Lichtblick für Schloss Berbisdorf

Am 13. Juli wurde durch den Eigentümer des Berbisdorfer Schlosses gemeinsam mit Bürgermeisterin Michaela Ritter in einem der "Lusthäuschen" ein Schlosscafé eingeweiht. Damit wird in der Geschichte des Schlosses ein neues Kapitel aufgeschlagen.

Blumen und beste Wünsche von Michaela Ritter (li.) für den Neustart auf Schloss Berbisdorf

Blumen und beste Wünsche von Michaela Ritter (li.) für den Neustart auf Schloss Berbisdorf für Gabirele und Kay-Uwe Strehle.

In seiner „Beschreibenden Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“ von 1914 beschreibt Cornelius Gurlitt das Schloss Berbisdorf so: „Das Schloss steht auf einer von nassem Graben umgebenen rechteckigen Insel.

Das Tor (zum Hof – d.Red.) ist ein weitgespannter gequaderter Bogen, unten mit Steinsitzen. Daneben auf Postamenten toskanische Säulen, die das verkröpfte Gesims und über diesen einen Obelisk tragen.“ Im Schlusstein auf einer Kartusche steht H.S.v.Z. 1670. Gemeint ist damit der Kammerherr Hans Siegmund von Zeidler, der 1666 das Schloss auf den Mauern einer vorherigen Burg errichten ließ.

Bei Gurlitt heißt es weiter: „Zum Tor führt eine moderne Brücke. Vor diesem ein von Steinpfeilern und schmiedeeisernem Gitter eingefasster Hof, an dessen beiden Enden kleine Lusthäuser mit Pyramidendach stehen.“

Das Schloss hatte einen dreiseitigen Grundriss mit einem Innenhof, der erst durch Frau von der Decken 1878 geschlossen und überbaut wurde. 1889 wurde durch Herrn von Spörcken ein dem Schloss Moritzburg nachempfundener Turm angebaut, der noch heute das Bild des Schlosses prägt, das auch Gurlitt gesehen hat und wie es auch Sachsens letzter König, Friedrich August III. von Sachsen gesehen hat. Wir berichteten im Jahr 2000 im RAZ im Artikel „Ein Schlosspark – drei Epochen“ unter anderem über den Besuch des Königs im Schloss anhand eines alten Radeburger Anzeigers aus dem Jahr 1905 – im Internet noch mal nachzulesen.

Auch über die Geschichte des Verfalls schrieben wir in diesem Artikel und später kam noch ein weiteres Kapitel hinzu – mit dem Einsturz der Südwest-Ecke war auch im bildlichen Sinn ein neuer Tiefpunkt der Schlossgeschichte erreicht. „Was wird aus Schloss Berbisdorf?“ fragten wir 2012.

Der letzte Schlossbesitzer, Dr. Walter Große, kam bei einem Bombenangriff auf Dresden ums Leben und so stand das Areal nach dem Krieg relativ schnell Umsiedlern zur Einquartierung zur Verfügung. Durch die Bodenreform wurde das Rittergut parzelliert und das Schloss wurde 1949 Kinderheim und 1974 Lehrlingswohnheim. Zu DDR-Zeiten niemals geklärte Eigentumsfragen führten in der Zeit nach der Wende zu einem Interregnum, durch das dem Schloss erheblicher Schaden zugefügt wurde.

Als das Gebäude 2010 in den Besitz der baden-württembergischen Ventar Immobilien AG kam, war es schon erheblich entwertet. Es war Wind, Wetter, Vandalismus und weiterer Plünderung schutzlos ausgesetzt und die halbe Million Euro, die die Immobilienhaie dafür haben wollten, waren in keiner Weise gerechtfertigt. Das wurde durch den Einsturz der Ecke erst richtig offenbar.

Erst im zweiten Anlauf kam Kay-Uwe Strehle, ein junger Unternehmer aus Dresden, zum Zuge. Im Rahmen einer Auktion ersteigerte er das Schloss, nachdem er vorher bereits einmal gescheitert war. In der Zwischenzeit hatte er einen alten Dreiseithof erworben und zum Familiensitz um- und ausgebaut, aber der Traum vom Schloss, den er schon seit der Kindheit hatte, lebte weiter. Als Ende Mai 2013 das Schloss erneut zur Auktion stand, konnte er nicht anders. Obwohl es für ihn zum Wohnen nicht mehr in Frage kam, schlug er zu. Obwohl er so viel eigentlich nicht bieten wollte wie er am Ende bieten musste, entschied Herz über Kopf.

Der Plan ist nun, das Schloss, wenn es dann fertig ist, für Hochzeiten, Feierlichkeiten und andere festliche Anlässe zu vermieten. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Er ist seit nunmehr dreißig, vierzig Jahren der erste, der auch erkennbar was tut für das Objekt. Es geht in kleinen Schritten vorwärts. Die Sorge, dass er sich übernommen haben könnte, erscheint aber unbegründet. In den zurückliegenden drei Jahren hat er im Inneren des Schlosses alle Einbauten, die nach der großen Zeit der Spörckens gemacht wurden, zurückgebaut. Neu verlegt wurden die Anschlüsse für Wasser und Strom, als Voraussetzung für das weitere Bauen. Die Fenster, die zum Teil noch vom letzten Umbau der Frau von der Decken stammen, werden derzeit aufgearbeitet. Ein enormer Aufwand. Aber mit der Sanierung des ersten der beiden „Lusthäuser“ wurde nun auch ein äußerlich sichtbares Zeichen gesetzt, dass es wieder aufwärts geht.

Am 13. Juli war es so weit und gemeinsam mit Bürgermeisterin Michaela Ritter in dem Häuschen ein Schlosscafé eingeweiht. Kay-Uwe Strehles Mutter, Gabriele Strehle, die Jahrzehnte im Familienunternehmen mitarbeitete, hat hier nun eine neue Aufgabe gefunden und betreibt in der Sommersaison von Freitag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr, das Schlosskaffee. „Bis Ende September haben wir in jedem Fall geöffnet und dann entscheiden wir je nach Witterung.“

Das Kaffee war bereits vor diesem Termin „klammheimlich“ geöffnet. Dass dies nicht bekannt gegeben wurde, hatte einen guten Grund. Die Strehles wollten einen Massenansturm gleich zu Anfang unbedingt vermeiden und erst einmal zusehen, wie alles funktioniert.

In den letzten Wochen war zu bester Kaffeezeit dann der Außenbereich auch schon immer voll besetzt und Frau Strehle, die den angebotenen Kuchen selber bäckt, in steter Sorge, ob er denn reiche. Auch ihr Mann, Lothar Strehle wurde als Verstärkung mit eingespannt.

Das äußerlich winzige Nebengebäude entpuppt sich im Inneren als geräumige Schatztruhe. Stilvoll möbliert, mit einem Kachelofen bestückt, den Lothar Strehle in Dresden gerade noch vor der „Entsorgung“ retten konnte, bietet die Gaststube noch einmal so viel Platz wie der Außenbereich. Dazu gibt es noch eine kleine Küche für den Betrieb der Gaststätte und im Obergeschoss befinden sich Wohnräume, die derzeit aber nicht vermietet werden.

Die Nutzbarmachung der oberen Räume des Häuschens waren für Kay-Uwe Strehle dann auch der bisher härteste Knochen, denn hier kollidierten Denkmal- und Brandschutz.

Die Denkmalschützer haben sich schließlich mit dem Brandschutz geeinigt, denn sonst wäre das Gebäude jetzt noch nicht fertig. Aber der Wermutstropfen kann die Freude darüber nicht trüben, dass das Schloss und sein Ensemble auf einem guten Weg sind.

Falls Sie sich überlegen, am Wochenende hier mal Kaffee und Kuchen zu probieren – bitte nicht vom 12. bis 14. August einplanen, denn dann ist das Schlosscafé wegen Familienfeiern für die Öffentlichkeit geschlossen.


Quelle: „Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen“ Cornelius Gurlitt, Dresden 1914 Signatur: Hist.Sax.A.169-37, Seite 15ff


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