „Jungen Welt“. Dazu hat im RAZ ja schon einiges gestanden. Zu den Zilleerben, der Familie Preetz-Zille und zum Zille-Förderverein haben wir ein sehr gutes Verhältnis und sehr gute Kontakte. Sie loben immer wieder das Engagement in unserer Stadt für ihren Vorfahren und können schon einen Unterschied machen, wie sich Berlin mit seiner Macht als Bundesland kümmert und was Radeburg als Kleinstadt macht. Radeburg als kleine Stadt mit kleiner Verwaltung und geringem Steueraufkommen. Das Museum ist eine freiwillige Aufgabe, der wir uns als Zillestadt gerne stellen, aber gerade deshalb müssen wir mit den verfügbaren Mitteln verantwortungsbewusst umgehen. Wir können auch nicht bei jedem runden Zillegeburtstag so einen Aufwand treiben wie beim 150. Ich denke, da hat jeder Verständnis. Andererseits: das Zillejahr beginnt eben erst. Entsprechend der Empfehlung von Frau Mieth machen wir eine schrittweise Eröffnung. Zum diesjährigen Erntedankfest soll es eine Teileröffnung geben. Die weiteren Zeiträume stehen noch nicht fest, aber das Museum soll modern und fachlich fundiert umgebaut werden, aber zugleich muss alles finanzierbar sein. Das Museum soll auch dem Kultur- und Heimatverein mit seiner Arbeitsgruppe Stadtgeschichte eine Heimstatt, aber auch anderen Heimatvereinen aus dem Stadtgebiet die Möglichkeiten für ihre Forschungsarbeit bieten, auch Museumspädagogik soll künftig angeboten werden. Details sind noch zu klären. Nächstes Jahr ist übrigens der 90. Todestag. Da geht es gleich weiter mit den Jubiläen. Also Anlässe gibt es immer. Wichtig ist mir, dass das Museum erhalten bleibt, denn es ist ein Identifikationsobjekt für die gesamte Stadt Radeburg. Auch das Gebäude selbst, das bisher optisch keine Zierde war, soll seine architektonische Wirkung entfalten.


Strom weg in den Dörfern – veraltete Infrastruktur oder höhere Gewalt?

Da sind wir schon beim letzten Punkt. Die ENSO wird da als Spezialist für Netzausfälle bezeichnet…


Naja, das ist schon frech. Wir sind eigentlich froh, dass die ENSO uns hier an die Welt des schnellen Internets angeschlossen hat. Mit den 50- und 100-Mbit-Netzen sind wir jetzt auf einem Stand, von dem andere leider immer noch träumen müssen, auch wenn es vereinzelt nun schon wieder noch schnellere Netze gibt. Die Inbetriebnahme hat im Wesentlichen auch gut funktioniert. Für Netzausfälle kann der Strom- und Gasanbieter in den meisten Fällen nichts. Wenn bei den Unwettern, wie wir sie in der letzten Zeit hatten, Netzausfälle auftreten, weil Masten umgeknickt, Trafostationen zerstört und massiv Leitungen beschädigt worden sind, dann sollte man schon ein gewisses Verständnis dafür aufbringen, dass es an der einen oder anderen Stelle mit einer Reparatur mal länger dauern kann. Kein Unternehmen kann Personal in solchen Größenordnungen vorhalten, dass man im Fall solcher massiven Schäden binnen ein, zwei Stunden überall wieder am Netz sein kann.


Ein Problem ist, dass noch viele Leitungen an Masten hängen…


Ja, das Netz ist sicher veraltet, aber auch die Erneuerung kann immer nur schrittweise erfolgen. Aus Kostengründen in der Regel dann, wenn eine Straße grundhaft ausgebaut wird.


Dann bliebe mir nur noch, meine letzte Frage zu stellen, die auch schon Tradition hat: Was hätten Sie gerne, dass ich es noch gefragt hätte?


Zum ÖPNV (öffentlichen Personennahverkehr – d. Red.), „Wie läuft es mit der Buslinie im Gewerbegebiet?“ wäre die Frage gewesen. Der Verkehrsverbund Oberelbe als Betreiber des Nahverkehrsnetzes in unserer Region hat bei Befragungen festgestellt, dass auch Radeburger jetzt die Linie innerhalb der Stadt nutzen, quasi als Stadtlinie. Mit dem Standort der Haltestellen wird noch experimentiert. Mir ist bewusst, dass das nicht ganz so einfach ist, denn das gesamte Gewerbegebiet wurde ohne ÖPNV geplant und ohne Radwege. Die Bordsteinkanten sind nur teilweise abgesenkt, an manchen Stellen steht ein Rad- und Fußwegschild, an anderen nicht. Aus Richtung Großdittmannsdorf fehlt die Absenkung komplett und auch damit eine Anbindung an den Röderradweg von und nach Großdittmannsdorf. Wir haben hier eine Änderung geplant.


Vielen Dank für das Gespräch.