Marsdorfer Schwalbentag wirbt für die fliegenden Sympathieträger

Manchem Hausbesitzer sind die Mehl- und Rauchschwalbennester wegen des Kots, der sich darunter sammelt, lästig und sie sagen ihnen den Kampf an. Dass es auch anders geht mit der Koexistenz, haben die Ornithologen beim Schwalbentag bewiesen.

Matthias Schrack (3. v.l.) von der Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf und Michael Creutz (r.) vom Marsdorfer e.V. erläutern einigen der ausgezeichneten Teilnehmern der Aktion "Schwalben willkommen" Möglichkeiten zum Anbringen künstlicher Nisthilfen

Matthias Schrack (3. v.l.) von der Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf und Michael Creutz (r.) vom Marsdorfer e.V. erläutern einigen der ausgezeichneten Teilnehmern der Aktion "Schwalben willkommen" Möglichkeiten zum Anbringen künstlicher Nisthilfen und von Kotbrettern. Letzteres dient zur Vermeidung der einzigen negativen Begleiterscheinung einer Schwalbenbrut und damit einer besseren Akzeptanz von Schwalbennestern am Haus. Foto: Hanspeter Mayr

Sie sind eine Zierde für jede Hofstelle und doch werden es immer weniger: Mehl- und Rauchschwalben scheinen ebenso vom allgemeinen Rückgang der Vogelarten betroffen  zu sein wie manch seltenere Vögel.

Die NABU-Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf und der Marsdorfer e.V. wollen dies nicht hinnehmen und gestalteten am heutigen Sonnabend einen aufwändigen Informationstag rings um die zwei sympathischen Schwalbenarten mit fachlich fundierten Vorträgen, der praktischen Präsentation guter Beispiele in Marsdorf und motivierenden Aktionen wie der Überreichung der attraktiven Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“. Darunter sind so bekannte Betriebe wie Wacker Chemie in Nünchritz oder die Agrargenossenschaft Radeburg. Insgesamt hat der Marsdorfer Schwalbentag die Verleihung von 50 Plaketten und Urkunden an Betriebe und Einzelpersonen aus 22 verschiedenen Ortschaften in den Landkreisen Meißen und Bautzen sowie der Landeshauptstadt Dresden ausgelöst. Davon wurden gestern  40 Plaketten überreicht, zehn weitere Plaketten werden demnächst vor Ort übergeben. Die Ausgezeichneten erhielten mit der Projektmappe einen Flyer zur Schwalbenaktion des NABU und der LANU mit dem Hinweis, weitere Schwalbenhöfe mit dieser schönen Form der Würdigung bekannt zu machen (Multiplikatorenwirkung).

Rund 60 Interessenten folgten der Veranstaltung mit anschließendem Dorfrundgang in Marsdorf. Herr Rosenkranz (Marsdorf) stellte in seinem Grundstück mehr als 30 Mehlschwalbennester vor, ebenso viele waren es in der Buswäsche von TRD-Reisen. Im benachbarten Tiergehege verfolgten wir interessiert die Ausführungen von Michael Günther über den Erhalt der genetischen Vielfalt alter Haustierassen am Beispiel des Deutschen Karakulschafes und Schwalbenförmigen Wollschweins: Letzteres produziert in Suhlen die Baustoffe für die Schwalbennester.

Lehmpfützen im Frühjahr, rund um die Uhr geöffnete Stallfenster oder –türen, ausreichend Fluginsekten als Nahrung – scheinbar banale und vor wenigen Jahren noch völlig normale Umstände im dörflichen Alltag gehen immer mehr zurück. Inzwischen machen sich schon Naturschutzvereine Gedanken, wie sie diese Bedingungen aufrecht erhalten können. Das ist ohne Mitmacher nicht möglich. So ist der Schwalbentag genau die richtige Maßnahme, um überhaupt Bewusstsein zu wecken und zum Mitmachen anzuregen.

Die Großdittmannsdorfer und Marsdorfer Experten haben aber auch Ratschläge parat, wenn die Bedingungen an frisch sanierten Gebäuden und asphaltierten Feldwegen zu schwinden scheinen. Künstliche Lehmpfützen im Frühjahr sowie Kunstnester und Kotbrettchen unter den Nestern verhelfen wohnungslosen Schwalben einerseits zu einer Brutstätte und andererseits den „Wirtsleuten“ der Schwalben, den zugegebenermaßen nicht so erfreulichen Kot in geordnete Bahnen zu lenken.

„Die beiden sympathischen Schwalbenarten sind für uns ein Türöffner, um mehr Bewusstsein für Schutzmaßnahmen auch anderer Feld- und Wiesenvögel zu wecken. Wer einmal das vertrauliche abendliche Wispern aus dem Mehlschwalbennest unter dem Trauf gehört oder die akrobatischen Flugkünste der Rauchschwalbe vor der eigenen Nase erlebt hat, möchte das nicht mehr vermissen.“

Doch wie verhilft man den Schwalben wieder zu mehr von ihrer Hauptnahrung, den Fluginsekten? Jeder kann mit einem naturnahen Garten dazu beitragen, dass die Zahl der Insekten wieder anwächst. Umweltverträgliche Landwirtschaft wäre aufgrund der Flächengröße jedoch eine noch wichtigere Voraussetzung. Ohne Berührungsängste und mit großen gemeinsamen Erfolgen pflegen die beiden Marsdorfer und Dittsdorfer Vereine deshalb seit Jahren eine enge Zusammenarbeit mit den namhaften Landwirtschaftsbetrieben der Region und inzwischen auch darüber hinaus. Damit konnten die umtriebigen Fachleute bereits zahlreiche praktische Verbesserungen für die heimische Tier- und Pflanzenwelt der Moritzburger Kleinkuppenlandschaft erreichen. 

Matthias Schrack: "Ich bedanke mich bei den aktiv beteiligten FG-Mitgliedern Klaus-Peter & Bärbel Arnold (Teilnehmer), Manfred Böhme (Einlass), Georg Bruchmüller (Bücherstandbetreuung), Horst Günther (Teilnehmer), Dieter Opitz & Manfred Reimann (Betreuung Naturschutzausstellung), Ingrid Schnippa (Exkursionsteilnehmerin) und Betina Umlauf (Referentin). Und natürlich auch bei Andrea und Holger Oertel, die zwei Großposter zum Schwalbenschutz und zur Nistkastenornithologie anfertigten.  Ganz toll auch die Redebeiträge von Michael Creutz (Marsdorfer e.V.) über unser gemeinsames Wirken im Biotop- und Artenschutz, von Michael Günther (Marsdorfer e.V.) über die Ergebnisse seiner Schwalbenerfassung 2015 in Marsdorf sowie von Anna-Sophie Großmann, die als Azubi über Erfahrungen beim Schwalbenschutz in der Milchviehanlage Großdittmannsdorf berichtete. Und nicht zuletzt hat Ina Ebert (NABU-Landesverband) die Urkunden erstellt. Alle Genannten haben somit zum erfolgreichen Gelingen des Schwalbentages beigetragen!"