RABUFIZIERT - aber nicht immunisiert: nun sagen auch die Radeburger Narren ab

Nun hat es auch den Radeburger Carnevals Club (RCC) erwischt - zwar nicht das Virus, aber die Corona-Krise. Im August noch voller Optimismus, sagt nun auch der RCC alle Faschingsveranstaltungen ab - bis auf vielleicht eine Open Air am Umzugswochenende. Nicht das Virus selbst zwingt die Narren in die Knie, sondern die sich in Tagesabständen ändernden Ausnahme-Entscheidungen, die dem Veranstaltungsgewerbe jegliche Planungssicherheit nehmen. Zudem ist schwer einzuschätzen, wie groß der Anteil der Besucher ist, die gewöhnlich an den Veranstaltungen teilnehmen, es nun aber vorziehen, freiwillig "feucht-fröhlichen" Events fern zu bleiben.

Umzugsbild der 63. Saison

Der Umzug im letzten Jahr Stand im Zeichen des Sturmtiefs Sabine und schmälerte das finanzielle Polster des Vereins. Corona macht nun endgültig einen Strich durch die Rechnung.

Der Radeburger Carnevals Club (RCC) wendet sich heute über seine Webseite an alle Narren, Umzugsteilnehmer und -besucher mit der Mitteilung, dass ihn die anhaltende Corona-Krise "zu tiefgreifenden Entscheidungen für unsere 64. Karnevalssaison" zwingt.

Nach Beratungen im Verein und Abstimmung mit den zuständigen Behörden des Landkreises sagt der Verein alle Veranstaltungen, also vom Auftakt auf dem Markt bis zum Umzug im Februar, ab. "Auch die Zeltveranstaltungen im Februar 2021 werden aus nachvollziehbaren Gründen nicht stattfinden," heißt es auf der Webseite des RCC. Für "nachvollziehbar" kann man halten, dass eine Veranstaltung, deren Charme eben gerade auch im Zusammentreffen von Vielen auf engstem Raum besteht mit Abstandsregeln nicht zu retten ist. Aerosole sollen laut neuesten Forschungen eine Reichweite von 8 Metern haben. Unter "karnevalistischen Rahmenbedingungen" steht jede Veranstaltung in Verdacht, ein Superspreading-Event zu sein. Karneval ist der saisonale Bruch mit Konventionen. Wer würde Kussfreiheit noch tolerieren, wenn jeder im Verdacht steht, DER Superspreader zu sein? Zwar gehören Masken zur Grundausstattung eines jeden Narren, aber eben nicht "Alltagsmasken". Wie soll Stimmung aufkommen, wenn man niemandes Lachen sieht?

"Diese Entwicklung bedauern wir sehr," schreibt der RCC. "Wir sehen uns aus Verantwortung gegenüber unseren  Mitgliedern und Gästen jedoch zu diesem Schritt gezwungen." Ganz in diesem Sinne gehört zur Verantwortung auch die Verantwortung, dass eigene Budget über die Krise zu bringen. Bereits in der letzten Saison war aufgrund von Sturmwarnungen am Umzugssonntag das Megazelt geschlossen und viele Besucher zu Hause geblieben. Den 2000 Aktiven standen früher 20, in Rekordjahren 50 Tausend Zuschauer gegenüber. Davon konnte man in der vergangenen Saison nur träumen und so klaffte von da her schon ein riesiges Loch im Budget. Aber es war auch ein Wunder, dass trotz zahlreicher Österreich-Rückkehrer, die sich bei den Megapartys und im Umzug tummelten, Radeburg kein Hotspot wurde.

"Wir bleiben dennoch optimistisch und wollen versuchen, vielleicht am Faschingswochenende eine Open-Air-Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Zu diesen und möglichen anderen Aktivitäten werden wir euch auf dem Laufenden halten," schließt der RCC seine Mitteilung. "Wir bedanken uns für Euer Verständnis – bleibt gesund! - Mit einem nicht ganz so ,donnernden' RABU - Euer Radeburger Carnevals Club".

Dass alle Veranstaltungen abgesagt wurden, hat es übrigens in den 64 Jahren RABU noch nie gegeben. Umzüge fielen insgesamt 8 mal aus, darunter allein vier Mal in der Wendezeit und bereits einmal wegen eines Virus. 1962/63 grassierte die Maul- und Klauenseuche. Aber seit dem "Neustart" 1993 fanden die Umzüge ununterbrochen statt. Der Radeburger Umzug gilt als der bedeutendste in Sachsen und fand auch das Interesse der Sachsenspiegel-Redaktion des MDR. Über viele Jahre wurde er im Fernsehen direkt übertragen und läuft seit einigen Jahren live im Streamingprogramm MDR+

Die Mitteilung des RCC hier im Wortlaut.