Asyl in Ebersbach: Die Flüchtlinge gehen an Ebersbach nicht vorüber

… sondern es ist amtlich: im Januar sollen mindestens 20 minderjährige Asylbewerber, die ohne Eltern eingereist sind, in der Paulsmühle in Kalkreuth untergebracht werden und ab Februar mindestens 70 männliche Flüchtlinge im Schloss Naunhof. Insgesamt soll Ebersbach 2016 – nach bisherigem Stand – 158 Asylbewerber aufnehmen – 48 war die Sollzahl 2015, dazu sollen 2016 noch einmal 110 kommen.

Organisatorin Barbara Schirmer und Redner Thomas Schädlich

Organisatorin Barbara Schirmer von der Bürgerinitiative Naunhof und Redner Thomas Schädlich

… sondern es ist amtlich: im Januar sollen mindestens 20 minderjährige Asylbewerber, die ohne Eltern eingereist sind, in der Paulsmühle in Kalkreuth untergebracht werden und ab Februar mindestens 70 männliche Flüchtlinge im Schloss Naunhof. Insgesamt soll Ebersbach 2016 – nach bisherigem Stand – 158 Asylbewerber aufnehmen – 48 war die Sollzahl 2015, dazu sollen 2016 noch einmal 110 kommen.

Die Paulsmühle ist das einzige Objekt, das dem Landkreis, in dem Falle von einem Privateigentümer, zu Verfügung gestellt wurde. Das Schloss Naunhof gehört dem Landkreis. Noch nicht einmal mit diesen beiden Objekten könnte Ebersbach seiner Mitwirkungspflicht nachkommen – und nicht einmal diese werden den Anforderungen an eine vernünftige Unterkunft gerecht. Da dürften sich Flüchtlinge und Einwohner ausnahmsweise einig sein. Auch die Verwaltung der Gemeinde kann dem wahrscheinlich wenig entgegensetzen. Zwar informierte die Bürgermeisterin Margot Fehrmann auf Einwohnerversammlungen in Kalkreuth und in Ebersbach über die Problematik, der Unmut der Bürger war aber unüberhörbar. Um so ergriffener zeigte sie sich von der friedfertigen und offenen Atmosphäre des Lampionumzuges in Naunhof am Freitag, dem 23. Oktober. Neben der Fremdenangst, die auch artikuliert wurde, ziehen sich durch alle drei Veranstaltungen die Zweifel daran, dass die gegenwärtige Einwanderungswelle noch beherrscht wird, der Zweifel daran, dass durch die Volksvertreter noch die Interessen des Volkes vertreten werden und Zweifel an der Machbarkeit und der Sinnhaftigkeit der Unterbringung von Asylbewerbern in einem ländlichen Raum, der aufgrund mangelhafter Infrastruktur selbst am Fördertropf der EU hängt.

Landrat Arndt Steinbach schreibt in einem Brief an die Naunhofer Bürgerinitiative: "An dem für heute geplanten Lampionumzug kann ich aufgrund anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen. Sie wissen, dass ich mich jeder Diskussion zum Thema Asyl stelle. In diesem Zusammenhang möchte ich Sie um Verständnis bitten, dass der Landkreis angesichts der stetig steigenden Flüchtlingszahlen jede Möglichkeit zur Unterbringung nutzen muss. Wir haben keine Reserven und auch keine Alternativen. Und wir können uns die Flüchtlinge nicht aussuchen nach Familien oder alleinstehenden jungen Männern. Jede Kommune ist in diesen Wochen gefordert, sich an der Unterbringung zu beteiligen. Lassen Sie uns gemeinsam diese Krise, die für uns alle eine große Herausforderung bedeutet, bewältigen. Ich behaupte nicht, wir schaffen das, doch wir sollten es zumindest gemeinsam versuchen!"

Indem der Landrat die gegenwärtige Situation als Krise bezeichnet, bestätigt er im Grunde die Sorgen der Bürger. Frau Dr. C.W. aus Ebersbach, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat auf der Ebersbacher Einwohnerversammlung vom 2. Oktober 2015 die Position der Einwohner zur Frühlingskrise vorgetragen, die sie in einem Brief an Ministerpräsident Stanislaw Tillich formulierte und an den Landtagsabgeordneten unseres Wahlkreises, Sebastian Fischer (CDU) übergab.

Sebastian Fischer fand sich in Ebersbach in einer ungewohnten Position wieder. In „den Medien” gilt der Mann als Rechtsaußen in seiner Partei, u.a. weil er angeboten hatte, bei Pegida zu reden. Jetzt muss er für die Politik der Bundeskanzlerin gerade stehen. Da hilft nicht einmal der Verweis darauf, dass Vorschläge zur Verschärfung des Asylrechts derzeit permanent an der rot-grünen Mehrheit im Bundesrat scheitern.

Die Zuhörer interessiert das vordergründig nicht mehr. Eine der Forderungen von Frau Dr. C.W., die mit großem Beifall aufgenommen wurde, war: „Beenden Sie sofort die fatale Gleichsetzung von Kritikern der gegenwärtig geübten Asylpraxis mit Fremdenfeindlichkeit.” Als für die Debatte schädlich hat sich vor allem die Gleichsetzung von Fremdenfeindlichkeit und Fremdenangst erwiesen. Barbara Schirmer, Sprecherin der Bürgerinitiative aus Naunhofer Frauen, die den Lampionumzug organisiert hat, gesteht: „Wir als Dorfgemeinschaft haben einfach alle Angst um die Sicherheit unserer Kinder. Da gibt es auch keinen Unterschied zwischen Alt- und Neu-Naunhofern.”

Bei 720 Teilnehmern in einem Dorf mit 480 Einwohnern dürfte sich da unterschiedslos fast jeder Einwohner eingereiht haben. Den zweitgrößten „Block” dürften die Steinbacher gestellt haben, bei denen sich Barbara Schirmer ausdrücklich bedankte. „Wir danken allen aus den Nachbardörfern. Wir würden in einer ähnlichen Situation genauso handeln. Mein Dank gilt aber auch den Naunhofern selbst für ihre zahlreiche Teilnahme und die große Disziplin sowie nicht zuletzt den Ordnungskräften, ohne die wir die Veranstaltung nicht hätten durchführen dürfen.”

Zieht man ein Fazit zu allen drei Veranstaltungen, so stand bei allen im Vordergrund, was Thomas Schädlich in seiner Rede in Naunhof so formulierte: „Ich hoffe und wünsche mir, dass ich Unrecht habe, wenn ich mir Sorgen um die Zukunft meiner Familie und um die unserer Gemeinschaft mache.” Dass die Sorgen durchaus verstanden werden und auch ankommen, war durch Margot Fehrmanns Teilnahme an dem Umzug ebenso zu erkennen wie an der Wortwahl des Landrates in seinem Brief. Ob Naunhof allerdings überhaupt eine Unterbringungsmöglichkeit ist, wie der Landrat derzeit hofft, darüber dürfte in den nächsten Wochen weiter diskutiert werden.