Ein Fest für Mensch und Kaninchen

Die Turnhalle der Grundschule auf dem Meißner Berg öffnete ihre Türen am Sonnabend, dem 17. September und am Sonntag, dem 18. September für die Ausstellung der Rassekaninchenzüchter. "Wir freuen uns alle sehr, endlich wieder unsere langjährigen Besucher und neue Freunde begrüßen zu dürfen!" freut sich Sylvia Schäfer, Vorsitzende des Vereins "RKZV S 431 Radeburg und Umgebung e.V." Hier ihr Bericht. Weiter unten lesen Sie die Mitteilung von PETA auf die sie Bezug nimmt und die Erwiderung des Landesverbandes. Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Aug großes Interesse bei den jüngsten Besuchern stößt der „Kaninchen-Kindergarten“. Foto: S. Schäfer

Aug großes Interesse bei den jüngsten Besuchern stößt der „Kaninchen-Kindergarten“. Foto: S. Schäfer

Endlich war es wieder soweit: unser Verein durfte nach drei Jahren Zwangspause wieder eine Ausstellung veranstalten.
 
Ab Mittwochnachmittag wurde aus der Turnhalle der Grundschule ein vorübergehendes Domizil für über 200 Rassekaninchen, die dann am Donnerstag von ihren Züchtern in die Halle gebracht wurden. Alle sind dann immer aufgeregt, ob denn die Tiere wirklich so toll sind, wie man Zuhause am Stall denkt. Oder ob sich nicht vielleicht doch ein Fehler eingeschlichen hat? Ein Züchter aus Medingen musste ein Tier ummelden, weil es sich bei seiner schönsten Englischen Schecke beim Schaufertigmachen zeigte, dass ein Backenpunkt fehlt. Das ist für das Tier an sich nicht tragisch, aber es ist eben laut Standard ein schwerer Fehler und würde zum Ausschluss des Tieres führen. Aber so zeigt sich, dass auch ein erfahrener Züchter ein wenig verliebt in die eigenen Tiere ist und manches einfach übersieht. 

Nach der Bewertung durch die drei Preisrichter wurde die Ausstellungshalle am Freitagabend dann noch schön dekoriert mit Blumen, Gräsern, kleinen Bäumen und Blumen. Es kamen viele Besucher aus Radeburg und dem näheren und weiteren Umfeld. Am Sonnabend hatte sich auch der Landesvorsitzende der sächsischen Rassekaninchenzüchter, Jörg Peterseim, auf den Weg aus Döbeln gemacht, um die Zuchtfreunde in Radeburg zu besuchen. Die sogenannte „Tierrechtsorganisation“ Peta hatte mit einer Pressemitteilung an die Lokalredaktionen um Radeburg gegen die Schau als „Tierqualveranstaltung“ geätzt. Das machen die in ganz Deutschland gegen alle Kaninchenausstellungen, mit etwas überregionaler Bedeutung. Wir müssen also wichtig sein! Jörg Peterseim überzeugte sich selbst, dass die Tiere gut versorgt in ihren vorübergehenden Behausungen saßen und trotz der vielen Besucher einen ziemlich entspannten Eindruck machten. 

Beim guten Rassekaninchenzüchter sitzen die Tiere auch Zuhause in ordentlichen Ställen, werden gut versorgt und auch vom Tierarzt betreut (die jährliche Impfung gegen RHD ist ein Muss). Sie sind es gewöhnt, aus dem Stall genommen zu werden, sie werden gestreichelt und betrachtet, das alles ist für diese Tiere nicht fremd. Und dann können sie auch für ein paar Tage zu einer Schau gestellt werden, ohne dass sie Schaden nehmen. Rassekaninchenzucht heißt nicht, in einem dunklen Verschlag ein paar Stallhasen zu halten, sondern sich intensiv mit seinen Tieren zu beschäftigen. Dazu gehört eine rassespezifische Fellpflege, Gesundheitsvorsorge und eine tierwohlgerechte Haltung mit Licht, Luft und tiergerechter Fütterung, die beim Deutschen Riesen etwas mehr ausfallen muss, als beim kleinen Hermelin. 
Die Ausstellung dient auch dazu, den Kaninchenhalter mit dem Kaninchenzüchter zusammenzubringen. Da werden Tipps ausgetauscht und so manches Tier wechselt den Besitzer. Und wenn es gut läuft, wird aus dem Halter ein neuer Rassekaninchenzüchter. Der Radeburger Verein besteht nun seit 113 Jahren. Stetige Erneuerung führt zu neuen Ideen und Ansichten und so wird es in dem traditionsreichen Verein hoffentlich auch in Zukunft weitergehen. Kaninchen gibt es in vielen Rassen und Farbenschlägen. Traditionelle, wie der Meißner Widder oder das Sachsengold wurden hier in der Meißner Region schon vor mehr als 100 Jahren herausgezüchtet und bis heute erhalten und weiterentwickelt. Im Vordergrund aller Bemühungen steht die Gesundheit und Frohwüchsigkeit der Tiere. Damit eine Häsin einen Wurf gesunder, gleichmäßiger Jungtiere erfolgreich großziehen kann, braucht sie gute Lebensbedingungen. Im Verein wird immer wieder darüber gesprochen, wie das auf Dauer gut funktioniert. Und durch die gegenseitigen Besuche der Züchter wird auch eine Kontrolle ausgeübt, ob die Haltungsbedingungen stimmen. Rassekaninchenzucht ist also kein „Rassewahn“, wie Peta schreibt, sondern die Erhaltung eines Kulturgutes, die Beschäftigung mit der Schöpfung und der Natur und die Hingabe zu Lebewesen, die in unserer Obhut stehen. 

Die Kaninchenjungtierausstellung ist das Erntedankfest der Kleintierzüchter. So ist die Halle auch geschmückt. Die Besucher erfreute es und blieben teilweise sehr lange. 

Und die Ergebnisse? Kreismeister wurden vergeben an Frank Bürger für die Satin-Thüringer, Maik Bürger für die schönen Lohkaninchen, Ralf Mischer für seine neugierigen Hasenkaninchen (alle vom Verein S 114 Liegau-Augustusbad), Sandro Hahm für seine Roten Neuseeländer und Andreas Hahm für seine hervorragenden Hellen Großsilber (beide aus dem Radeburger Verein). Beste Jugendzüchterin wurde Lisa-Marie Meißner, ebenfalls mit Hellen Großsilber, aus dem Verein S 257 Weixdorf. Herzlichen Glückwunsch an alle!

Wie ging es für die  Englischen Schecken aus? Das nachgemeldete Tier war leider nicht ganz so gut wie die drei anderen in der Sammlung. So hat der Züchter keinen Pokal gewonnen, aber trotzdem darf er sich über eine sehr gute Sammlung freuen. Und seine Tiere sind sowieso für jede Ausstellung ein Blickfang.
Die Radeburger Züchterschaft freute sich sehr über so viel Zuspruch. Herzlichen Dank an unsere Sponsoren, die uns finanziell oder mit Sachspenden unterstützen. Und Dank an alle Besucher! Es war schön, Euch endlich wiederzusehen.

Sylvia Schäfer (Vorsitzende)

Tierqualausstellung in Radeburg

PETA übt scharfe Kritik an „Kreisverbandsjungtierschau“ des Kleintierzuchtvereins S431 Radeburg

Radeburg / Stuttgart, 15. September 2022 – Rassenwahn: Falsch bei Menschen, falsch bei Tieren! PETA übt scharfe Kritik an der am kommenden Wochenende in der Turnhalle der Grundschule in Radeburg stattfindenden „Kaninchenschau“ des Kleintierzuchtvereins S431 Radeburg. Menschen können dazu verleitet werden, gezüchtete Kaninchen zu kaufen, während in deutschen Tierheimen Tausende Tiere auf ein neues Zuhause warten. Derartige Veranstaltungen bedeuten für die sensiblen Fluchttiere, die in sozialen Strukturen leben, zudem massiven Stress. Die Tierrechtsorganisation betont, dass alle Tiere als Familienmitglieder gesehen werden sollten und nicht zu Ausstellungsobjekten degradiert werden dürfen. PETA fordert ein Heimtierschutzgesetz, das allen sogenannten Haustieren, die derzeit größtenteils in einem rechtsfreien Raum leben, den nötigen Schutz und ein artgerechtes Leben ermöglicht.

„Zuchtverbände, die Kaninchen nach bestimmten Formen und Farben ‚kreieren‘, nehmen billigend in Kauf, dass viele der Tiere ihr Leben lang leiden und oftmals schwer krank sind“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Unverständlich ist auch, dass es bisher keine gesetzliche Regelung für die Ausstellung von Kleintieren gibt, obwohl die Zurschaustellung von Qualzucht-Hunden seit dem 1. Januar 2022 verboten ist. Hier muss die neue Bundesregierung dringend nachbessern.“

Zucht führt häufig zu Gesundheitsproblemen und verschärft die Situation in Tierheimen

Weil das äußere Erscheinungsbild der Tiere im Vordergrund steht, leiden zahlreiche sogenannte Rassetiere mitunter lebenslang an gesundheitlichen Problemen. So sind die als „Heimtiere“ beliebten Widderkaninchen, auch „Schlappohrkaninchen“ genannt, aufgrund ihrer Hängeohren besonders anfällig für wiederkehrende und schmerzhafte Entzündungen in den Gehörgängen. Weitere Leidtragende sind beispielsweise Zwergkaninchen, die durch ihre extreme Kurzköpfigkeit häufig Probleme mit ihren Zähnen und dem Tränennasenkanal haben. Auch weiße Kaninchen, als Albino bekannt, sind typische Qualzuchten. Die für ihr schneeweißes Fell und ihre roten Augen bekannten Kleintiere sehen nicht scharf, nehmen Kontraste schlechter wahr und sind meist kurz- oder weitsichtig.

PETA weist darauf hin, dass die Nachzucht auch die Situation für heimatlose Tiere verschärft. In deutschen Haushalten leben bereits rund 34,7 Millionen sogenannte Haustiere, darunter 4,6 Millionen Kleintiere. [1] Um die Nachfrage nach bestimmten „Rassen“ zu befriedigen, „produzieren“ Züchterinnen und Züchter jedoch weiterhin reichlich Nachwuchs – dabei werden jährlich allein in Deutschland insgesamt etwa 350.000 Tiere im Tierheim abgegeben oder einfach ausgesetzt. 25 bis 30 Prozent der Tiere bleiben ein Jahr oder länger im Tierheim. PETA appelliert daher an alle Menschen, die Zucht nicht zu unterstützen und stattdessen einem hilfsbedürftigen Tier aus dem Tierheim ein Zuhause zu schenken.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Industrieverband Heimtierbedarf: Der deutsche Heimtiermarkt 2021. Online abrufbar unter: https://www.zzf.de/publikationen/marktdaten.html (14.09.2022).

Rückblick auf die veranstaltungsfeie Zeit

Es liegen hinter dem Verein schwierige Zeiten. Einige Mitglieder haben sich aus der aktiven Zucht für eine Weile oder auch ganz zurückgenommen. Steigende Impfkosten, viel höhere Preise für Futter, aber auch der Mangel an Ausstellungsmöglichkeiten führten dazu. Auch die Lebensumstände haben sich bei einigen geändert, so dass aktuell nur noch etwa die Hälfte der Mitglieder des Vereins auch tatsächlich Kaninchen züchten.

Leider haben wir in den vergangenen 3 Jahren auch von alten, verdienten Mitgliedern Abschied nehmen müssen. Die Zuchtfreunde Peter Rauscher, Hans Lindner und Siegfried Grosche waren viele Jahre Ihres Lebens sehr aktive Züchter des Vereins. Zuchtfreund Rauscher war viele Jahre als Tätowierer unterwegs und bei den Ausstellungen war er derjenige, der für die Fütterung der Tiere sorgte. Hans Lindner war mehr als 55 Jahre Mitglied, führte drei Jahrzehnte das Zuchtbuch und mit seiner Frau Elfriede auch die Kasse des Vereins. Er half den neuen Züchtern mit manchem Rat und sein fachlich fundiertes Wissen gab er gerne an die jüngeren Züchter weiter. Siegfried Grosche war seit 1961 und damit über 60 Jahre Vereinsmitglied und mehr als 30 Jahre Vorstandsmitglied und Vorsitzender.

Er hat den Verein insbesondere über die schwierige Wendephase 1990/91 zusammengehalten und mit seiner Persönlichkeit dazu beigetragen, dass der mit der Wende einhergehende Mitgliederschwund rasch durch Neuzugänge ausgeglichen werden konnte. Alle drei und dazu noch einige andere Enthusiasten des Vereins waren es, die in den frühen Neunzigern uns ganz neue Leute unter ihre Fittiche nahmen und wieder Ausstellungen auf die Beine stellten.

Damit blieb der Verein lebendig und es ging auch unter neuen Bedingungen weiter. Unsere alten Mitglieder werden uns in ihrer Leidenschaft für die Kaninchenzucht und den Verein immer gutes Vorbild sein. Ihnen zu Ehren wollen wir nun wieder mit dem Vereinsleben durchstarten. Die Einschränkungen durch Corona kamen dem Umsturz von 1990 ziemlich nah. Zumindest was Vereinsaktivitäten angeht. Und nun, wo man wieder vieles unternehmen kann, das Leben aber plötzlich teurer geworden ist, will auch nicht jeder, Geld und Zeit in die Kaninchenzucht stecken. Es ging ja nun auch eine Weile ohne. Diese Herausforderung zurückzufinden, zu einem aktiven Leben im Verein, müssen wir nun angehen.

Im Juni hatten wir bereits Vorstandswahlen. Der Vorstand um Thomas Ley setzt seine Tätigkeit für die nächsten 4 Jahre fort. Der erste Schauhöhepunkt mit der Landesjungtierschau liegt hinter uns. Zuchtfreund Andreas Hahm konnte mit seinen Hellen Großsilbern glänzen und errang den Titel Sächsischer Jungtiermeister. Mitte August hatten wir unser Vereinssommerfest, bei dem auch schon der Ablauf und der Arbeitsplan für das Schauwochenende im September besprochen wurde. Gut motiviert freuen wir uns auf die Jungtiere des Jahres 2022 aus dem Kreisverband und von Gästen umliegender Vereine.

Landesverband Sächsischer Rassekaninchenzüchter e.V. widerspricht:

PeTA betreibt Kampagne gegen Rassekaninchenausstellungen und ist dabei komplett fehlinformiert

  1. PeTA spricht von Rassenwahn. Dies gilt jedoch wie PeTA schon sagt für Mensch und Tier: Im Grundgesetz steht hierzu: GG §3 Satz 3 Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. D.h. im übertragenen Sinne auch: Die grundsätzliche Diskriminierung verschiedener Rassen ist auch bei Tieren nicht angebracht.
     
  2. Kaninchenausstellungen sind keine Tierbörsen. Der Zentralverband Deutscher Rassekaninchenzüchter e.V. (ZDRK) mit seinen ca. 5.000 Ortsvereinen in Deutschland ist ein Zuchtverband für organisierte Züchter von Rassekaninchen als Nutztiere. Diese werden in kleinen privaten Zuchtbeständen gehalten mit dem Ziel der Erhaltung alter Haustierrassen bei gleichzeitiger Selbstversorgung mit gesundem und ökologisch wertvollen Fleisch. Dabei wird die Biodiversität der Nutztiere der Tierart Kaninchen erhalten und somit ein staatliches Ziel erfüllt. Ziele der Ausstellungen sind die Bewertungen und die Auswahl der zukünftigen Zuchttiere, die frei von körperlichen Defekten sein müssen sowie die Präsentation dieser naturverbundenen Freizeitbeschäftigung in der Öffentlichkeit. Durch die richtige Auswahl der Zuchttiere wird aus planlosem Vermehren ein zielgerichtetes Züchten, bei dem vitale Kaninchen mit guten körperlichen Eigenschaften wie auch haustiergerechtem Verhalten die nächste Generation hervorbringen sollen. Somit ist es nicht das Ziel bei solchen Ausstellungen, Tiere an Besucher zu verkaufen, wie dies PeTA behauptet. Hier sollte sich PeTA ggf. an nicht organisierte Vermehrer von Kaninchen wenden. Der Dachverband ZDRK ist wie PeTA der Auffassung, dass Menschen die sich ein Heimtier zulegen möchten, gut daran tun, sich in den örtlichen Tierheimen umzuschauen, egal ob es ein Hund, eine Katze oder ein Kaninchen sein soll. Schön wäre es auch, wenn PeTA seine Spendeneinnahmen den notleidenden Tierheimen zur Verfügung stellen würde und nicht für derart sinnlose und fachlich falsche Kampagnen einsetzt. Nach eigenen Veröffentlichungen gibt PeTA annähernd 40% der Spendeneinnahmen für Personalkosten und fast 50% für Informationen, Öffentlichkeitsarbeit und Spendergewinnung aus. Schön wäre es auch, wenn PeTA seine Spendeneinnahmen den notleidenden Tierheimen zur Verfügung stellen würde und nicht für derart sinnlose und fachlich falsche Kampagnen
     
  3. Der beschriebene Fluchtinstinkt ist beim Hauskaninchen gegenüber dem Wildkaninchen genetisch nachweisbar weitgehend verloren gegangen. Dies lässt sich aber auch ganz praktisch nachweisen. So hat man auf den Ausstellungen oder auch in den Tierheimen oftmals die Gelegenheit die zutraulichen Kaninchen zu streicheln. Es stellt sich die Frage, wem dies bereits mit gesunden Wildkaninchen gelungen ist, die wie PeTA zu Recht schreibt Fluchttiere sind. Kaninchen werden seit ca. 500 n. Chr. in menschlicher Obhut gehalten und gezüchtet. Über mindestens 1.500 Generationen mit jeweils sehr vielen Jungtieren (denn sie vermehren sich wie die Kaninchen) entstanden nicht nur sehr viele unterschiedliche Rassen und Farben. Auch die Auswahl auf charakterliche und soziale Verhaltensweisen wurde getroffen, was am Ende dazu führte, dass das Kaninchen mittlerweile sogar zu beliebten Heimtieren wurden. Die heutigen Hauskaninchen zählen somit zu den am stärksten domestizierten Tieren überhaupt, egal ob als Nutztier oder Heimtier. Auch ist man sich mit PeTA einig, dass Kaninchen, die als Heimtiere gehalten werden, Familienmitglieder werden können, die man nicht als Ausstellungsobjekte degradieren sollte. Allerdings könnte PeTA die Unterscheidung der Begriffe Haustier, Nutztier und Heimtier in seinen Kampagnen etwas differenzierter einsetzen.
     
  4. Gegen die Aussage, Zuchtverbände und somit der ZDRK würden Kaninchen beliebig nach Form und Farbe ‚kreieren‘ und somit billigend in Kauf nehmen, dass Tiere ihr Leben lang leiden und oftmals schwer krank sind, ist schlichtweg falsch und entspringt offenbar der Phantasie. Eine Zulassung einer neuen Rasse, die in der organisierten Rassekaninchenzucht relativ selten erfolgt, durchläuft einen mehrjährigen Prozess mit vielen Kriterien, die erfüllt sein müssen. Allem voran steht hier der Tierschutz und die Verhinderung von körperlichen und verhaltensmäßigen Fehlentwicklungen. Was außerhalb unserer Organisation passiert entzieht sich unseres Einflussbereiches. Die Ausstellungen stellen auch keine Tierbörsen dar, sondern sind Leistungsprüfungen und Zuchtwertschätzung des Zuchtverbandes. Der Zuchtverband ZDRK ist Mitglied des Arbeitskreises Kleintiere der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und betreibt gemeinsam mit weiteren Experten das Monitoring und den Erhalt gefährdeter Nutztierrassen.
     
  5. Völlig verkehrt ist PeTA jedoch mit der Aussage, dass es keine gesetzliche Regelung für Ausstellungen von Kleintieren gibt. In den ‚Leitlinien zur Ausrichtung von Tierbörsen unter Tierschutzgesichtspunkten‘ vom 1. Juni 2006 wird ausdrücklich beschrieben: ‚Bei Tierzuchtschauen, Tierbewertungsschauen und Tiersportveranstaltungen, die nach Vorgaben der Tierzuchtgesetzgebung von anerkannten Zuchtorganisationen oder nach vergleichbaren Kriterien von anderen Zuchtverbänden durchgeführt werden, steht in der Regel der Aspekt der Ausstellung, des Wettbewerbs oder der Leistungsprüfung im Vordergrund. Der Verkauf bzw. Tausch von Tieren beschränkt sich dabei auf einzelne Tiere, die auf der Veranstaltung ausgestellt, bewertet bzw. zu Sportzwecken eingesetzt wurden.‘ Hierzu zählen die Ausstellungen der Rassekaninchenzüchter. Hiervon und von der Schönheit der einzelnen Rassen kann man sich als Besucher gerne einmal ein eigenes Bild an diesem Wochenende bei der Ausstellung des Vereins S 431 Radeburg machen. Entgegen der Aussage von PeTA handelt es sich nicht um Tierverkaufsveranstaltungen.
     
  6. Die Aussage von PeTA ‚ Zucht führt häufig zu Gesundheitsproblemen und verschärft gesundheitlichen Problemen.‘ verbunden mit weiteren Ausführungen ist entgegenzuhalten, dass die planvolle Zucht und die Selektion auf den Ausstellungen gerade dazu da ist, derartige Probleme zu vermeiden oder zu verringern. So ist ein Zahnfehler bei der Zuchtwertprüfung ein eindeutiger Ausschlussgrund und mit Tieren, die so etwas vererben wir in der Rassekaninchenzucht nicht weiter gezüchtet.

Auch braucht sich PeTA keine Gedanken um den Kaninchennachwuchs der Rassekaninchen zu machen, dass diese heimatlose Tiere würden. Somit wird im klassischen Gegenmodell zur industriellen Fleischproduktion sehr ökologisch und tierschutzgerecht ein wertvolles Lebensmittel produziert. Dabei wird ganz nebenbei noch für die EU initiative ‚from farm to fork‘ oder frei übersetzt ‚vom Bauernhof zum Verbraucher‘ ein Musterbeispiel geliefert.

[Im Original gez. Jörg Petersheim (Landesvorsitzender) und Doreen Kasulok (2. Landesvorsitzende)