Erster Interreligiöser Dialog in Radeburg

Der CDU-Kreisverband hatte am Freitag, dem 13. April, zum „Interreligiösen Dialog“ in den Kulturbahnhof Radeburg eingeladen.

Als Dialogform wurde ein Stuhlkreis angeboten. Platz nehmen wollte dort aber kaum jemand. Selbst Bürgermeisterin Michaela Ritter nebst Familie wollte, trotz Nachfrage, lieber räumlich auf Distanz bleiben.

Der Moslem Thaer Issa (im Bild links) und der Christ Andreas Beuchel im interreligiösen Dialog.

Der Moslem Thaer Issa (im Bild links) und der Christ Andreas Beuchel im interreligiösen Dialog.

Das Interesse am Dialog schien auch ansonsten eher gering, da sich zu einigen Mitgliedern des CDU-Kreisverbandes nur wenige Radeburger gesellten. Unser Landtags-Wahlkreisabgeordneter Sebastian Fischer stellte als Gesprächspartner den Dompfarrer zu Meißen, Andreas Beuchel, Superintendent des Kirchenbezirkes Meißen, und Thaer Issa, Büroleiter der Soziale Dienste Jugendhilfe gGmbH Erfurt vor. Er selbst wirbt mit der Webseite WIR SIND PATEN, auf der er auch zu finden ist, die mit dem Logo des Bundessozialministeriums wirbt, aber kein Impressum hat. 

Auf der Webseite der Soziale Dienste Jugendhilfe gGmbH stößt man im Impressum auf Aiman Mazyek, den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Der Verband vertritt 10 bis 20 Tausend Muslime in Deutschland und steht im Gegensatz zu anderen islamischen Vereinen nicht unter türkischem Einfluss, sondern steht der syrischen und ägyptischen Muslimbruderschaft nahe.

Thaer Issa ist nach eigenem Bekunden Palästinenser und in Bethlehem geboren und dort sowie in Jerusalem aufgewachsen. Durch dieses interreligiöse Umfeld könne er viel zu einem entsprechenden Dialog beitragen. Nachdem Pfarrer Beuchel den Anwesenden die christliche Botschaft von Frieden und Nächstenliebe nahegebracht hatte postulierte Taher Issa, dass im Islam der Respekt vor der jüdischen und christlichen Region ja praktisch eingebaut sei.

Der jüdische Talmud, den die Christen Altes Testament nennen, und das Neue Testament sind Bestandteile des Koran. Schon allein der Zusammenhang dieser drei Bücher beweise, wie Prophet Mohammed sagt: „Unser Gott und Euer Gott ist einer.“ (Sure 29:46) Während sich die beiden offiziellen Vertreter der Religionen in ihren Toleranzbekundungen weitgehend einig zeigten, war das jederzeit fair diskutierende und respektvolle Publikum nicht weniger gespalten, als es unsere gesamte Gesellschaft derzeit ist.

Das Spektrum reichte von einer Teilnehmerin aus dem Flüchtlingshelferumfeld, die bekundete, vom Christentum zum Islam konvertieren zu wollen über „demografische Zuwanderungsbefürworter“ und der Argumentation, Christen hätten genauso schlimme Verbrechen verübt oder noch schlimmere als die Moslems, bis hin zur Artikulation von Islamisierungsängsten und zum Islamkritiker, der die berühmte Sure 5 zitiert, die nach seiner Auffassung aber immer unvollständig zitiert wird: „Wer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er alle Menschen tötet. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält.“ (5:32) Dies hätte man aber nur den Juden vorgeschrieben und weiter stünde dort, man habe „klare Beweise gegen sie". Deren „Lohn“ sei, dass sie „allesamt getötet oder gekreuzigt werden, oder dass ihnen Hände und Füße wechselseitig abgehackt werden, oder dass sie aus dem Land verbannt werden.“ (5:33)

Das sei eine falsche Interpretation, eine falsche Übersetzung, war Thaer Issa überzeugt. Er müsse es wissen, er kenne schließlich den Koran in der Originalsprache. Der Islamkritiker versicherte, dass er den Koran gelesen hätte, natürlich nur auf deutsch. Ein Teil der Besucher lachte, was die Gespaltenheit des Publikums bestätigte. Der nachträgliche Faktencheck ergab, dass der "falsch übersetzte" Text wörtlich so ausgerechnet auf der von Mazyek initiierten Webseite islam.de steht.

Bürgermeisterin Michaela Ritter erkämpfte sich dennoch das „Heimrecht“ auf ein versöhnliches Schlusswort und bekundete, dass sie interreligiösen Dialog gut und wichtig findet. Um sich zu verstehen sei es notwendig, dass man miteinander redet. Gut sei, dass ein Anfang gemacht wäre. Thaer Issa im Anschluss gegenüber RAZ: „Ich finde schon erstaunlich, dass solche Dialoge möglich sind. Das gibt es so nur in Deutschland, dass man sich streitet und geht trotzdem nicht aufeinander los.“