Radeburger Karneval: Um den organisierten Frohsinn muss uns nicht bange sein

Am Sonnabend, dem 13.November, fand, zwei Tage später als üblich, auf dem Marktplatz die Eröffnung der 65. Saison des Radeburger Karnevals statt. Die Übergabe des Rathausschlüssels und die Krönung des Kinderprinzenpaares wurden mit einer Openair-Party verbunden, die als Prunksitzungsersatz diente. Also wurde auf dem Markt auch das „große“ Prinzenpaar gekrönt. Die Veranstaltung war bis zuletzt umstritten, hatte aber auch fünf gute Gründe.

Die Prinzenpaare der 65. Saison: Ihre Lieblichkeit Prinzessin Nadine I. mit Prinz André III. an ihrer Seite sowie die Kinder, Ihre Lieblichkeit Prinzessin Sophie I. mit Prinz Matheo I. an Ihrer Seite.

Die Prinzenpaare der 65. Saison: Ihre Lieblichkeit Prinzessin Nadine I. mit Prinz André III. an ihrer Seite sowie die Kinder, Ihre Lieblichkeit Prinzessin Sophie I. mit Prinz Matheo I. an ihrer Seite.

„Sehr böse Zungen behaupten, das ganze Land wird seit Monaten von Narren regiert,“ begrüßte Bürgermeisterin Michaela Ritter hunderte Narren auf dem Radeburger Markplatz. „Wenn das stimmen sollte, dann kann der Rathausschlüssel auch hier und heute an die Narren übergeben werden, denn dann kann ja nichts mehr passieren.“

Doch – Spaß beiseite – Fasching ist eine ernste Angelegenheit, gerade in solchen Zeiten. Ihr und dem Präsidenten des Elferrates sei in den letzten Tagen öfter das Lachen vergangen – so wurde geschimpft und gedroht – wie könne man in solchen Zeiten eine solche Veranstaltung machen? Unverantwortlich, lebensbedrohlich! „Ihr könnt euch sicher sein, dass die, die heute hier vor euch stehen, sich darüber die meisten Gedanken gemacht haben,“ führte sie aus.

Fünf Gründe führte sie an, die diese Veranstaltung möglich machten.

  1. Diese Veranstaltung ist nach allen Vorschriften erlaubt und damit nicht zu untersagen.
  2. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung wird nicht von heute auf morgen geplant, sondern Wochen und Monate vorher. Sie beruht auf Verträgen und dem Vertrauen, dass diese eingehalten werden. Eine Absage hätte drastische finanzielle Konsequenzen für den Carnevals Club.
  3. Der RCC ist nicht verantwortlich für die hohen Infektionszahlen in unserer Stadt und wir alle wollen, dass er auch nicht dafür verantwortlich wird.
  4. An dieser Veranstaltung nehmen mündige Bürger teil. Jedem von ihnen muss klar sein, welche Verantwortung er mit seiner Entscheidung für sich, für andere und für die weitere Existenz des Radeburger Karnevals übernommen hat.
  5. Der Verein übernimmt Verantwortung für seine Mitglieder, für alle, die sich seit Monaten auf ihren Auftritt vorbereitet haben und nicht schon wieder enttäuscht werden wollen.

Im Sinne der Eigenverantwortung bedankte sich die Bürgermeisterin bei allen, die von dem freiwilligen Testangebot Gebrauch gemacht hatten. Sie selbst habe sich auch zu Hause getestet, trotz zweifachem Impfschutz.

Michaela Ritter wandte sich gegen eine Spaltung der Gesellschaft und sagte: „Es darf nicht sein, dass es die hier drin und die da draußen gibt. Lassen wir Zwietracht und Ignoranz nicht zu und schaffen wir ein Verständnis für die Meinung des anderen und hören sie auch an. Und geben wir heute besonders aufeinander acht um unseren Fasching auch in Zukunft feiern zu können.“

Damit übergab sie den Rathausschlüssel an Olaf Häßlich, den Präsidenten des Elferrates und dieser eröffnete daraufhin die 65. Saison. Nach dem Auftritt der kleinsten Elferräte, Narrenpolizisten und Gardemädels folgte die Krönung des Kindergarten-Prinzenpaars, Ihre Lieblichkeit, Prinzessin Sophie I. mit Prinz Matheo I., das inzwischen schon in die 1. Klasse der Grundschule geht – es ist das Paar, das sich schon in der Vorsaison auf einen Auftritt gefreut hätte. „Hauptsache, Fasching fällt nicht wieder aus,“ wünschte sich der kleine Prinz in seinem Grußwort.

Nach den Auftritten der drei größeren Garden fuhr schließlich im Cabrio das „große“ Prinzenpaar vor: ihre Lieblichkeit Prinzessin Nadine I. mit Prinz André III. an ihrer Seite. Auch Prinz André III. fand in seiner Begrüßung starke Worte pro Tradition. Es ist nun schon das zweite Jahr ohne Prunksitzungen, es wird wohl auch das zweite Jahr „ohne Partys auf dem Hirsch“ und vielleicht auch ohne Zelt und ohne Umzug durch die Stadt. „Das ist so gar nicht unsere Art,“ befand er. Aber er bleibt optimistisch und beteuert: „Rabu gibt Vollgas!“

Danach übernahmen die DJs und die „PartyHirschen“ aus Österreich, die dem Vernehmen nach zu einem sehr günstigen Preis zu haben waren.  Am späteren Nachmittag und Abend stellten die Programmgruppen des RCC – von den Garden über den Elferrat bis zur Narrenpolizei ihre seit über einem Jahr einstudierten Nummern vor.

Friedlich und fröhlich klang die Veranstaltung um 22 Uhr aus. Die Bürger hatten sich auch im Aggregatzustand „Narr“ als mündig und verlässlich erwiesen. Um den organisierten Frohsinn in unserer Stadt muss einem also nicht bange sein.

Links: