Bombing in Radeburg

In den späten Abendstunden des 26. September gab es Bombing-Alarm in Radeburg. Allerdings flog da nichts in die Luft. Bombing heißt im Sprayer-Jargon das schnelle und massenhafte Anbringen von so genannten Tags. Tags sind die Selbstbezeichnungen der "Künstler" - wenn es denn Künstler wären.

Ein Graffiti-"Künstler" verunziert die Stadt

Ein Graffiti-"Künstler" verunziert die Stadt. Kunstwert Null, Botschaft unverständlich, Sachschaden ca. 25.000 Euro

Ein Grafitti-Schmierer und sein Schmiere-Steher haben die treffende Selbstbezeichnung Saubär für sich gewählt und um die 20 mal auf Hauswänden in der Innenstadt hinterlassen. Mindestestens ein Zeuge hat die beiden Täter beobachtet und bei der Polizei eine Beschreibung abgegeben. Der Polizeiposten Radeburg hatte am Dienstagvormittag gut zu tun.

Nach Veröffentlichung auf unserer Facebookseite brach ein Shitstorm über die Täter los. Nicht jeder Kommentar war sachlich, aber der Ärger durchaus verständlich. Der Großenhainer Graffiti-Künstler Sebastian Bieler schätzt den Sachschaden auf 25 000 Euro, auf dem die Opfer wahrscheinlich sitzen bleiben, wenn die Täter nicht gefasst werden. Wenn man ihrer habhaft wird, dürften sie oder ihre Eltern eine Weile zu kauen haben - es sei denn, sie sind wohlhabend genug, sich das leisten zu können.

Die Kommentare reichten von Beschimpfungen bis Spott. Das "fachliche Urteil" fällt verheerend aus. Rechtschreibschwäche und fehlender Style werden moniert. So heißt es auf der Facebook-Seite vom Ideenwerk: "Üblicherweise werden Bewerbungen bei uns auf Papier abgegeben - doch wir nehmen auch diese Form zur Kenntnis. Allerdings ist zu sehen, dass es sich um einen noch sehr jungen, nicht nur wegen der Farbwahl blutigen Anfänger handelt. Wir hätten uns über einen Begabten gefreut, aber leider steht diese Aussonderung nur wenig über dem Niveau des Sprühjunkies mit dem 1954-Tag und die Bewerbung tut etwa so weh wie wenn Menderes bei Dieter Bohlen vorsingt. Da kann man nur auf den Buzzer hauen und sagen: versuch was anderes, denn das bringst du nicht!"

Fast zeitgleich verzierte ein mutmaßlich anderer Täter, der ebenfalls gesehen, aber anders beschrieben wurde, den Busbahnhof mit politischen Botschaften in englischer Sprache. Obwohl in diesem Bereich auch der "Bomber" auf die Idee kam, durch das Sprühen des Wortes "Refuges" (dt. "Rückzugsräume") irgendwie eine Botschaft zu hinterlassen ist dieser Täter doch anders. Er versucht gar nicht erst Kunst, sondern kommt gleich zu Sache. Ihn treiben offensichtlich die Themen "Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern" und "Welt ohne Grenzen" um. Wen er auf diese Weise überzeugen will, bleibt bisher sein Geheimnis.

Marcel Hahn schreibt auf Facebook dazu: "Es ist grundlegend nichts schlechtes, seiner Meinung kund zu tun, oder sich öffentlich dazu zu bekennen. Die Art und Weise, wie es hier geschehen ist, ist nicht die feine englische Art, aber es ist eine Form des Ausdrucks. Leider kann man sagen, dass Graffiti oft an Plätzen zu finden sind, wo sich die Eigentümer weniger darüber erfreuen. Deswegen sollte man gemeinsam schauen, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, wo sich die Akteure auf legale Art und Weise ausdrücken können. Politik und Graffiti gehören zusammen. Es ist ein Ausdruck der Jugend, sich mitzuteilen und zu sagen 'Hey wir haben auch etwas zu sagen.' Also...nehmt euch die Zeit und versucht mit der Jugend in Radeburg in Kontakt zu treten, denn so etwas entsteht nur, wenn die Jugend sich nicht verwirklichen kann, was leider der Fall ist in vielen kleinen Städten wie Radeburg."