Radeburg · Landkreis Meißen: Polizei zählt Kinder im Bus

Wir berichteten im vergangenen August über die Probleme im Schülerverkehr. Angeblich waren Schüler stehen gelassen worden, weil der Bus überfüllt war. Gelöst ist das Problem nach wie vor nicht. Jetzt sah sich die Polizei das an.

Wie es mit dem Schülerverkehr weitergeht.

Wie es mit dem Schülerverkehr weitergeht, weiß der Himmel.

Irgendwann wussten sich die Schulleiter nicht mehr zu helfen und informierten die Polizei. Nun war es so weit. Polizisten stoppten an der Haltestelle Radeberger Straße den 7:20 Uhr-Bus der Linie 308, weil dieser dem Vernehmen nach regelmäßig überfüllt sei.

Die Polizisten ließen alle stehenden Kinder aussteigen, zählten diese und die im Bus verbliebenen sitzenden Kinder und kamen auf 28 plus 47. Das sind zusammen 75. Der Bus hat 50 Sitz- und 50 Stehplätze. Der Busfahrer hatte also nichts falsch gemacht. Die Kinder konnten wieder einsteigen und der Bus konnte weiterfahren.

„Da hat er Glück gehabt,“ erklärte Elternvertreter Jens Purschwitz, der die Aktion begleitete. „denn heute fehlten zwei Klassen wegen eines Projekttages, denn sonst sind es 30 Schüler mehr.“

Im August soll ein Busfahrer Kinder in Großdittmannsdorf stehen gelassen haben, was möglicherweise zwar nicht stimmte, aber es löste damals einen Proteststurm aus. Vom Grunde her dürfen nur so viel Personen befördert werden wie es Plätze gibt. Wären alle 105 Kinder mitgefahren, hätte sich der Busfahrer strafbar gemacht. Nicht auszudenken, wenn dann auch noch ein Unglück passiert.

Aber selbst mit diesen 75 Kindern sah der Bus überfüllt aus. Jeder Ranzen nimmt – zumindest bei den im Gang stehenden Kindern – noch einmal den Platz von fast einer Person ein. Viele Kinder sind nicht in der Lage, sich vernünftig festzuhalten, noch dazu mit der Last des Ranzens.

„Es ist ein Unding, unsere Kinder solchen Gefahren auszusetzen,“ schimpft Oberschulleiter Michael Ufert. „Ob BER, Elbphilharmonie oder Citytunnel – überall wird gezeigt, dass Geld da ist für die fragwürdigsten Dinge. Aber wenn es um die Sicherheit unserer Kinder geht, reicht es nicht einmal, einen angemessen großen Bus auf die Strecke zu schicken.“

Die Verantwortung für das Problem schieben seit August die Landkreise Bautzen und Meißen sowie die Stadt Dresden im Kreis herum. Ufert: „Jeder verweist auf den anderen. Wieso sind die drei Behörden nicht in der Lage, sich mal an einen Tisch zu setzen und das Problem zu lösen?“

Lieber lassen sie den Busfahrer die Suppe auslöffeln, die er nicht eingebrockt hat. Und das täglich.